Reifenproduktion in Fürstenwalde - Wirtschaftsminister Steinbach will mit Goodyear über Landesförderung verhandeln

Mi 13.12.23 | 14:04 Uhr | Von Fred Pilarski
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Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) gibt vor dem Goodyear-Eingang in Fürstenwalde Antenne Brandenburg ein Interview, während Mitarbeiter des Werkes nach einer Betriebsversammlung aus dem Werk kommen. (Foto: dpa)
Audio: rbb24 Inforadio | 13.12.2023 | Fred Pilarski | Bild: dpa

Goodyear will in seinem Fürstenwalder Werk bis 2027 die Reifenproduktion einstellen. Etwa 750 Arbeitsplätze wären davon betroffen. Betriebsrat, Gewerkschaft und Land suchen nach Wegen, um die Produktion am Standort zu halten. Von Fred Pilarski

Die Ankündigung, dass der Reifenhersteller Goodyear bis 2027 seine Reifenproduktionslinie in Fürstenwalde (Oder-Spree) fast komplett schließen will, hat auch bei der Brandenburger Landesregierung hohe Wellen geschlagen. Am Dienstag waren Ministerpräsident Dietmar Woidke und Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (beide SPD) erneut in Fürstenwalde. Zusammen mit dem Betriebsrat wollen sie einen Ausweg finden, um die 750 Arbeitsplätze irgendwie doch noch zu erhalten.

Joberhalt ist Plan A des Betriebsrats

"Unser Weg als Betriebsrat ist Plan A: Wir wollen die Reifenproduktion am Standort erhalten. Wir haben gut ausgebildetes Personal, das ist unser Pfund. Mit dem können wir weiterarbeiten", erklärte Goodyear-Betriebsratsvorsitzender Peter Weiser nach der Gremiensitzung mit Woidke und Co. Er könne sich jetzt zwar auch um die sozialverträgliche Ausgestaltung des angekündigten Jobabbaus kümmern. Doch das wäre eher der Plan B und vorerst kein Thema, unterstrich Weiser.

Gewerkschaft: Über die Zukunft reden, nicht übers Plattmachen

So sieht es auch Rolf Erler, Bezirkschef der Industriegewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie (IG BCE): "Es ist nicht der Zeitpunkt, wo wir über einen Sozialplan oder über Sozialplan-Tarifverhandlungen reden. Wir sind an dem Punkt, wo wir über die Zukunft des Standorts reden wollen und nicht übers Plattmachen!"

Der Bezirkschef der IG BCE hatte am Dienstagnachmittag gemeinsam mit Woidke und Steinbach an der Betriebsratssitzung teilgenommen. "Um von Fortschritten zu sprechen, ist es definitiv zu früh. Wichtig war uns, dem Betriebsrat unsere Loyalität deutlich zu machen, dass wir hier an der Stelle bei den Beschäftigten stehen", unterstrich Steinbach gegenüber dem rbb. "Und dass wir vonseiten der Landesregierung auch gegen gegenteilige Äußerungen des Unternehmens noch nicht aufgegeben haben, was das Weiterleben des Standorts betrifft", so der Wirtschaftsminister weiter.

Wenige Tage zuvor hatte Steinbach bereits im Wirtschaftsausschuss des Landtags berichtet, dass ein Verkauf des Werkes derzeit nicht zur Debatte stehe. Ziel sei es nach wie vor, nichts unversucht zu lassen, um die Entscheidung von Goodyear umzukehren. Zugleich betonte der Wirtschaftsminister aber auch: "Bitte glaubt nicht, dass ich an der Stelle Wunder vollbringen kann."

Angebot für Förderung eines Abluftsystems

In der Runde mit dem Betriebsrat sollen Ideen besprochen worden sein, die das Unternehmen vielleicht doch noch umstimmen könnten, indem gezielt dort gefördert wird, wo es für die Fürstenwalder Wettbewerbsnachteile gibt. So könnte sich Steinbach vorstellen, die Sanierung eines Abluftsystems zu fördern, mit dem sich die genehmigte Betriebsdauer einer Produktionshalle verlängern ließe.

Goodyear wollte Sitzung nicht kommentieren

Goodyear-Pressesprecher Jens Hack wollte diesen Vorschlag im Anschluss nicht kommentieren. Als Gründe für das Ende der Reifenproduktion verwies der Sprecher noch einmal auf globale Gründe für die Entscheidung: Die gesunkene Nachfrage, die Billigkonkurrenz aus Asien und die gestiegenen Kosten betreffe Reifenhersteller in ganz Deutschland.

"Wir sind in einem offenen Dialog mit der Landesregierung, um die Gründe für die Schließung zu erläutern und wir werden diesen Dialog auch noch vertiefen. Gleichzeitig werden wir in die Verhandlungen mit den Sozialpartnern gehen in den nächsten Wochen", sagte Hack dem rbb. Auf die Nachfrage, ob ein so formuliertes Gesprächsziel überhaupt Spielräume lässt, betonte der Unternehmenssprecher noch einmal seine Formulierung: "Es ist ein offener Dialog".

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.12.2023, 07:20 Uhr

Beitrag von Fred Pilarski

10 Kommentare

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  1. 10.

    „Es ist der Job eines Wirtschaftsministers Arbeitsplätze zu sichern“
    Sind Sie auch gespannt, was erreicht wird? Die Methode des Zeichensetzens wird nicht gelingen.

