Berlin-Lichterfelde - Kita-Betreiber wegen Zusatzbeitrag und Kinder-Trennung in der Kritik

Di 13.09.22 | 19:39 Uhr
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Kita Nanny‘s Place (Quelle: rbb)
Bild: rbb

700 Euro Zusatzbeitrag - und wer nicht zahlen kann, dessen Kind muss in eine extra Gruppe: Dieses Vorgehen werfen Eltern einem privaten Kita-Träger in Berlin-Lichterfelde vor. Die Bildungsverwaltung droht mit Entzug der Betriebserlaubnis.

Wegen sehr hoher Zusatzkosten und einem fragwürdigen Betreuungskonzept muss ein privater Kita-Träger in Berlin-Lichterfelde um die Betriebserlaubnis bangen. Das bestätigte die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie am Dienstag dem rbb. Zuerst hatten "Berliner Zeitung" und "Bild" [Bezahlinhalt] berichtet.

Die Berliner Kita-Aufsicht habe die Einrichtung in der Drakestraße bereits am Donnerstag der vergangenen Woche unangekündigt besucht und das Gespräch mit der Leitung gesucht, so die Senatsverwaltung.

Wer nicht zahlt, kommt in die "Maulwurf"-Gruppe

Hintergrund sind Beschwerden von Eltern über die zusätzlichen Kosten in der bilingualen Kita "Nanny’s Place". Hier würden bis zu 700 Euro Gebühren für den Kita-Förderverein verlangt. Kinder von Eltern, die den Beitrag nicht zahlen können oder wollen, würden in einer eigenen Gruppe namens "Maulwürfe" separiert, müssten ihr eigenes Essen mitbringen und hätten kein altersgerechtes Spielzeug. Zudem würden sie in einem Durchgangszimmer betreut. Betroffen sein soll auch ein Kind mit Behinderung, das wegen der Einschränkungen inzwischen zu Hause betreut wird. Der Gruppenname "Maulwürfe" würde nicht zum deutsch-englischen Profil der Kita passen: Die restlichen Gruppennamen sind Englisch und beziehen sich unter anderem auf beliebte Disney-Figuren.

Die Kita-Leitung reagierte zunächst nicht auf Anfragen des rbb. Auf Nachfrage vor Ort während der Öffnungszeiten hieß es am Dienstag, von der Geschäftsleitung sei niemand zu sprechen.

Senat droht mit Entzug der Betriebserlaubnis

"Wir missbilligen das Vorgehen des Trägers", sagte eine Sprecherin der Bildungsverwaltung auf rbb-Nachfrage. Man habe die Betreiber der Kita unverzüglich kontaktiert und deutlich gemacht, "dass weder Eltern zu Zusatzbeiträgen von mehr als 90 Euro verpflichtet werden dürfen, noch die Separierung von Kindern geduldet werden kann". Vor allem die Trennung der Kinder nach Zahler und Nicht-Zahler der Zusatzbeiträge sei untersagt worden. "Ansonsten kann der Prozess zum Entzug der Betriebserlaubnis führen, diesen Weg werden wir bei Bedarf auch gehen. Das sollte dem Träger bewusst sein." Sollte sich bestätigen, dass ein Kind mit Behinderung aufgrund des Vorgehens des Trägers nicht mehr die Kita besuchen kann, sei das "keinesfalls hinnehmbar".

Die Regelfinanzierung der Kita "Nanny’s Place" werde laut Bildungsverwaltung über den Kitagutschein geregelt. Das heißt, dass der Träger vom Senat Geld erhält. Zusätzliche Beiträge der Eltern sind auf maximal 90 Euro beschränkt und der Träger muss nachweisen, welche Zusatzangebote dafür geschaffen werden. Darunter fallen etwa besondere Sportangebote, Bio-Essen oder Sprachunterricht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.09.2022, 22:00 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Doch, das ist illegal. Und daher ist es eine unverschämte Dreistigkeit.
    Es ist illegal, da sich alle Kitas ans Kitafördergesetz halten müssen, wenn sie sich darüber finanzieren. Da hier über den Kita-Gutschein gearbeitet wird, der Träger also Steuergelder vom Senat erhält, muss man sich auch an die Regeln halten, die auch für alle anderen Kitas in der Stadt gelten.

  2. 14.

    Klingt nach ner Sekte! Absolut nicht gerechtfertigt... was sind das bitte für Eltern die ihre Kids da unterbringen...im Hintergrund bereichert sich auf jeden Fall ein sehr Fadenscheiniger Verein!

  3. 13.

