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Berlinale-Filmtipp | "Sisi und ich" (Panorama)

Vertrottelte Turnübungen für die Kaiserin

Frauke Finsterwalders zeigt im Panorama einen überaus lustigen Sisi-Film mit raffinierten historischen Umdeutungen. "Sisi und ich" wird veredelt von den darstellerischen Spitzenleistungen von Sandra Hüller und Susanne Wolff. Von Fabian Wallmeier

"Sisi und ich" heißt der neue Film von Frauke Finsterwalder. "Ich" ist dabei Gräfin Irma, die nicht mehr ganz junge neue Hofdame der nicht mehr ganz jungen österreichischen Kaiserin Sisi. Auf Korfu, wo Sisi genervt vom Leben in Wien gerade residiert, kommt sie schwitzend und verdreckt an und muss sich erst einmal mit Turnübungen demütigen lassen. Sisi beobachtet sie aus der Ferne mit großer Freude und vielleicht noch größerer Schadenfreude.

Nach Vicky Krieps in Marie Kreutzers deutlich schwermütigerem "Corsage" im vergangenen Jahr ist dieses Mal Susanne Wolff die Leinwand-Sisi. Wolff kehrt vor allem die nonchalante Niedertracht hervor, mit der die Kaiserin ihrem Gefolge begegnet. Sandra Hüller spielt derweil gerade die leicht vertrottelte Art, mit der Irma anfangs durch die Gegend stolpert, enorm feinnervig - und sehr komisch.

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Immer melancholischer

Überhaupt ist "Sisi und ich" ein ausgesprochen lustiger Film. Regisseurin Frauke Finsterwalder und Christian Kracht haben sehr unverkrampft heutige Dialoge geschrieben. Besonders großen Spaß macht dabei die Sequenz mit Georg Friedrich als Sisis Schwager und Vertrauter. Man könnte ihnen stundenlang beim Feiern zuschauen.

Fast noch erstaunlicher als der enorme Witz des Films ist, wie überzeigend er trotzdem ins Ernsthaftere übergleitet. Ohne die Leichtfüßigkeit des ersten Teils zu verraten, schlagen Finsterwalder und ihre Darsteller:innen immer melancholischere Töne an. Großartig auch, wie der Film einerseits recht nah an den historischen Fakten bleibt, sich andererseits aber große Freiheiten nimmt. Allein schon die Umdeutung der historischen Ereignisse am Ende des Films ist ein echtes Ereignis - wird hier aber natürlich nicht verraten.

Beitrag von Fabian Wallmeier

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