Keine verklebten Autodächer - Selbst den Blattläusen ist es zu heiß

Mo 15.08.22 | 13:17 Uhr | Von Sabine Prieß
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Mit sogenanntem Honigtau verklebte Blätter einer Linde, aufgenommen am 17.06.2014 in Berlin. (Quelle: dpa/Andrea Warnecke)
Bild: dpa/Andrea Warnecke

Wer derzeit sein Auto unter Bäumen parkt, mag sich schon gewundert haben: Die Dächer bleiben in diesem Sommer meist trocken und werden nicht von einer klebrigen Schicht bedeckt. Die sonst dafür verantwortlichen Blattläuse werden in der Hitze träge. Von Sabine Prieß

Die vielen heißen Tage in diesem Sommer haben zumindest für Autofahrer auch etwas Gutes: Sie können ihre Fahrzeuge unter Linden, Eichen oder Ahornbäumen im Schatten parken, ohne dass die Dächer im Anschluss wie sonst mit einem klebrigen Schmierfilm bedeckt sind.

Läuse und Ameisen sind da, aber nicht aktiv

Was viele bereits beobachten, bestätigt Wildtierexperte Derk Ehlert: "Die Schild-, Woll- und Eichenzwerg-Läuse sind im Moment nicht aktiv, weil es ihnen zu heiß ist", sagt der bei der Berliner Senatsverwaltung für den Bereich Naturschutz und Landschaftsplanung zuständige Ehlert im Gespräch mit rbb|24 am Montag. Wenn die Läuse nicht aktiv seien, tropfe auch kein sogenannter Honigtau aus den Bäumen auf die Autos, so Ehlert. Die klebrige, zuckerhaltige Ausscheidung der Blattläuse kann zu Lackschäden führen, wenn sie nicht schnell entfernt wird und das Fahrzeug damit länger in der Sonne steht.

Auch die Ameisen, die die Läuse als Nutztiere normalerweise melken würden, seien wegen der hohen Temperaturen weniger im Einsatz. "Alles fährt in einem Slow-Modus", so der Wildtierreferent. Ehlert verweist darauf, dass sich das aber schnell wieder ändern könne. Sobald die Hitze abebbe, "regne" es auch wieder aus den Bäumen. Bis dahin könne man nur sagen: "Alle sind da, aber eben wenig aktiv".

Auch Tiere im Hitze-Modus

Der Experte verweist darauf, dass die Blattläuse sich mit weniger Aktivität auf die Hitze umstellten. So wie viele Menschen bei hohen Temperaturen eben auch. Fast alle Tierarten hätten Strategien für den Umgang mit der Hitze entwickelt. "Die Vögel hecheln bei der Hitze, das Schwarzwild suhlt sich im Schlamm ein, die Bienen fächeln ihrer Brut Luft zu", erklärt Ehlert.

Schon Ende Juli hatten Landwirte in Brandenburg auch ihren Nutztieren wie Kühen, Schweinen oder Hühnern geholfen, mit den hohen Temperaturen klarzukommen. Sie hatten in Ställen Ventilatoren und oder Duschanlagen für die Tiere aufgestellt.

Derweil soll es ab Freitag in der Region Berlin und Brandenburg wieder kühler werden. Ab dann soll die Wetterlage von atlantischen Tiefausläufern bestimmt werden. Die Temperaturen erreichen nur noch 24 bis 27 Grad - bei wechselhaftem Wetter mit Schauern und Gewittern.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.08.2022, 14:30 Uhr

Beitrag von Sabine Prieß

11 Kommentare

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  1. 11.

    Unsere Fledermaus ist seit gestern übrigens auch bereits wieder im normalen Flugbetrieb unterwegs ;-)

  2. 10.

    Nicht zu vergessen Kakteen. Ich hab ne Theorie doch es fehlt noch der Beweis: im Winter ist es kalt und im Sommer ist es heiß. Sobald es sich wieder etwas abkühlt (und da noch ich ganz zuversichtlich)werden die Läuse auch wieder in einen normalen Verdauungs Modus gehen und dann gibt's auch wieder verklebte Autodächer. Kannste glauben ;-)

  3. 9.

    Wenn wir demnächst Palmen und Zypressen statt Linden und Ahorn haben, hat sich das Problem von selbst erledigt!

  4. 7.

    Naja, ging immer so. Die versuchen ja gleich eine dunkle Ecke zu finden. Hinter nem Schrank z.B.
    Da heißt es nur Licht aus, alles dunkel und Fenster und Balkontür auf. Dann flattern die auch fix wieder raus.
    Nebenbei: Wenns ganz trocken paar Tage bleibt, wässere ich eh unseren Walnussbaum mit nem Gartenschlauch spät Abends vom Bad übern Balkon in der 3. Etage. 300 Liter über 2 Stunden laufen da schon mal langsam durch und verteilen sich über die Blätter der Baumkrone nach unten aufm Rasen unter dem Baum. Feuchte Blätter finden nicht nur Fledermäuse in langer Trockenheit cool zum Wasser schlecken. Die feuchte Baumkrone erwacht dann richtig zum Leben mit allem, was so bei uns um den Block fliegt.

  5. 6.

    Oha, wie können die denn Klima neutral in der Welt unterwegs sein? Ich dachte ja nur irgendjemand muss uns ja retten ;-)

  6. 5.

    Zitat: "Ne Fledermaus in der eigenen Hütte sorgt immer für bissl Wirbel in der Bude."

    Das war bestimmt schon ein Tohuwabohu bei Ihnen. Aber so lange die F-Maus sich nicht in Graf Dracula verwandelt, geht's ja noch einigermaßen. ;)

  7. 4.

    ... und so werden aus Schildläusen eben Chillläuse ;-).

  8. 3.

    Können Sie die Altersspanne der letzten Generation vielleicht mal eingrenzen? Nicht dass ich schon so weit bin... ;-))
    Ja und Achtung mit den Fledermäuschens bei lange trockenem Wetter: Wenn die lange keine feuchte Nahrung hatten, dann werden die auch ganz meschugge und jagen jeder Fliege hinterher. diese Fledermausjagd kann schon mal im Wohnzimmer enden. Hatte ich die letzten Trockenjahre öfter und seit letztem Jahr immer Gaze vor allen Fenstern. Ne Fledermaus in der eigenen Hütte sorgt immer für bissl Wirbel in der Bude.

  9. 2.

    Die letzte Generation ist noch in der Welt unterwegs, im Urlaub. Ich wüsste allerdings nicht, für was man die brauchen sollte.

  10. 1.

    Also, bei uns wohnt eine Fledermaus in einer Nische unterm Dach. Der ist es auch zu warm und sie startet deshalb aktuell ca. 30 Minuten früher in die Nacht, also zwangsweise noch vor der Dämmerung. Es ist ja wirklich ganz schön heiß. Wo ist eigentlich unsere letzte Generation wenn man sie braucht? Immer noch in ihrem Klima neutralen Urlaub?

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