Von Sonntag bis Dienstag - Keine Einigung zwischen Bahn und EVG - es bleibt beim Warnstreik

Fr 12.05.23 | 16:37 Uhr
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Symbolbild:Auf einer Anzeige an einem Bahnhof wird über Streik informiert.(Quelle:imago images/F.Koenig)
Video: rbb|24 | 12.05.2023 | André Kartschall | Bild: imago images/F.Koenig

Wer zwischen Sonntag und Dienstag eine Zugreise plant, sollte sich schnell Gedanken zu Alternativen machen: Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn ist ein bundesweiter Warnstreik angekündigt.

  • Eisenbahnergewerkschaft will von Sonntag 22 Uhr bis Dienstag 24 Uhr streiken
  • Flächendeckende Ausfälle im gesamten Bundesgebiet bei Fern- und Regionalverkehr erwartet
  • Uneinigkeiten zwischen den Tarifparteien zu Verbesserungen für untere Lohngruppen

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wird von Sonntagabend an wie geplant 50 Stunden streiken. Ein letzter Versuch, über eine Annäherung im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn den Ausstand noch abzuwenden, sei gescheitert, teilte die EVG am Freitagmittag mit.

Die Bahn sei nicht an einem Kompromiss interessiert gewesen, so der Vorwurf von EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. Der EVG zufolge hätten sich die Parteien in der Nacht zum Freitag bereits so weit bewegt, dass eine Verhandlungsgrundlage erreichbar schien. Die Bahn habe dann aber einen Rückzieher gemacht.

Die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay sagte am Freitagnachmittag, man bleibe weiterhin gesprächsbereit, obwohl die Bahn ein Ultimatum der Gewerkschaft verstreichen lassen habe.

Mindestlohn bleibt Zankapfel

Die Bahn erklärte dagegen, man habe alles versucht, den Streik abzuwenden. "Die DB hat die Forderung der EVG eins zu eins erfüllt, ohne Tricks und ohne Deckel. Was sollen wir als Arbeitgeber denn noch machen?", sagte Personalvorstand Martin Seiler.

Knackpunkt für Verhandlungen und damit eine Absage des Streiks ist ein Ringen um Bedingungen für die unteren Lohngruppen. Die bisherigen Zusagen der Bahn für eine Festlegung des Mindestlohns von 12 Euro in den Entgelttabellen hatten der Gewerkschaft nicht ausgereicht.

Die EVG will den gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro zunächst in die Tariftabellen aufnehmen, damit alle weiteren Verhandlungsergebnisse dann auf diesen Wert berechnet werden. Die Bahn hat das inzwischen zugesagt, will aber erst später in den Verhandlungen klären, ob sämtliche Tarifergebnisse dann bei diesen Beschäftigten ebenfalls als Erhöhungen in die Tabellen kommen oder etwa über Zulagen gezahlt werden. Die Bahn argumentiert, dass sie sonst etwa bei Sicherheits- oder Reinigungspersonal weit mehr als die branchenüblichen Löhne zahle.

Starke Auswirkungen auch auf den regionalen Verkehr

Die Gewerkschaft hatte am Donnerstagmorgen einen bundesweiten Streik bei der Deutschen Bahn und fast allen Konkurrenzbahnen angekündigt, der ab Sonntagabend 22 Uhr bis Dienstagnacht 24 Uhr praktisch den gesamten Verkehr lahmlegen soll. Der dritte Warnstreik in der Tarifrunde wäre damit mit 50 Stunden auch der längste.

Neben ICE- und IC-Zügen bleiben in Berlin und Brandenburg auch die Regionalzüge in ihren Depots, auch bei der Berliner S-Bahn wird der Verkehr lahmgelegt. Der Warnstreik hat auch Auswirkungen auf private Anbieter wie die Niederbarnimer Eisenbahn und die Odeg sowie Flixtrain. Da die technische Infrastruktur der Deutschen Bahn genutzt und diese komplett bestreikt wird, können auch die Züge dieser Anbieter nicht fahren.

Lediglich Nahverkehrsbetriebe Brandenburger Landkreise und Kommunen sowie die BVG werden auch während des Warnstreiks aktiv sein, weil hier eigene Tarifverträge gelten. Die BVG hat bereits angekündigt, mehr U-Bahnen, Busse und Trams einzusetzen.

Sendung: rbb24, 12.5.23, 13:00 Uhr

69 Kommentare

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  1. 69.

    Wieder wird von "experten" ausgeblendet, daß in der BRD Streikrecht in der Verfassung verankert bleibt. DB plant offensichthlich Mogelpackungen und MIst für die unteren Gehaltsgruppen. Die EVG macht es genau richtig. Niemand wird igittigitt sagen und die allgemeinen Lohn- und Gehaltssteigerungen nach erstreikten Tarifabschlüssen mit den Worten "Igittigitt, ich nehme kein Gewerkschaftsgeld" verweigern.

  2. 68.

    Die Inflation von 1960 bis heute beträgt ca. 415 % ...
    (bei Urspungswert von 1000 €)

  3. 67.

    Is ja auch total logisch: Ohne meine halbe Flasche Korn zum Frühstück würd bei mir auch nix gehen …

  4. 66.