    „dann mit Goodyear reden. Ist das nicht der Fall muss man sich Gedanken um neue, profitable Arbeitsplätze am Standort machen“ Hm, jetzt schon???
    „Diese populistische AfD-Nummer: "Die da oben haben keine Ahnung!"
    Ich bin auch der Meinung, dass Ergebnisse Wahlerfolge bringen....
    Oder wollten Sie mir „eins reinwürgen“?

  2. 9.

    Es ist der Job eines Wirtschaftsministers Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen. Was ist falsch da mit dem Betriebsrat nach Lösungen zu suchen? Die Frage ist, ob und wie der Standort Fürstenwalde langfristig wirtschaftlich produzieren kann.
    Gibt es Ideen kann der Wirtschaftsminister dann mit Goodyear reden. Ist das nicht der Fall muss man sich Gedanken um neue, profitable Arbeitsplätze am Standort machen.
    Diese populistische AfD-Nummer: "Die da oben haben keine Ahnung!" ist doch nur langweilig.

  3. 8.

    Ich beklage, dass die Geschäftsleitung auch die richtigen Gesprächspartner sind. Und vor allem waren! In der Vergangenheit. Gewerkschaftssitzungen, um Zeichen zu setzen, ist etwas für „Armbindenträger“...
    Haben Sie ein neues Hobby?
    Wieder viel geschrieben. Aber der Inhalt ist für die Galerie. Der Inhalt meines Kommentars stimmt. Sie haben nichts beigetragen. Die Kernaussagen stimmen und bleiben bestehen, was der eigentliche Job der Landespolitiker ist, die was bewegen wollen. So jedenfalls wird es nichts. Nur teuer. Und das stört mich so, dass ich es sage.

  4. 7.

    Sie:
    "Da fahren zwei nach Fürstenwalde um an Gewerkschaftssitzungen und nicht (!) mit der Geschäftsleitung zu reden?"
    Artikel gelesen?
    "Der Bezirkschef der IG BCE hatte am Dienstagnachmittag gemeinsam mit Woidke und Steinbach an der Betriebsratssitzung teilgenommen."
    Das steht mit der Gewerkschaftsleitung an einer Betriebsratssitzung also irgendwie gar nicht das was Sie behaupten.
    Sie:
    "Ich wäre hingefahren mit einem Käufer."
    Wo findet man die? Bei Ebay oder wo? Weltweit schwächelt die Reifenindustrie. Da hätten Sie natürlich sofort einen Käufer für ein nicht unbedingt neues Reifenwerk aus dem Hut gezaubert. Weil die ja bei Ihnen vor der Tür stehen und warten, das Sie ihnen die optimalen Standorte für jegliche Investition in Brandenburg erklären.
    Wann gibt es denn endlich Ihr Wahlprogramm und auf welcher Liste findet man Sie im September 2024?

  5. 6.

    Da hat ja Herr Prof. Steinbach gleich noch ein Thema, um bei Tesla zu werben, um Reifen aus Fw zum Einsatz zu bringen.

    Nachgefragt: Wie ist denn der Stand der Werbung über eine Tarifvereinbarung bei Tesla?
    Der Wm wollte doch bei Tesla dafür werben.

  6. 5.

    Ach Leute, seid bitte nicht naiv … Selbst das Werk in Fulda wird von GoodYear geschlossen ! … Nein, die werden die Schließung jetzt wie angesagt durchziehen, denn sonst machen sie sich an der Börse, bei Banken und auch sonst wo unglaubwürdig … Das wäre unseriös … Verkündet ist verkündet … Da kommen die nicht mehr hinter zurück !

  7. 4.

    Da fahren zwei nach Fürstenwalde um an Gewerkschaftssitzungen und nicht (!) mit der Geschäftsleitung zu reden? Wahnsinn: „Wir stehen an Eurer Seite...“ , mit Fördergeld.
    Ich wäre hingefahren mit einem Käufer. Vorher hätte man die Signale hören können. Dafür braucht es Netzwerke und das Türklinkenputzen. Das ist der Job. Nicht Tätigkeiten für die Galerie.
    Die Landespolitiker sind den Profis scheinbar nicht gewachsen. Die schließen trotzdem ab. Vorher wird noch über Fördergeld gesprochen. Da braucht man nicht raten, wer wem „über den Tisch zieht“. Zum x-ten Male in Brandenburg. Da braucht auch keiner kommen und sagen „wir müssen mal investieren“. Bloß das nicht. Denken da die Gebenden. Geld gehört in die Hände, die damit umgehen können. Die aber hatten in Brandenburg noch keine Mehrheiten...in den letzten 34 Jahren bekommen.

  8. 3.

    Die Landespolitiker sind den Profis scheinbar nicht gewachsen. Die schließen trotzdem ab. Vorher wird noch über Fördergeld gesprochen. Da braucht man nicht raten, wer wem „über den Tisch zieht“. Zum x-ten Male in Brandenburg. Da braucht auch keiner kommen und sagen „wir müssen mal investieren“. Bloß das nicht. Denken da die Gebenden. Geld gehört in die Hände, die damit umgehen können. Die aber hatten in Brandenburg noch keine Mehrheiten...in den letzten 34 Jahren bekommen.

  9. 2.

    Den Einsatz der Landesregierung in allen Ehren. Die Frage ist doch warum Pneumant bei den Fahrzeugherstellern in Grünheide und Ludwigsfelde nicht zum Zuge kommt. Ist der Standort langfristig nicht wettbewerbsfähig, sollte man die Landesmittel sinnvoller einsetzen.

  10. 1.

    Und wenn Goodyear einfach den Wettbewerb verloren hat, so dass keine ausreichende Nachfrage für ihre Produkte besteht, was sollen die denn dort machen?

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