    Also bei einer derartig engagierten Verteidigungsrede, darf man sie wahrscheinlich in einer gut vergüteten Leitungsfunktion dieses "Abzockprojektes" vermuten, oder?

  4. 12.

    Das Problem ist, dass die Einrichtung nicht privat finanziert wird, sondern über den Kitagutschein, also pro Kind knapp 700 Euro pro Monat vom Steuerzahler bekommt. Damit müssen sie sich dann eben auch an die Regeln halten, und die Regel ist, dass nicht mehr als 90 Euro Zusatzbeitrag von den Eltern gefordert werden dürfen. Wenn der Betreiber damit nicht wirtschaften kann, muss er eben auf private Finanzierung umsteigen und auf Gelder aus der Senatskasse verzichten, dann kann er von den Eltern verlangen, was er möchte.

  5. 11.
    Antwort auf [Frank] vom 14.09.2022 um 10:54

    Handelt es sich bei den 700 Euro um einen monatlichen Zusatzbeitrag? Falls ja, das findest du angemessen? Dann fehlt wohl jedes Gefühl für Verhältnismäßigkeit. Dieser Beitrag spricht in keiner Weise für eine gute Kita, darüber hinaus ist der Beitrag in Berlin auf 90 Euro gedeckelt. Von der abstoßenden Tatsache noch abgesehen, dass Kinder ohne reiche Eltern als Menschen zweiter Klasse behandelt werden.

  6. 10.

    Wir waren mal zur Besichtigung dort und haben eine entsprechende Führung mitgemacht. Am Ende hieß es dann, dass monatlich 700 € zu zahlen seien. Ich bin eigentlich nicht auf den Mund gefallen aber da blieb selbst mir die Spucke weg. Absolut nicht gerechtfertigt - meiner Meinung nach in keiner Kita dieser Stadt.

  7. 9.

    Das Problem ist, dass hier Steuergelder benutzt werden, um einen Laden zu betreiben, in dem die Kinder armer Eltern ausgegrenzt werden. Steht doch alles da. Und jetzt? "Ich will aber Staatsgelder UND totale Marktwirtschaft ohne demokratische Regeln"??

  8. 8.

    Was für eine Blamage!
    Mein Mann ist Pilot und wir haben versucht unsere Tochter dort unterzubringen.
    Alle unsere telefonischen Anfragen und Emails blieben unbeantwortet. Selbst eine Bewerbung mit Gehaltsnachweisen und Lebensläufen konnten das nicht ändern.
    Als wir mal spontan vorbei geschneit sind, hat man uns im Haus 5min warten lassen, um uns dann zu sagen, das man keine Zeit hat und wir es doch bitte schriftlich versuchen sollen. Beim Verlassen des Grundstücks ballerte dann der dicke US-Pick-Up mit der Kita Werbung lautstark aus der Einfahrt und wir hatten genug Eindrücke gesammelt.

  9. 7.

    Man fragt sich auch warum eine Kita einen Dodge Ram 1500 Pickup benötigt, zum Kindertransport auf der Ladefläche vermutlich (hoffentlich) eher nicht.

  10. 6.

    Das ist hoffentlich alles ein Witz, oder?

  11. 5.

    Wo ist das Problem? Die Zahlung iword nicht erpresst und ist nicht illegal.

    Es muss nicht immer alles kostenlos sein.

    Gleich lauthals zu meckern ist ziemlich übertrieben

    Der Anspruch auf Betreuung ist nicht an eine bestimmte Einrichtung gebunden.

  12. 4.

    "In einer deutsch-englischen müssen Eltern bis zu 700 Euro Gebühren im Monat an einen Förderverein zahlen. "

    https://www.berliner-zeitung.de/news/weil-eltern-nicht-zahlen-berliner-kita-in-lichtenberg-grenzt-offenbar-kinder-aus-li.266466

  13. 3.

    Ach so, und weil es so wenig Kita-Plätze gibt, soll man also so einen elitären und offensichtlich diskriminierenden Laden gewähren lassen? Das meinen Sie doch sicher nicht wirklich. Das Logo auf der Hauswand sagt eigentlich schon alles.
    Aus meiner Sicht sollte das Ding zugemacht werden und die frei werdenden Mittel für eine neue Kita oder Kinderläden verwendet werden.

  14. 2.

    Es wird ja immer verrückter in dieser Stadt. Und wo bleiben bei möglicher Schließung die Kinder? Gibt doch eh keine Plätze.

  15. 1.

    Die Frage ist ob die 700 Euro monatlich oder einmalig sind.

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