Bundesratsinitiative - Berlin und Brandenburg fordern regionalen Strom für Wasserstoffproduktion

Di 12.03.24 | 17:09 Uhr
  34
Archivbild: Eine Anlage zur Erzeugung von Wasserstoff auf dem Gelände der PCK-Raffinerie GmbH. (Quelle: dpa/Pleul)
Audio: rbb24 Antenne Brandenburg | 12.03.2024 | Frinke, Mischa | Bild: dpa/Pleul

Berlin fordert vom Bund bessere Rahmenbedingungen für die Erzeugung und Nutzung von grünem Wasserstoff. Der Senat beschloss dazu am Dienstag eine gemeinsame Bundesratsinitiative mit dem Land Brandenburg.

Nach den Worten von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) wollen beiden Länder erreichen, dass Strom aus erneuerbaren Energien, der in der Region für die Produktion von Wasserstoff benötigt wird, mehr oder weniger vor Ort produziert wird und nicht über weite Entfernungen herantransportiert werden muss. Das schone die Stromnetze, sei wirtschaftlicher und auch ökologischer.

"Falsche Anreize" bei Stromversorgung für Wasserstoffproduktion

Wasserstoff gilt neben Solar- oder Windenergie als Baustein für die Energiewende und wird mithilfe von Gas oder Strom hergestellt. Als "grün" gilt Wasserstoff nur, wenn bei seiner Produktion Ökostrom verwendet wird. Momentan sehen EU-Vorgaben laut Giffey vor, dass dieser Strom aus ganz Deutschland zum Beispiel für Berlin und Brandenburg eingekauft werden darf.

Beide Länder sehen darin "Fehlanreize" und fordern in ihrer Bundesratsinitiative konkret, dass Anlagen zur Produktion von Ökostrom und von Wasserstoff maximal 200 Kilometer auseinander liegen dürfen. Strom für hier produzierten Wasserstoff dürfte demnach vornehmlich aus Ostdeutschland kommen. "Wir schätzen ein, dass das ein Anliegen ist, das von der Mehrheit der Länder getragen wird", sagte Giffey zu den Erfolgschancen der Bundesratsinitiative. Dort fordern Berlin und Brandenburg auch einen zügigen Anschluss an das sogenannte Wasserstoff-Backbone, ein bundesweites Netz zum Transport von Wasserstoff.

Kernelement der Energiewende

Giffey wies darauf hin, dass Berlin bis spätestens 2045 klimaneutral werden will. "Dabei wird Wasserstoff und die Kooperation mit Brandenburg zur Erzeugung aus erneuerbarer Energie - vor allem aus Windkraft - eine zentrale Rolle spielen", sagte sie. "Unser Ziel ist, Ostdeutschland mit Berlin in seiner Mitte zum Zentrum einer nachhaltigen deutschen Wasserstoffwirtschaft zu machen. Mit kurzen Wegen für mehr nachhaltige Energie."

Noch sei Berlin im Hinblick auf Wasserstoff noch ganz am Anfang, fügte Giffey hinzu. Es gebe Pilotprojekte etwa bei der Berliner Stadtreinigung, wo Fahrzeuge mit Wasserstoff angetrieben werden. Als mögliche Einsatzfelder von Wasserstoff sehen Fachleute unter anderem den Antrieb von Schiffen oder Flugzeugen. Berlin soll bis 2027 an das Wasserstoffnetz des Bundes angeschlossen sein.

Berlin soll bis 2027 Wasserstoff-Anschluss bekommen

Giffey geht nach eigener Aussage davon aus, dass Berlin bis 2027 an das Wasserstoffnetz des Bundes angeschlossen wird. Dies sei ein wichtiger Baustein für die Wärmewende, die Berlin vorantreiben wolle.

"Wir sehen nicht nur bei der Versorgung der Heizkraftwerke großes Potenzial, sondern auch bei Nutzfahrzeugen von Stadtreinigung, Polizei und Feuerwehr, aber auch im Schiffs- und Flugverkehr", sagte Giffey zur Bedeutung von Wasserstoff für die Hauptstadt.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, es gehe bei der Gesetzesänderung um den Transport des hergestellten Wasserstoffs. Tatsächlich aber geht es um den Strom, der für die Wasserstoffproduktion benötigt wird. Wir haben die Passage entsprechend geändert und bitten den Fehler zu entschuldigen.

Sendung: rbb24 Antenne Brandenburg, 12.03.2024, 15:00 Uhr

34 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 34.

    Und was haben diese Kollektoren mit Stromerzeugung für die H2 Gewinnung oder die Versorgung von Berlin zu tun oder warum streuen Sie diese zusammenhanglose Information?

