Personalmangel - Bildungsminister Freiberg will Teilausgebildete in Kitas einsetzen

Mi 02.08.23 | 17:33 Uhr
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Kinder rennen in einer Kindertagesstätte einen Gang entlang (Bild: dpa)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 02.08.2023 | A. Hewel | Bild: dpa

Nach Quereinsteigern in Schulen sollen nun auch teilausgebildete Erzieher in Kitas eingesetzt werden. Das schlägt Brandenburgs Bildungsminister Freiberg vor. Während die GEW das ablehnt, sehen Kommunen keine Alternativen zu diesem Schritt.

Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) will mit einer Personalrechtsreform für ausreichend Erzieher in den Kitas sorgen. Nicht jede Aufgabe in den Tagesstätten müsse durch langjährig vollausgebildete Fachkräfte erledigt werden, sagte Freiberg am Mittwoch dem rbb. Es soll daher künftig bis zu 20 Prozent Ergänzungskräfte in den Kitas geben dürfen, so sein Vorschlag.

Mindestanforderungen müssten aber erfüllt werden

Diese Ergänzungskräfte sollen aber auch pädagogische Mindestqualifizierungen absolvieren müssen und nur unter Aufsicht handeln dürfen. In anderen Bundesländern könnten solche Mitarbeiter bereits in Kitas eingesetzt werden. Auch die Erzieher in Brandenburg hätten sich eine solche Öffnung im Personalrecht gewünscht, so der Minister. Freiberg möchte außerdem die Zulassungsverfahren für Kita-Mitarbeiter vereinfachen, um auch schnelle Einstellungen zu ermöglichen.

In den Kitas sollen außerdem sogenannte multiprofessionelle Teams aufgebaut und weiterentwickelt werden - die helfen, die Bildungs- und Förderaufgaben zu realisieren.

Diese Vorschläge für eine Kita-Personalrechtsreform will der Minister nun mit den kommunalen Spitzenverbänden, den Trägerverbänden und dem Landeskitaelternbeirat diskutieren.

Im Herbst sollen erste Änderungen im Kita-Personalrecht in Kraft treten.

GEW: Problem lange bekannt, aber mit Gewerkschaft nicht zu machen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellt ich gegen Freibergs Pläne. GEW-Landeschef Günther Fuchs sagte am Mittwoch im rbb24 Inforadio, das sei mit seiner Gewerkschaft nicht zu machen. Vielmehr müssten die sogenannten Ergänzungskräfte während der Berufsausübung zu vollqualifizierten Erzieherinnen und Erziehern ausgebildet werden. Die Pläne in der jetzigen Form bedeuteten eine "Entprofessionalisierung". Das neue Personal dürfe die Erzieherinnen und Erzieher nicht ersetzen.

Fuchs unterstrich, dass der Mangel an Fachpersonal schon lange bekannt sei. Es gehe nun darum, in die Ausbildung zu investieren, so der GEW-Landesvorsitzende.

Zuspruch aus Kommunen zum Freiberg-Verstoß

Für den Landkreis Märkisch-Oderland gibt es aber "gar keine Alternative" zu Freibergs Plänen, sagte Vize-Landrat Friedemann Hanke (CDU) dem rbb. Den Personalmangel kann "jeder Kitaträger, jede Gemeinde, letztlich alle Eltern bestätigen", so Hanke weiter. Der Fachkräftemangel sei insbesondere an den gekürzten Öffnungs- und Betreuungszeiten in vielen Einrichtungen abzulesen. Allerdings räumte Hanke ein, dass sich die Qualität der Betreuung durch die Erweiterung des Personals auf Quereinsteiger verschlechtern könnte.

In der Stadt Frankfurt (Oder) hingegen sei von Fachkräftemangel keine Rede, erklärte Stadtsprecher Uwe Meier. Trotzdem begrüße er den Vorschlag, künftig auch Quereinsteiger einzustellen. "Wir würden uns allerdings wünschen, dass die Hürden reduziert werden, sodass Fachkräfte aus ähnlichen Bereiche wie beispielsweise Theaterpädagogen anerkannt würden", ergänzte Michael Kuhl von den Frankfurter Fröbel-Kitas.

Landesweite Proteste im Mai

Im Mai waren landesweit Menschen zum Protest für mehr Kita-Plätze und bessere Arbeitsbedingungen zusammengekommen. Freiberg hatte den Kommunen im Juni wegen des akuten Personalmangels Veränderungen zugesagt.

Eine größere Reform des Kitarechts war ursprünglich bis Anfang 2023 geplant, liegt aber seit vergangenem Jahr auf Eis, nachdem die Kommunen auf die Bremse getreten hatten. Die Reform sollte die Finanzierung transparenter gestalten, auch um Differenzen der Kita-Beiträge in den Städten und Gemeinden abzubauen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.08.2023, 16:10 Uhr

27 Kommentare

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  1. 27.

