Hohe Lebenshaltungs- und Energiekosten - Jeder Siebte überzieht laut Verbraucherzentrale sein Konto

Fr 03.02.23 | 10:05 Uhr
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Symbolbild: Fussgaengerzone in der Brandenburger Strasse, Potsdam. (Quelle: dpa/Joko)
Audio: Antenne Brandenburg | 02.02.2023 | Roland Schleif | Bild: dpa/Joko

Die Inflation wirkt sich nach wie vor aus - ob beim Einkaufen oder der Gasrechnung. Viele Menschen nehmen es deshalb in Kauf, ins Minus zu gehen, wie eine Umfrage der Verbraucherzentrale zeigt. Diese warnt vor einer Schuldenspirale.

Jeder siebte Verbraucher in Deutschland (14 Prozent) hat in letzter Zeit sein Konto überzogen oder seinen Dispokredit in Anspruch genommen.

Wie das ARD-Hauptstadtstudio am Freitag unter Berufung auf eine Umfrage des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes berichtet, gaben 48 Prozent von ihnen an, dass die höheren Lebenshaltungs- und Energiekosten der Grund dafür seien [tagesschau.de]. Neun Prozent der Befragten gingen davon aus, dass sie die gestiegenen Kosten auch auf Dauer nicht tragen können.

Für die repräsentative Studie hat der Verbraucherzentrale-Bundesverband rund 1.000 Menschen befragen lassen.

Dispo kein Dauerzustand

Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes, sagte der ARD, der Dispokredit sei eigentlich dafür da, "um zum Monatsende vielleicht mal 100 Euro oder 150 Euro zu überbrücken, bis das nächste Gehalt oder das nächste Einkommen kommt. Aber er ist nicht dafür da, dauerhaft das Leben daraus zu finanzieren."

Bei vielen Menschen entspreche der Disporahmen dem zwei- oder dreifachen Monatseinkommen. "Wenn man da einmal reingerät, ist die Wahrscheinlichkeit leider sehr hoch, dass man da nicht wieder rauskommt", sagte sie und sprach sich dafür aus, den maximalen Rahmen für einen Dispokredit stärker zu begrenzen.

Außerdem müsse die Bundesregierung den Zugang zu kostenfreien Schuldnerberatungen erleichtern, ergänzte Pop. Darüber hinaus hoffe sie auf weitere positive Effekte für die Geldbeutel der Verbraucher: "Die Preisbremsen kommen jetzt - und sie wirken hoffentlich auch. Und
die ein oder andere Tarifrunde steht ja auch noch aus, was das Einkommen angeht".

"Dispozinsen sittenwidrig"

Ein Dispokredit bei der Bank ist bei den meisten Kunden automatisch verfügbar und muss nicht beantragt werden. Die Zinsen für diese Kredite sind in der Regel sehr hoch. Die teuerste Bank verlangt aufs Jahr gerechnet mehr als 14 Prozent. Im Schnitt sind Kunden mit rund zehn Prozent dabei.

"Diese Dispozinsen sind sittenwidrig und in keiner Weise begründbar", sagt Christian Görke, früher Finanzminister in Brandenburg und jetzt finanzpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag. Er fordert gemeinsam mit seiner Fraktion, die Dispozinsen zu begrenzen.

Inflation in Berlin und Brandenburg weiter auf hohem Niveau

In Berlin und Brandenburg sind die Preise zuletzt etwas langsamer gestiegen, die Inflation liegt aber weiter auf hohem Niveau. Die Verbraucherpreise im Dezember erhöhten sich im Vergleich zum Vormonat in Berlin um 7,9 und in Brandenburg um 9,1 Prozent, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Anfang Januar mitteilte.

