Problem auch am Flughafen BER - Wenn die Koffer alleine reisen

Fr 22.07.22 | 21:58 Uhr
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Am Flughafen Berlin Brandenburg BER stehen die Anhänger für die Koffer. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 22.07.2022 | Charlotte Gerling | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Der Flug in den Urlaub ist für viele derzeit auch mit der Frage verbunden: Ist das Gepäck nach dem Umstieg im gleichen Flieger oder reist es hinterher? Die Probleme der Bodendienstleister werden vor allem durch Koffer-Schlangen sichtbar - auch am BER.

Reihenweise Koffer, die Schlange stehen. Und auf ihre Eigentümer zu warten scheinen. Ein Video, das am Donnerstag am Flughafen BER in der Nähe der Gepäckermittlung aufgenommen wurde, steht sinnbildlich für viele verloren gegangene Gepäckstücke auf Reisen - und die Probleme an deutschen Flughägen in diesen Tagen.

45.000 Gepäckstücke werden täglich am BER ver- und entladen. Seit Wochen kommt es immer wieder zu Flugausfällen und Verspätungen. Die Gefahr, dass Koffer da den Anschluss verlieren, ist groß. Die Zahl der nachgelieferten Gepäckstücke ist in der Ferienzeit grundsätzlich höher als sonst - es sind bis zu 300 pro Tag. Zuletzt musste laut Flughafen bereits eine zusätzliche Fläche zur Verfügung gestellt werden, auf der die Koffer zwischengelagert werden können.

Und so ist es auch bei der aktuellen Koffer-Schlange. Das Gepäck gehört Reisenden, die an einem anderen Flughafen umgestiegen sind. Im Anschlussflieger war das Gepäck dann nicht mehr mitgekommen - und deshalb später nach Berlin geliefert worden.

Auch Flughafen-Sprecherin Sabine Deckwerth bestätigt, dass es zuletzt durchweg und deutlich mehr sogenanntes Rush-Gepäck gab. Das habe auch damit zu tun, dass die Personalsituation an vielen Flughäfen so ist, "dass es die Lade-Crews nicht schaffen, die Koffer immer gleichzeitig mit den Passagieren abzufertigen". Die Zahl der nachgesendeten Koffer habe deutschland- und europaweit zugenommen in den letzten Wochen, so Deckwerth.

Die personellen Probleme an den Flughäfen betreffen zurzeit vor allem auch die Bodendienstleister. Die "B.Z." berichtete, dass sich am Mittwoch viele Mitarbeiter des Ladepersonals wegen der Hitze krankgemeldet hätten.

Aktuelles Aufkommen als Ausnahmesituation

Für die Gepäckstücke ist am BER neben Swissport und Wisag auch der Dienstleister Aeroground verantwortlich. Aeroground antwortete am Freitag schriftlich auf eine Anfrage des rbb: "Unsere Mitarbeiter bemühen sich im Schichtbetrieb um eine schnellstmögliche Bearbeitung und Zustellung an die Passagiere."

Das aktuelle Aufkommen liege "deutlich über dem Aufkommen der Vorjahre und stellt eine Ausnahmesituation dar", schreibt das Unternehmen. "Die Anzahl der Mitarbeiter in dem Bereich Lost & Found wurde aufgrund der gestiegenen Anforderungen bereits erhöht." Zudem habe man schon Mitarbeiter der Verwaltung oder aus anderen operativen Bereichen zur Unterstützung entsandt, um das deutlich erhöhte Gepäckaufkommen möglichst schnell abzuarbeiten, und bemühe sich, weitere Mitarbeiter für den Bereich zu akquirieren. Auch die Flughafengesellschaft am BER hat zusätzliches Personal zur Verfügung gestellt, rund 30 Mitarbeitende, um den Koffer-Stau abzuarbeiten, auch in Nachtschichten, sagt Sprecherin Deckwerth.

Aeroground erklärt, dass man davon ausgehe, dass sich die Situation ab Ende August wieder deutlich verbessert. Dann enden in Berlin und Brandenburg auch die Sommerferien - und damit die Hauptreisezeit.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.07.2022, 18:00 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Es ist zu überlegen, ob sich die Gesellschaft von dem Vollkasko für 0,00 Euro verabschiedet und alle Leistungen, die gewünscht werden, auch entsprechend bezahlt werden.

    Dieses "mir steht zu" und "ich habe Anspruch" ist zum Ko....
    Vielleicht lässt sich über den Preis dann auch endlich die Anzahl der Fluggäste - folglich auch - Gepäckmenge steuern.
    Ganz bestimmt.

  2. 11.

    " Das bedeutet, dass noch mehr Personal abgebaut werden muß "

    oder die Preise steigen

  3. 10.

    zu wenig Personal für zu viele koffer, besser nur handgepäck

  4. 9.

    früher: Berlin ist eine Reise wert.
    heute: Berlin ist einen Koffer wert.

  5. 8.

    Wir haben auch schon mal einen Koffer vermisst als wir wieder in Berlin ankamen. Ich kann mich aber nicht daran erinnern "zig Formulare" ausgefüllt zu haben. Der Koffer würde uns dann bald zugestellt, und ich hatte mich gefreut, dass ich ihn nicht selbst die Treppen hochschleppen musste.

  6. 7.

    Letztlich beißen sich die Mitarbeiter selbst in den Hintern. Durch immer höhere Lohnforderungen und solche untragbaren Zustände entstehen den Airlines immer höhere Kosten. Das bedeutet, dass noch mehr Personal abgebaut werden muß

    Das gleiche trifft auch auf die Flughafenbetreiber zu. Die Entgelthöhe bestimmen letztlich die Airlines. Je höher die Entgelte, je mehr Airlines weichen aus. In Deutschland gibt's genug Flughäfen.

  7. 6.

    >“…Marlene Dietrich hatte doch recht - "Ich hab' noch einen Koffer in Berlin".“
    Und sehen Sie nach dem Kinohit „Nicht ohne meine Tochter“ den neuesten Blockbuster „Nicht ohne meine Koffer“! ;))

  8. 5.

    Es ist jedes Mal wieder ein Rätsel, warum man diesen Bereich der Gepäckverladung nicht mehr automatisieren und standardisierten kann. Koffer und Taschen in Container und dann nur noch die Container verladen oder Einsatz von KI und Robotik. Das ist doch alles keine "Raketenwissenschaft" und passiert an Flughäfen weltweit mehrere zigtausendmal täglich.

  9. 4.

    Hausgemachtes Problem würden die Leute ordentlich Entlohnt werden und vernünftig behandelt mit einem Festvertrag mit den Flughäfen wäre dieses Problem nicht vorhanden. Aber überall nur Billigarbeiter ist nicht die Lösung und der Leitragende ist der Fluggast.

  10. 2.

    Auch uns hat es gestern getroffen.Wir sind von Mauritius über Paris nach Berlin geflogen.Bei Ankunft waren ein Koffer nicht auffindbar ein zweiter Koffer beschädigt.Nach über 26Stunden auf den Beinen ist es nicht toll erst zig Formulare auszufüllen.Auch wir haben die herrenlosen Koffer gesehen.Nun heißt es hoffen,dass der Koffer bald da ist...
    Angeblich ist er in Paris hängengeblieben..Schaun wir mal...

  11. 1.

    ... und Marlene Dietrich hatte doch recht - "Ich hab' noch einen Koffer in Berlin".
    Ich hab' noch einen Koffer in Berlin - deswegen muss ich nächstens wieder hin.

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