    Die Träger, die ein Haus tarif haben, werden sich sehr freuen über nicht qualifizierte Erzieher, suppr Belege Arbeitskräfte, trotz die schlechte Bezahlung.
    Sie müssen erst die Arbeit Bedingungen für die Erzieher besser machen besonders mit der tariff, dann wird keine Arbeitskraft Mangel geben.

  2. 25.

    "Zuspruch aus Kommunen zum Freiberg-Verstoß"
    VERstoß? :-)

  3. 24.

    Es gibt nur ein Desaster für DE. Das ist blau und wird vom BfV beobachtet.
    Und wenn einer mit "die selbsternannten" kommt, weiß jeder gleich aus welcher Ecke, gelle?!

  4. 23.

    Wir sind nur leider viel zu dumm, die Kinder auch entsprechend zu fördern und zu bilden. Also alle Kinder, egal ob zugewandert oder hier geboren. Man kann es schlicht nicht schön reden.

  5. 22.

    Bei der allerkleinsten Sache wird heute sehr klagefreundlich agiert.... Denken Sie das zu Ende.

  6. 21.

    Mit früher meinen Sie wohl vor 100 Jahren, da mag es stimmen, dass es hierzulande 20 Millionen Rentner weniger gab, da es heute ca. 22 Millionen gibt.

    Tja, früher gab es keine Kitas, und heute sind sie Pflicht.

  7. 20.

    Lol haben sie mal auf die Alterspyramide in Deutschland gekuckt? Wir können uns über jedes Kita-Kind freuen.

  8. 19.

    Sie meinen das "Regime" der SPD im Bundesland Brandenburg?

  9. 18.

    Was verstehen Sie unter "Politiker" in Deutschland?
    Meinen Sie ein vom Volk gewählten Abgeordneten (Volksvertreter)? Der benötigt keine Ausbildung, selbst sein Schulabschluss ist uninteressant.
    Meinen Sie einen Minister, Staatssekretär oder Bürgermeister? Die benötigen, abgesehen vom Bürgermeister, einen kompletten Ausbildungs- und Studiumsgang samt erfolgreicher Abschlüsse und Praxiserfahrung.

  10. 17.

    Wem das gegenwärtige "Regime " nicht passt, kann auswandern. Hier hetzen, finde ich absolut nicht passend. Konstruktive Meinungen ja.

  11. 16.

    Ich vermute das damit alle pädagogischen Ausbildungen gemeint sind, also vom Sozialassistent/in bin zu Dozent oder so

  12. 15.

    Um ehrlich zu sein ich verstehe die ganze Aufregung nicht. So lange die qualifizierten Fachkräfte die hochmotivierten "Neuankömmlinge" mobben, braucht sich niemand zu wundern, dass es kein Nachwuchs gibt.
    Hin oder her. Jeder sollte wenn er seinen Job mit Herzblut macht, eine Chance bekommen.

  13. 14.

    Ich begreife absolut nicht, warum der Beruf von Erziehern in der Politik so dermaßen schlecht dasteht. Warum werden wir nicht unterstützt? Gehalt total schlecht,die Arbeitsbedingungen so krass. Es kommen immer mehr Kinder,die Probleme haben.Und zu viele. Die Familien werden in vielen Dingen unterstützt: Mittagessen, Hort/Kita-Gebühr, Schulbücher, Förderung-so vieles ist kostenlos. Aber für die Erzieher gibt es da nichts. Im Gegenteil. Was ich schon investiert habe, damit ich gut arbeiten kann.

  14. 13.

    Ich bin gegen solche Überlegung,.daß Leute ohne Ausbildung auf Kinder die das Beste einer Nation sind losgelassen werden. Bei unseren Politikern müßte doch langsam angekommen sein,ohne Ausbildung neuer Fachkräfte ist Scheitern vorprogrammiert.Punkt2: Das ist doch die beste Möglichkeit für Pädophile ihrer Zielgruppe nah zu sein. Für mich unvorstellbar,aber schon vorgekommen.

  15. 12.

    Welche Qualifikation soll denn gelten für die "Teilausgebildeten"?
    Und wieviel sollen die verdienen?

  16. 11.

    Auch Muddis und Papis sollten sich vorher überlegen, ob Sie Ihrer Verantwortung als Eltern für Ihre Kinder gerecht werden.

  17. 10.

    Na das ist leicht zu beantworten. Im Gegensatz zu früher haben wir 20 Mio Rentner mehr.

  18. 9.

    Die Beschäftigtenquote soll so hoch sein wie nie in Deutschland.
    Da fragt man sich doch:
    Wo arbeiten die alle?
    Wenn in der Daseinsvorsorge Mangel herrscht.
    Und dazu noch für einen derart wichtigen, elementaren und anstrengenden Beruf des Erziehers eine im Grunde schlechte Bezahlung - verglichen mit anderen völlig überbezahlten Jobs und unnötigen Posten, von denen es immer mehr gibt.

  19. 8.

    Und Sie "gehören hier hin"? Warum? Wenn Sie mir jetzt mit dem Argument kommen, ihre Großeltern haben schon hier gelebt, kenn ich genug türkisch- und arabischsprechende Menschen, auf die dasselbe zutrifft...

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