Treiber blieben laut Behörde Energie- und Nahrungsmittelpreise. Lebensmittel wurden den Angaben zufolge mehr als 20 Prozent teurer. Innerhalb eines Jahres stieg etwa der Preis für Sonnenblumen-, Raps- oder ähnliche Öle in Berlin um 90,2 Prozent und in Brandenburg um 72 Prozent. Die Energiepreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat in Berlin um 16,7 und in Brandenburg um 29,1 Prozent.

Sendung: rbb24 Inforadio, Nachrichten, 03.02.2023, 9 Uhr

43 Kommentare

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  1. 42.

    Kennt noch jemand das Album 'Knietief im Dispo' von Fehlfarben von 1980?

  2. 40.

    "Mein Spaßwagen fährt eben mal über 250km/h, ich muss diese Möglichkeit jedoch nicht nutzen. nur als Beispiel."
    Verdammt, doppelt so schnell wie meiner. Ok ist maßlos übertrieben, aber bergab mit zugerolltem Verdeck könnte es klappen. Dann wäre es fast eine "Rente".

  3. 39.

    So nochmal an alle befreit Euch von dem Zwang alles haben zu müssen besinnt Euch lieber auf Eure lieben .
    Man kann fast das ganze Jahr zusammen basteln raus in unseren unzähligen Parks,Wälder alles umsonst möglich zusammen kochen oft preiswerter als fertiggerichte.
    Und Spiele zuhause zum Zeitvertreib .
    Lebt Familie,Freunde intensiv zusammen dann braucht Ihr keine Konsole oder ähnliches.
    Alles Gute allen anderen hier.

  4. 38.

    Ich will Ihnen nicht nahe treten ich verdiene auch nicht sonderlich viel, aber ich gebe eben kein Geld aus für unnütze Dinge .
    Ich brauche kein Auto,Motorrad oder unbedingt das Neuste Handy.
    Ich zahle immer erst meine Rechnungen und dann weiß ich was ich noch zum ausgeben habe.
    Also werden Angebote studiert usw.
    Alles Gute Ihnen weniger ist oft mehr man muss diesen Konsumzwang nicht mitmachen.

  5. 37.

    Das sind mal kluge Fragen ja ich fahre nach Wedding und zahle dort meinen Strom sowie die Rundfunkgebühren alle 3 Monate und habe immer kleines Guthaben dort war so vereinbart, Miete genauso .
    Es geht an bestimmten Tagen.
    Und ich habe meinen Spaß dabei wird immer mit irgendwas nettem verbunden.

  6. 36.

    Wieso wird einem gleich was unterstellt?
    Ich bin nochmal sechste Generation meiner Familie drei Töchter vier Enkel und wir leben eben altmodisch warum muss jeder denken alles mitzunehmen.
    Wir wollen nicht jeden Quatsch und genau deshalb leben wir ohne Hilfe des Staates.
    Ich möchte eben kein Bankkonto was mir Umstände macht.
    Es geht gut ohne.
    Ich finde es schlimm daß viele alles konsumieren müssen wir spielen auch noch Halma,Doppelkopf etc.

  7. 35.

    Huch, hab ich falsch zugeordnet. Vergessen Sie meinen letzten Eintrag an Sie. Verzeihung.

  8. 34.

    So einfach ist das leider nicht immer. Aber ich seh schon, es bringt nix, Ihnen das verständlich machen zu wollen.
    Eine schönen Tag noch.

  9. 33.

    naja, bereitgestellt bekommen und dann auch oder eben nicht nutzen sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.
    Mein Spaßwagen fährt eben mal über 250km/h, ich muss diese Möglichkeit jedoch nicht nutzen. nur als Beispiel.

    Die Menschen, die von vornherein wenig Geld haben, bekommen meist keinen Dispo eingeräumt, wie Dagmar an #28 bereits schreibt. Der Dispo-/kontoüberziehungskredit ist eine freiwillige Leistung der Bank und wenn man Geld verleiht, will man es in der Regel auch irgendwann mit Aufschlag wiederhaben.