  2. 33.

    wer ist denn hier kleinlich? ich ja wohl nicht. Wenn Ihnen das Hintergrundrauschen auf die Nerven geht, müssen Sie eben umziehen. Raus aus der Stadt z.B.! Wir hier in Westberlin waren immer vom Strom außerhalb abhängig und von vielen anderen Sachen auch.

  3. 32.

    "Es gibt bisher weltweit nur ein einziges Schiff gibt, das flüssigen Wasserstoff transportieren kann" Das wäre teuere Kryotechnik und trotzdem werden die Verluste hoch sein, schon weil Wasserstoff überall durch diffundiert. Aktuell pratikable Löung wäre Transport als Ammoniak. Sie könnten aber natürlich auch künstliches Methan draus machen und es ganz normal im LNG-Tanker transportieren.

  4. 31.

    Bisher wird Wasserstoff fast ausschließlich aus Erdgas produziert, was sehr hohe CO2-Emissionen zur Folge hat. Der Anteil von Grünem Wasserstoff ist zur Zeit homöopathisch gering.
    Es gibt bisher weltweit nur ein einziges Schiff gibt, das flüssigen Wasserstoff transportieren kann, vom Volumen her ist es eine Nussschale. Zwar will die Firma Kawasaki ein größeres LH2-Schiff bauen, doch die geplante Größe ist aber im Vergleich zu Öltankern immer noch klein, sodass für den LH2-Transport nach Deutschland mehrere Hundert Tanker benötigt würden. Es stellt sich die Frage, woher all diese Schiffe, von denen bisher noch kein einziges gebaut wurde, in der kurzen Zeit bis 2045, dem anvisierten Ziel der deutschen Klimaneutralität, kommen sollen.

  5. 30.

    "Westberlin war zu 100% auf Energielieferungen von ausserhalb angewiesen" Wenn Sie schon kleinlich bei der Formulierung sein wollen, da wurden 100% der Energieträger geliefert und nicht 100% der Energie. Es ging mir auch eher um die autonome Energieerzeugung damals in Berlin, die Energieträger könnten ja heute in Form von Wind, Erdwärme (Spreewärme), Sonne, Müllverbrennung etc. auch sogar lokal sein. Ich denke, daß das Berlin wesentlich mehr machen könnte und nicht immer nur auf Zulieferungen aus anderen Ländern (insbesondere Brandenburg) setzen sollte. Nebenbei entspannt sowas auch das Verhältnis zwischen Brandenburg und Berlin.

  6. 29.

    Täte mich interessieren, woher der Wasserstoff für das Wasserstoffnetz denn kommen soll. Im Augenblick plagen die Fachleute ganz andere Sorgen. Die Ampel will den Kohleausstieg in Deutschland „idealerweise“ schon bis 2030 erreichen. Katherina Reiche, Chefin des Netzbetreibers Westenergie, befürchtet Abschaltungen und Versorgungslücken bei Strom.

  7. 28.

    Westberlin war zu 100% auf Energielieferungen von ausserhalb angewiesen (Kohle, Öl, Gas, Diesel, Benzin usw). Einzig die Umwandlung in Strom aus diesen Energieträgern erfolgte zum grossen Teil lokal.

  8. 27.

    Ich weiß nicht, worauf Sie sich beziehen. Gemessen am Primärenergiebedarf liegt der Anteil der erneuerbaren Energien in Deutschland bislang nur bei knapp 20 Prozent.

  9. 26.

    Alles kein Ding der Unmöglichkeit.
    Schon jetzt deckt der Norden knapp 3/4 seines Energiebesarfs aus EE. Nur logisch die Spitzen durch H-Speicherung aufzufangen.
    Klar auch dass der Bund hier Anschubfunanzierungen leisten muss.

    Die hier oft hämisch beschworene Trennung der Bundeländer ist simple realitätsferne Polemik.

  10. 25.

    Jetzt habe ich mich seit einiger Zeit etwas mit solarthermie-kollektoren beschäftigt, also Flachkollektoren und den teuren Röhrenkollektoren. Und was soll ich Ihnen sagen, alle Berechnungsbeispiele gehen nicht davon aus, dass man damit vollständig heizen kann, beide Kollektoren sind nur unterstützender Zusatz, wenn es um das Heizen geht. Die Wärmeabgabe ist einfach für den Heizzweck zu schwach. Selbst wenn man in unseren Breiten ein optimales 32 Grad Dach hat mit unverschatteter Südlageneinstrahlung. Bis auf ein paar Wintermonate kann man damit sein warmes Wasser erzeugen, mehr aber auch nicht.