    Und wenn Sie Morgen beim Aldi Ihres Vertrauens nicht Ihre gewohnte Marke Doppelkorn bekommen, stellen Sie die Versorgung der Angehörigen der dort Beschäftigten ein.

  5. 65.

    Stimmt.
    Ich kann auch meinen Dienst in der Pflegeeinrichtung nicht antreten, da ich auf die Bahn angewiesen bin.
    Tja.
    Dann mpssen die halt mal 24 Stunden ohne Betreuung auskommen und bekommen keine Medikamente.
    Die Rechnung geht dann an die EVG

  6. 64.

    @ Pete, sehen Sie. Jetzt ist nur die Frage, warum die Beschäftigten bei der Bahn nicht so verantwortungsvoll sind.
    Für manche Kunden gehts hierbei nicht um das Herz aber vielleicht um den Job (da könnte dann auch wieder das Herz leiden)

  7. 63.

    Warum wird bei einer Rentenerhöhung KEIN INFLATIONSAUSGLEICH gezahlt ??

    RENTNER HABEN KEINE LOBBY !!!!

  8. 62.

    Man kann sich nur noch wundern, dass das Angebot der Bahn von der EVG abgelehnt wurde und ich finde, dass langsam der Eindruck von Erpressung durch die Gewerkschaft entsteht.

    Denn die Erhöhung durch die Inflation wäre mit dem Angebot der Bahn ja wohl mehr als ausgeglichen.

  9. 61.

    Null Verständnis für den Streik! Fahre extra Bahn und lasse das Auto stehen ... unweltbewusst!
    Mein erster Urlaub nach drei Jahren, So verhandelt man doch nicht. Wenn ich meinem Chef nach einer misslungenen Gehaltsverhandlung erkläre, dass ich streike, bekomme ich die Kündigung!
    Gewerkschaften sollten verboten werden. Die Klimakleber rühmen sich, Städte lahm zu legen, die Gewerkschaft ganz Deutschland. Wo soll das hinführen?
    Ich würde mich als Arbeitnehmer schämen an an so einer völlig inakzeptablen, egoistischen und rücksichtslosen Altion auf dem Rücken Unbeteiligter teilzunehmen.
    I

  10. 59.

    Bei solchen Forderungen ist es kein Wunder, dass andere Firmen und Behörden bestimmte Jobs outsourcen.

    Es gibt doch einen gesetzlichen Mindestlohn. Wie (über tariftabelle oder Zulagen) er bezahlt wird ist doch egal. Hauptsache ist, dass der Mindestlohn gezahlt wird. Gern mit einer angemessenen Steigerung. Aber wie viel tarifrunden sollen es noch werden, wenn nach einem Erfolg alle anderen tarifgruppen auf Grundlage der unteren tarifgruppen noch mehr erhalten sollen. Wie hoch ist die Inflation?

  11. 58.

    Ich verstehe voll und ganz, aber sie haben meinen Kommentar entweder nicht richtig gelesen, oder aber sie wollen ihn nicht verstehen !!!

  12. 57.

    Wir streiken jetzt auch von Sonntag 22.00 Uhr bis Dienstag 24.00 Uhr und pflegen keine Angehörige von EVG Mitarbeitern mehr.

  13. 56.

    Ich bin der Meinung, dass hier der Staat eingreifen muss. Man kann einen Streik nicht so auf dem Rücken der Pendler und Reisenden ausfechten. Hier verhandelt die db AG mit 2 Gewerkschaften. Erfahrungsgemäß folgt nach evg dann noch die gdl, die dann erfahrungsgemäß mehr aushandeln will als die evg rausgehandelt hatte. Also jetzt der dritte evg Streik. Dann folgen die gdl-streik-wellen. Was ist so schlimm daran tarifsteigerungen als Zulagen zu bekommen? Nichts.

  14. 55.

    Rene, Sie scheinen etwas nicht zu verstehen......Die Leistung die die Bahnmitarbeiter erbringen oder auch nicht, sind durch den Vorstand und andere Vorgesetzte geregelt.
    Also weinen Sie sich bitte beim Vorstand aus und meckern nicht über die Arbeiter.

  15. 54.

    Ich verwechsel rein garnichts, ich meinte ganz genau was ich geschrieben habe !!!

  16. 53.

    Ja, Ja
    Die Bahn will reden
    Wenn sie wirklich reden will, warum lässt man so ein Ultimatum verstreichen
    Die Bahn macht garnichts
    Sie vergrault die Kunden, aber die Mitarbeiter sind bei den Kunden der Buhmann

  17. 51.

    Ich glaube sie verwechseln was
    Sie meinten wohl
    Die Bahnvorstände bekommen nie den Hals voll

  18. 50.

    Welche Jahre des Verzichts bitte ???

    Die Bahn Mitarbeiter streiken alle 12 Monate da ja immer nur ein ganz kurzer Tarifvertrag ausgehandelt wird, bieten aber immer weniger Leistung !!!
    Ich empfinde die Forderungen mehr als dreist und als Frechheit, die Bahn Mitarbeiter kriegen den Hals NIE voll !!!

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