Lebte in Berlin - Iranischer Schriftsteller Abbas Maroufi gestorben

Do 01.09.22 | 13:37 Uhr
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Der iranische Exilautor Abbas Maroufi steht in seiner persischen Buchhandlung in Berlin-Charlottenburg. Seit über 20 Jahren lebt Maroufi schon in Deutschland. (Foto: Arne Immanuel Bänsch/dpa)
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Audio: rbb Kultur | 01.09.2022 | Julia Riedhammer | Bild: Arne Immanuel Bänsch/dpa

Der iranische Exil-Schriftsteller Abbas Maroufi ist tot. Der Autor starb am Donnerstag im Alter von 65 Jahren nach langer und schwerer Krankheit, wie die Deutsche Presse-Agentur von seiner Familie erfuhr.

Maroufi galt als einer der bekanntesten Schriftsteller zeitgenössischer iranischer Literatur. Zurückgezogen lebte der Autor zuletzt in Berlin, wo er einen Buchladen gründete. Zu seinen Werken gehörten etwa die auch ins Deutsche übersetze "Symphonie der Toten" oder "Fereydun hatte drei Söhne".

Maroufis Romane gelten als Meisterwerke persischer Literatur. Auch in Deutschland wurde er hoch geschätzt, Autoren wie Günther Grass halfen ihm 1996 bei der Ausreise aus seiner Heimat. Maroufi war Mitglied der deutschen Schriftstellervereinigung PEN und lebte in Deutschland nach seiner Ausreise zunächst einige Zeit mit einem Stipendium im Heinrich-Böll-Haus in Düren in Nordrhein-Westfalen.

Scharfer Kritiker der iranischen Regierung

Maroufi galt als scharfer Kritiker der iranischen Regierung. Er wurde in seiner Heimat vor allem wegen der Herausgeberschaft der oppositionellen Kulturzeitschrift "Gardun" verfolgt. Die Zeitschrift wurde verboten und Maroufi zu sechs Monaten Gefängnis, zwanzig Peitschenhieben und einem zweijährigen Publikationsverbot verurteilt. Nach internationalem Protest konnte Maroufi damals ausreisen, die Strafe wurde nicht vollstreckt.

Aus seiner früheren im Iran verbotenen Zeitschrift, die er im Exil aus finanziellen Gründen einstellen musste, wurde eine Online-Akademie für iranische Schreibtalente. "Ich glaube an den Intellekt der jungen Generation. Aber diese Generation lebt in einer Gesellschaft, die wie von einer Flut fortgerissen wird. Und das einzige was ich machen kann, ist einige von ihnen zu retten", sagte Maroufi wenige Jahre vor seinem Tod. Sein jüngstes Werk "Alle Toten heißen Jahia" erschien 2018 in Deutschland auf Persisch.

Sendung: rbb Kultur, 01.09.2022, 10 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    RIP
    Ein großer Autor, der still und unauffällig in dieser Stadt lebte.
    Wie Rushdie von einem unbarmherzigen, fanatisch-muslimischem Staat gehasst, radikal verfolgt und gedemütigt.
    Aber immer noch gibt es bei uns Politiker, die sich nicht zu schade sind, mit diesem Regime Kontakte über das absolut notwendige Maß zu pflegen. Trotz Drang nach Atomwaffen und Hass auf Israel.

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