Nach Fischsterben - Baltischer Goldsteinbeißer aus der Oder verschwunden

Mo 24.10.22 | 08:58 Uhr
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Ein Baltischer Goldsteinbeißer (Sabanejewia baltica) liegt am 19.07.2017 auf einer Hand am Fluss Oder bei Reitwein (Brandenburg). (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Bild: Audio: rbb24 Inforadio | 24.10.2022 | Martina Rolke

Der europaweit geschützte Baltische Goldsteinbeißer scheint aus der Oder verschwunden zu sein. Wissenschaftler des Leibniz-Institutes für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben die seltene Fischart bei Beprobungen in Höhe von Reitwein (Märkisch-Oderland) nicht mehr nachweisen können.

"Möglicherweise ist die etwa 500 Tiere zählende Population beim verheerenden Fischsterben nach der Umweltkatastrophe im August dieses Jahres in der Oder ausgerottet worden", sagt IGB-Fischökologe Christian Wolter. Er hatte das bereits Anfang September befürchtet.

Erstmals 2008 entdeckt

Der Baltische Goldsteinbeißer, der nur etwa acht bis zwölf Zentimeter groß wird, dunkel marmoriert ist und goldglänzende Schuppen an den Flanken hat, ist Wolter zufolge überwiegend in Teilen Osteuropas und Westasiens beheimatet. "Die Oder bei Reitwein ist sein westliches Verbreitungsgebiet", sagt der Wissenschaftler, der die Fischart dort erstmals im Jahr 2008 entdeckt hatte.

In diesem Flussabschnitt, zu DDR-Zeiten militärisches Sperrgebiet, befanden sich laut Wolter alte Buhnen, die über Jahrzehnte versandeten und einen sehr flachen Uferabschnitt bedingten - idealer Lebensraum für den Baltischen Goldsteinbeißer. 2016 waren die sechs Buhnen durch ein parallel zur Strömung liegendes Regulierungsbauwerk ersetzt worden, das den versandeten Flachwasserbereich schützt.

Die Fischereibiologen Christian Wolter (r-l), Lutz Wende und Jan Hallermann vom Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) sammeln mit Hilfe von Elektroangel und Kescher Fische aus dem Fluss Oder bei Reitwein. (Quelle: dpa/Frank Hammerschmidt)Mitarbeiter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) führen am 19. Oktober 2022 eine Fisch-Beprobung durch.

Ausbreitung einer giftigen Alge als wahrscheinlichste Ursache

Das Sterben der Fische wurde am 9. August auf deutscher Seite des Grenzflusses entdeckt. Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben schon Ende Juli erste Hinweise darauf. Deutschland warf Polen vor, die Ereignisse nicht frühzeitig gemeldet zu haben.

Deutsche Experten halten die massive Ausbreitung einer giftigen Alge für die wahrscheinlichste Ursache des massenhaften Fischsterben in der Oder.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.10.2022, 6 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Na, so ein Witzbold !! Dabei ist es traurig, wenn wieder eine Art verschwindet. Aber vielleicht gibt's doch noch ein Fünkchen Hoffnung, die Oder ist lang, und es kann nicht Alles beprobt werden

  2. 5.

    Und wer sollte Ihrer Ansicht nach bestimmen, welche Fische in einen Fluss gehören?
    Fischer? Schiffer? Politiker? Bürger? Gott bzw. seine Vertreter? Sie persönlich? Vielleicht die Natur?
    Wissenschaftler ist mir persönlich die Gruppe denen man am ehesten zutrauen kann, dass herauszufinden.
    Für eine „invasive“ Art mit dem Wort Baltisch im Namen in einem Zufluss zum baltischen Meer ist eine geschätzte ehemalige Population von 500 nach 14 Jahren seit der Entdeckung aber nicht besonders erfolgreich in seiner „Invasion“. Scheint sich gut integriert gehabt zu haben sofern er nicht schon lange (immer?) unterm Radar dort gelebt hat.
    Was glauben Sie was im Grund eines Flusses noch unerkannt lebt oder leben könnte, wenn die Menschheit es nicht stören würde?

  3. 4.

    Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es keine Goldsteine in der Oder gibt die der Fisch beißen könnte?

  4. 3.

    Na dann kann es ja froh und munter losgehen mit dem Oderausbau, seltene Fischpopulationen erfolgreich ausgerottet, die Umweltverbände brauchen nun nicht mehr protestieren. Und interessieren tut es auch niemand mehr. “Keiner weiss was hier gescheh’n keiner hat etwas gesehen” (Rammstein - Donaukinder)
    Der Mob wird wieder dumm gehalten und keiner braucht bestraft werden. Prima ^^ - nicht.

  5. 2.

    500 Exemplare einer invasiven Art sind verschwunden. Das ist grundsätzlich eine sehr gute Nachricht. Jetzt muss der Blick auf die heimischen Fischarten gerichtet werden. Denn die sind wirklich wichtig. Es kann nicht sein, dass wissenschaftliche Mitarbeiter bestimmen welche Fische in einen Fluss gehören und dann behaupten ein Fluss muss nun diesen Arten angepasst werden. Dieser Fisch war über viele Jahrhunderte nie in der Oder beheimatet, dafür viele hundert andere Arten. Was ist das hier für eine Show?

  6. 1.

    Werden Reporter so schlecht bezahlt, das sie nur noch das schreiben können was ist und nicht warum etwas so ist? Die Ursache des Fischsterbens wäre doch mal ein guter Anfang zu einem guten Journalismus.

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