Angleichung der Gewerbesteuer - Berliner Finanzsenator will Steueroasen in Brandenburg trocken legen

Sa 16.07.22 | 13:11 Uhr
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Daniel Wesener (Bündnis 90/Die Grünen), Finanzsenator (Quelle:dpa/Jörg Carstensen)
Video: Brandenburg Aktuell | 15.07.2022 | M. Nowak | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Steueroasen im Umland sind für den Berliner Finanzsenator Wesener ein Dorn im Auge. Am liebsten würde er einheitliche Hebesätze für die Gewerbesteuer einführen. Aus Brandenburg kommt Ablehnung.

Der Berliner Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) will stärker gegen Steuerflucht von Unternehmen in der Region vorgehen. Gegenüber dem rbb sprach er sich am Freitag dafür aus, einen Mindestsatz bei der Gewerbesteuer in Berlin und Brandenburg festzulegen.

Die Hauptstadt führe dazu intensive Diskussionen mit anderen Bundesländern. Wesener verwies auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, in dem die Möglichkeit eröffnet worden sei, Mindestsätze für die Gewerbesteuer vorzuschreiben. "Das ist unser Vorschlag, dass wir in der Metropolregion Berlin-Brandenburg genau das tun. Der Satz würde nach unserer Vorstellung bei 300 oder bei 320 Punkten liegen", erklärte er.

Brandenburg weist Forderung nach einheitlicher Gewerbesteuer zurück

Weseners Vorstoß trifft in Brandenburg allerdings auf wenig Gegenliebe. Finanzministerin Katrin Lange (SPD) hat Weseners Forderung zurückgewiesen. "Das Grundgesetz garantiert den Gemeinden ihre finanzielle Eigenverantwortung und verbürgt ihnen hierfür eine eigene Steuerquelle", sagte Lange der "Märkischen Allgemeinen". Die kommunale Selbstverwaltung sei ein hohes Gut, betonte sie. "Insofern wird es bei unterschiedlichen Steuersätzen auch in Zukunft bleiben."

Ähnlich hatte Ministeriumssprecher Ingo Decker bereits am Freitag dem rbb gesagt. Decker wies gegenüber rbb24 Brandenburg aktuell darauf hin, dass die Gewerbesteuer eine kommunale Steuer sei und die Festsetzung der Hebesetze zur kommunalen Selbstverwaltung gehöre. Außerdem gebe es nicht nur unterschiedliche Gewerbesteuersätze zwischen Berlin und Kommunen in Brandenburg, sondern auch innerhalb des Landes - etwa zwischen Potsdam und Zossen.

Zurzeit variieren die Hebesetze je nach Kommune recht stark. So liegt der Satz in Berlin bei 410. Das ist zwar weniger als in Potsdam mit 455 und Brandenburg (Havel) mit 450, aber deutlich mehr als in anderen Brandenburger Gemeinden. Die niedrigsten Gewerbesteuersätze haben Liebenwalde (250/Oberhavel) und Zossen (270/Teltow-Fläming). Die Umlandgemeinden Wandlitz (Barnim) und Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) liegen mit 320 ebenfalls unter dem Berliner Niveau.

Wesener verweist auf Probleme mit Steueroasen

Wesener wiederum betonte, dass es bundesweit Probleme mit Steueroasen gebe. Steuervermeidung und Steuerflucht führten zu einem ruinösen Wettbewerb und weniger Einnahmen für die öffentliche Hand, kritisierte der Grünen-Politiker. Es sei aber zu unterscheiden zwischen legaler Steuervermeidung und Verstößen gegen das Steuerrecht, etwa durch Briefkasten-Firmen.

Er machte deutlich, dass die Finanzämter auch von Amtswegen ermitteln können, wenn es bei Unternehmen Auffälligkeiten gebe. Wesener sprach sich zudem für eine härtere Gangart der Behörden aus. "Es ist in der Tat zu prüfen, ob man das Recht von Gemeinden stärkt, Sonderprüfungen vorzunehmen, wenn ein Unternehmen sich verlagert hat."