    Insofern sind es doch meist Menschen, die eigentlich ein ausreichendes Einkommen haben (so ausreichend, dass die Banken sie für kreditwürdig halten), dieses jedoch nicht so einsetzen können, dass es auch tatsächlich ausreicht. Ergo: sie können nicht mit dem ihnen zur Verfügung stehendem Geld umgehen.

  10. 30.

    "Keiner ist gezwungen, sich einen Dispo oder Kredit anzuschaffen"
    Mit dem Dispo ist das gar nicht so einfach, weil man den ohne Bedarfsanmeldung einfach gestellt bekommt. Es ist deutlich mühsamer, bei der Bank zu erreichen, dass man keinen will. Eine Freundin hat das mal vor Ort händisch so einrichten lassen. Online kann man das ja nicht, weil vollkommen unüblich und von den Banken auch nicht erwünscht. Nach 2 Monaten hat dann wohl das System beim Patrouillieren festgestellt: Nanu, hat ja gar kein Dispo. Also wieder Dispo. Und alles ging von vorne los...

    Ansonsten sind das oft weniger die Leute, die nicht mit Geld umgehen können, sondern die, die von vornerein wenig haben. Und jetzt sagen Sie bitte nicht: Wer arm ist, ist selber schuld.

  11. 29.

    Und warum genau tuen Sie sich das an? Lohntüte mit monatlich x Tausend Euro Bargeld? Ist Ihnen das Risiko nicht bewusst oder ignorieren Sie das einfach?

    Im Monat x manuelle Einzahlungen/überweisung von Bargeld bei dutzenden Kreditoren? Wo entrichten Sie Ihre Rundfunkgebühren in bar? Wie machen Sie das mit Ihren Versorgern? haben Sie lokale Energieversorger mit Kundenkassen und öffnungszeiten, die sich mit Ihren Arbeitszeiten vereinbaren lassen?
    Fragen über Fragen... und ehrlich: Sie wollen uns wohl auf den Arm nehmen ;-)
    Das alles nur, weil Sie nicht wissen, dass es kostenfreie Girokonten gibt...

  12. 28.

    Da haben wir es wieder, der Eine glaubt dies, und ein Anderer das Gegenteil usw..
    Nur, glauben ist nicht wissen, aber wermutlich gibt es vielelei Gründe..

    Übrigens, wer geringes Einkommen hat, oder von Grundsicherung lebt, dem wird meistens eine Kontoüberziehung nicht gewährt.

  13. 27.

    Ich arbeite seit 1981 und beziehe eine Lohntüte.
    Bitte nicht erst was unterstellen bin hier geboren und zwar sechste Generation.

  14. 26.

    Herr wirf Hirn vom Himmel!!!
    Diejenigen, die nicht mit Geld umgehen können, haben sich hier ja toll ausgelassen.
    Keiner ist gezwungen, sich einen Dispo oder Kredit anzuschaffen, man kann nur das ausgeben, was man hat.
    Und wenn man kein Konto haben will muss man auf eine einsame Insel ziehen und sich selbst versorgen …

  15. 25.

    Weil man in aller Regel im täglichen Leben ein Konto braucht bzw es deutlich bequemer ist als der umständliche Weg ohne Konto, den nur wenige andere beschreiten. Ich will das jetzt nicht bewerten, aber das wird der Grund sein, nach dem Sie gefragt haben.

  16. 24.

    Interessant, daß das Thema (Dispo) gerade gleichzeitig bei mehren Medien Thema ist. Schade, daß man nicht mit eigenen Recherchen auf das Thema gekommen ist und mal wieder nur auf externen Anstoß durch eine Pressemitteilung im Chor vieler anderer Medien zugleich das Thema als Echo der Pressemitteilung bringt. Mehr eigenständiger Journalismus und Recherche wäre schön und nicht viel zu oft einfach nur verbreiten, was so über Agenturen rein kommt.

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