Gemeindefinanzen - Reiches Brandenburg, armes Brandenburg

Mi 29.12.21 | 06:29 Uhr | Von Dominik Ritter-Wurnig
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Morgenstimmung am 25.12.2021 am deutsch-polnischen Grenzfluss Oder in Lebus. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Bild: dpa/Patrick Pleul

Rund um Berlin im Speckgürtel sprudeln die Steuereinnahmen der Gemeinden. In der Peripherie erdrückt die Schuldenlast den Handelsspielraum der Kommunen. Eine Datenanalyse. Von Dominik Ritter-Wurnig.

Schönefeld geht es gut. Die Gemeinde mit knapp 18.000 Einwohner:innen hat die zweithöchste Steuereinnahmekraft aller Brandenburger Kommunen - in absoluten Zahlen, also unabhängig von der tatsächlichen Einwohnerzahl. Außerdem ist die Flughafengemeinde laut Amt für Statistik schuldenfrei, da bleiben der Verwaltung viele finanzielle Möglichkeiten zu Gestaltung. Das zeigt eine Auswertung der aktuellen Steuer- und Schuldendaten 2020 des Amts für Statistik.

137,5 Millionen Euro jährliche Steuereinnahmekraft hat Schönefeld; mehr bietet nur die Landeshauptstadt Potsdam mit 176 Millionen Euro. Die Steuereinnahmekraft ist eine Kennziffer der amtlichen Statistik, die aussagt, über wie viele finanzielle Mittel eine Kommune potenziell verfügt.

Kluft zwischen Speckgürtel und Periphierie

Legt man die Steuereinnahmekraft auf die Bevölkerungsgröße um, liegt Schönefeld mit über 8.000 Euro je Einwohner:in vor Liebenwalde in Front. Auf dem vierten Platz folgt die märkische Steueroase Zossen. Was auffällt: Alle Gemeinden, die an das Land Berlin grenzen, haben eine höher Steuereinnahmekraft als das landesweite Mittel von 635 Euro je Einwohner:in.

Die niedrigste Steuereinnahmekraft hat die kleine Gemeinde Schilda (Elbe-Elster) mit 346 Euro je Einwohner:in.

Reiche Brandenburger Gemeinden mit besonders hohen Gewerbesteuereinnahmen müssen eine Abgabe an die anderen Kommunen zahlen.

Pinnow hat den größten Schuldenberg pro Einwohner:in

Die höchsten Schulden aller Brandenburger Kommunen hat Cottbus mit 159 Millionen Euro. Auf den Plätzen folgen mit Frankfurt (Oder) und Potsdam weitere Großstädte. Das zeigen Zahlen vom Amt für Statistik mit dem Stichtag 31.12.2020. Erfreulicherweise haben 102 Gemeinden überhaupt keine Schulden.

Legt man die Schuldenlast auf die Einwohnerzahl um, ändert sich das Bild: Pinnow in der Uckermark steht mit 6.730 Euro je Einwohner:in in der Kreide. Auf den folgenden Plätzen sind etliche kleine Kommunen in Nord- und Südbrandenburg.

Sendung: Inforadio, 29.12.2021, 09:00 Uhr

Beitrag von Dominik Ritter-Wurnig

5 Kommentare

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  1. 5.

    So wie es einen Länderfinanzausgleich gibt, so gibt es auch innerhalb jedes jeweiligen Bundeslandes auch einen Finanzausgleich an strukturschwache Kommunen..

  2. 4.

    Schön für Schönefeld
    Die Nachbargemeinden haben das infrastruktrelle Nachsehen - Schade - ein finanzausgkeich würde der Kommune gut zu Gesicht stehen

  3. 3.

    Ja, genau so ist es. Schauen Sie sich doch z.B. mal die Gemeinde Schilda auf Google Maps an. Der Ort besteht nur aus ein paar Straßen und Feldwegen, die man an einer Hand abzählen kann. Selbst bei der Grundsteuer wird da nicht viel zusammen kommen, von den paar Leuten, die dort wohnen. Daher sind es pro Einwohner im Schnitt nur 346 Euro Steuereinnahmen. Einge zahlen etwas mehr, andere etwas weniger. Große Gewerbebetriebe sind auf der Karte auch nicht zu sehen, also keine entsprechenden Steuereinnahmen.

  4. 2.

    Was ich nicht ganz verstehe ist das Steuereinnahmepotential: bei einigen sind es ein paar 100€ - weil MwSt. und Einkommenssteuer an den Bund geht und nur Gewerbe und Grundsteuer direkt an die Kommune, oder wie kann das so niedrig sein?

  5. 1.

    Der rbb sollte Peripherie endlich als Wohnortsbezeichnung streichen. Das finden viele Brandenburgerinnen und Brandenburger verletzend. In der hier genutzten Variante hat es auch eine ordentliche Unschärfe. „Speckgürtel und die Peripherie“ ist einem Heimatsender, als Beschreibung von Brandenburg schlicht unwürdig.

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