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.07.22, 7:40 Uhr

68 Kommentare

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  1. 68.

    Wesener hat sein Studium abgebrochen (was hat das eigentlich mit dem Thema zu tun?) und sie können nicht lesen.

    "Wesener wiederum betonte, dass es bundesweit Probleme mit Steueroasen gebe. Steuervermeidung und Steuerflucht führten zu einem ruinösen Wettbewerb und weniger Einnahmen für die öffentliche Hand, kritisierte der Grünen-Politiker. Es sei aber zu unterscheiden zwischen legaler Steuervermeidung und Verstößen gegen das Steuerrecht, etwa durch Briefkasten-Firmen."

  2. 67.

    Als Finanzsenator müsste auch der berufslose Grüne (abgebrochenes Studium der Geschichte) Herr Wesener eigentlch wissen, dass nach § 16 GewStG der Gewerbesteuerhebesatz festgelegt ist und nichts mit einer Steueroase zu tun hat. Mit höherem Hebesatz bekommt die Kommune mehr Steuern und das Unternehmen wird entsprechend mehr belastet. Es muss ein Gleichgewichtspunkt gefunden werden, der beide Seiten zufrieden stellt. Wird die Steuerschraube zu stark angezogen, verschwinden die Unternehmen dort, wenn die Kommune nicht andere Vorteile in der Infrastruktur bieten kann. Das ist bei Kommunen der Fall, die nicht gut wirtschaften können und das Steueraufkommen anderweitig für unwirtschaftlich wirkende Projekte ausgegeben wird, etwa paar Millionen für ein "Flussbad", wo noch nicht einmal geklärt ist, ob dort gesundheitlich betrachtet das Schwimmen überhaupt möglich sein könnte.

  3. 66.

    Die Diskussion über die Hebesätze der Gewerbesteuer ist schon älter. Sie findet bundesweit immer wieder statt. Letztendlich versuchen Kommunen auch Standortnachteile mit niedrigeren Sätzen zu kompensieren. Potsdam hat noch einen höheren Satz als Berlin, Beschwerden habe ich aber von dort noch nicht gehört.

  4. 65.

    Antworten sind gut, sofern es Antworten sind. Eine erkennbare Lese- bzw. Verständnisschwäche ist dabei allerdings hinderlich und sollte vorher beseitigt werden.
    Mit anderen Worten, erst lesen, dann nachdenken und erst dann schreiben. Probieren Sie es mal.
    Haben sie mein Erläuterungen in #59 jetzt wenigstens verstanden?

  5. 64.

    Lt Herrn Neumann stimmt die Angabe.
    Ich weiß aber, dass aus unserer Gemeinde Grünheide nur lediglich zwei ältere Damen eine Job als Putze auf 480€-Basis bekommen haben. D.h. keinerlei Steuereinnahmen, auch keine Gewerbesteuern, dafür aber Trinkwasserrationierungsbescheide. Der Berliner Finanzsenator dagegen kommt vor Lachen nicht mehr in den Schlaf.


  6. 63.

    "Wir sind noch Jahrhunderte von einer Fusion entfernt."
    Hoffentlich behalten sie recht!

  7. 62.

    Es kotzt mich langsam an"
    Das deutet auf ein Magenproblem hin.
    Wenn Sie allerdings nicht ertragen, das auf Ihre Beiträge geantwortet wird-dann hilft eigentlich nur eins.

  8. 61.

    " In Brandenburg Wälder abzuholzen geht einfacher als in Berlin bebaute Flächen abzureissen."
    Leider stimmt das. Brandenburg ist in den Augen vieler Berliner eine Kolonie die der Kolonialmacht zu dienen hat. Wir sind noch Jahrhunderte von einer Fusion entfernt.

  9. 59.

    Es kotzt mich langsam an, dass man hier jeden seiner Kommentare erläutern muss. Können die meisten nicht mehr lesen oder verstehen?
    "Das Abwandern von Firmen hängt nicht nur mit Steuern zusammen. Es gibt viele Firmen in Berlin die expandieren wollen. Dazu gehört meist auch eine Flächenexpansion. In Berlin klappt das nur selten. "

    Bedeutet nichts weiter, als dass die abwandern weil sie IN BERLIN NICHT expandieren können. Was sie dann in Brandenburg tatsächlich tun kann ich nicht sagen , weshalb ich mich dazu nicht geäußert habe.