  11. 24.

    Es gab Kohle für das Kraftwerk Reuter. Obwohl die Ära der Kohle am Standort Reuter im September 2019 beendet wurde, kommt jetzt eine Wärmepumpe dazu. Dazu gibt es vom Herrn Habeck Subventionen, denn eine Wärmepumpe ist immer gut. Die Turbine wird dann nicht etwa mit Grünem Wasserstoff, den gibt es gar nicht, und der wäre für das Heizen viel zu teuer, sondern mit dem Dampf einer benachbarten Müllverbrennungsanlage betrieben. Denn Müll muss in Berlin immer verbrannt werden, nachdem die Entsorgung von Müll im nahe gelegenen europäischen Ausland immer schwieriger wurde. Früher, zu Westberlinzeiten, gab es einen eigenen Grenzübergang nach Westberlin, da wurde der Müll gegen viele DMarks von der DDR entsorgt. Wieviel CO2 jetzt in dieser neuen Kombination erzeugt wird, habe ich noch nicht gelesen. Die Daten zu bekommen, scheint so schwierig zu sein, wie die Bezifferung der CO2 Einsparungen beim Habeck-GEG.

  12. 23.

    "Erdwärme? Berliner Luft? Oder was war der Rohstoff zur Stromerzeugung?" Na damals war es einfach Kohle (Kraftwerk West) Aber die Idee mit der Erdwärme ist doch schon nicht schlecht. WKA wird es nie viele geben in Berlin. Aber Dachfläche für PVA hat Berlin doch ohne Ende. Und etwas Biokraftwerke (Holz, landw. Reste) geht doch sicher auch. Ich denke schon, daß da recht viel in Berlin machbar wäre und man nicht immer in Brandenburg 'betteln' müßte. Die großen Flächenländer im Norden wären doch eher als H2-Produzenten bei dem Plan drinnen, da die riesiege Flächen für EE haben im Vergleich zu den kleinen Stadtstaaten (im Süden ist dann mit WKA wegen weniger WInd schlecht) - also bräuchte Brandenburg in dem H2-Plan die Energie eigentlich selber.

  13. 22.

    Warum sollte eine Mehrheit im Bundesrat einem vor allem eigennützigen Ansinnen der Berliner und Brandenburger Regierungen zustimmen? Auch in Zukunft wird wohl meiste der im Norden und Osten produzierte Energie in den Süden und Westen der Republik transportiert werden und da ist ein Stromnetz in (Vorsicht Triggerwarnung) staatlicher, also gemeinnütziger Hand die effizientere Infrastruktur.

  14. 21.

    Das kann ich nicht beurteilen, aber beide Länder haben sich ja wohl zusammengetan/geeinigt.
    Vielleicht "dürfte" Frau Giffey einfach nur als Erste an die Öffentlichkeit.

  15. 20.

    Ja vor allem Berlin hat das nötig, wo die ja „Weltmeister“ beim Ökostrom sind.
    Haben die wirklich nix besseres vor, als solche „Initiativen“, die nach Provinzmief und Spießigkeit geradezu stinken?

  16. 19.

    "Also West-Berlin hatte sich als Inselnetz während der Teilung selbst versorgt."

    Erdwärme? Berliner Luft? Oder was war der Rohstoff zur Stromerzeugung?

  17. 18.

    "Wir schätzen ein, dass das ein Anliegen ist, das von der Mehrheit der Länder getragen wird"

    Gewagte Einschätzung. Grob gesagt, wird da der meiste Strom aus WKAs produziert, wo es am wenigsten (Groß)Abnehmer von Wasserstoff gibt bzw. umgekehrt. Gerade die beiden "Südstaaten" dürften an diesem Vorhaben wenig Interesse habe.

  18. 17.

    Dann sagt aber auch Brandenburg wo es lang geht und nicht Berlin. Der Artikel liest sich aber so, als wenn Berlin die Richtung bestimmen will, aber erst mal Partner sucht, die überhaupt die Ressourcen bereitstellen, die Berlin gar nicht hat aber trotzdem managen will.

  19. 16.

    "Wie sonst? Mit den Balkonpaneelen wird Berlin es wohl nicht schaffen ;-)" D.h. die Wirtschaftssenatorin will der große Organisator und Manager dafür sein, ohne von Berlin viel dazu beisteuern zu können?

  20. 15.

    Na klar!
    Wie sonst? Mit den Balkonpaneelen wird Berlin es wohl nicht schaffen ;-)
    Und das Tempelhofer Feld steht weder für Wohnungen noch für irgendetwas anderes zur Verfügung...

Nächster Artikel