    Also nochmal. Abwanderung aus Berlin nicht nur wegen Steuern sondern in einzelnen Fällen auch fehlendem Platz. In Brandenburg Wälder abzuholzen geht einfacher als in Berlin bebaute Flächen abzureissen.

  10. 58.

    "Er studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie am College of William & Mary in den Vereinigten Staaten Geschichte und Kunstgeschichte und war Stipendiat des Evangelischen Studienwerks Villigst. Er beendete das Studium ohne Abschluss "

    https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Wesener

  11. 57.

    "Ist er irgendein Fachmann auf wirtschaftlichem oder juristischem Gebiet?"
    Laut wikipedia ein Studium Geschichte ohne Abschluss danach Berufspolitiker.
    Ich frag mich blos, warum aus Brandenburg noch keine Reaktion kam. Na mal sehen, liegt vielleicht am Wochenende...



  12. 56.

    Dazu gehört meist auch eine Flächenexpansion. I"
    Unbestritten.
    Nur würde ich das Anbringen eines Briefkastens in einem dieser Steueroptimierungsdörfer nicht gerade dazu zählen.
    Also zur Flächenexpansion.

  13. 55.

    Jedenfalls hat der Potsdamer Finanzbeigeordnete Exner wohl noch nicht gefordert die Berliner Steueroase trocken zulegen oder den Berliner Steuersatz auf das Potsdamer Niveau anzuheben. Der Finanzsenator in Berlin kann seinen Haushalt mal kritisch überprüfen? Und Ihre Aussage zu "aus der Dorfgröße herausgewachsene Städte Brandenburgs" bestätigt eigentlich nur Ihren Neid. Hat Berlin es überhaupt schon einmal geschafft einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen?

  14. 54.

    Schon lustig, auf welche Ideen die Berliner so kommen, um Geld zu kassieren. Tja liebes Berlin, ihr macht es den Firmen oftmals auch nicht leicht, sich in Berlin anzusiedeln.Da ist Brandenburg wesentlich flexibler. Und ohne Zustimmung der Brandenburger Gemeinden werdet ihr Euch mit diesem abstrusen Vorschlag bzgl. der Gewerbesteuer nicht durchsetzen können.

  15. 53.

    "Und heute arbeiten in Grünheide bei Tesla die meisten Beschäftigten mit Wohnsitz in Berlin " Wo haben Sie die Zusammensetzung der Belegschaft von Tesla gefunden?

  16. 52.

    Vollkommen richtig. Und heute arbeiten in Grünheide bei Tesla die meisten Beschäftigten mit Wohnsitz in Berlin wo dann die Einkommensteuer in die Hauptstadt fließt.

  17. 51.

    Das Abwandern von Firmen hängt nicht nur mit Steuern zusammen. Es gibt viele Firmen in Berlin die expandieren wollen. Dazu gehört meist auch eine Flächenexpansion. In Berlin klappt das nur selten.

  18. 50.

    Oh, da werden die Berliner aber schlecht aus der Wäsche schauen, wenn sie mit einem Hebesatz von 300% auskommen müssen."
    Und nicht nur die.
    Bei der allgemeinen Euphorie es denen da in Berlin mal so richtig gezeigt zu haben, haben viele wohl übersehen, das z.B. in Potsdam der Hebesatz weitaus höher liegt als in Berlin.
    Und ob die etwas aus der Dorfgröße herausgewachsenen Städte Brandenburgs mit den Hebesätzen der kleinen Steueroasendörfer auskommen würden, lassen wir mal dahingestellt.

  19. 49.

    Ich erinnere mich an die Diskussion nach der Wende. Als Berliner ins Umland zogen, aber in Berlin arbeiteten. Da gingen dann die Einkommensteuern nach Brandenburg.

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