Nach fünf Jahren Bauzeit - Neue Allende-Brücke in Berlin-Köpenick ist wieder freigegeben

Mo 07.11.22 | 13:13 Uhr | Von Thomas Rautenberg
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Bettina Jarasch (Grüne), Verkehrssenatorin von Berlin, nimmt nach fünfjähriger Bauzeit an der Verkehrsfreigabe der komplettierten Salvador-Allende-Brücke im Bezirk Köpenick teil und läuft über eine der Fahrbahnen.(Quelle:dpa/W.Kumm)
Audio: rbb24 Inforadio | 06.11.2022 | Bild: dpa/W.Kumm

Über den Ersatzneubau der Salvador-Allende-Brücke in Köpenick rollt ab Montagvormittag wieder der Verkehr ohne Einschränkungen. Die Brücke ist eine der wichtigsten Verbindungen im Berliner Südosten über die Müggelspree. Von Thomas Rautenberg

Die Bauschilder sind abgeräumt und auch die letzten Absperrungen sind aus dem Weg geschafft: Über beide Teile der Salvador-Allende-Brücke in Berlin-Köpenick fließt seit dem späten Montagvormittag wieder der Verkehr.

Verkehrssenatorin Bettina Jarrasch (Grüne), die zur Eröffnung gekommen war, sprach von einem schönen Tag für die Berliner, die nun wieder die wichtige Nord-Süd-Verbindung ohne Hindernisse nutzen könnten. Die Allende-Brücke, so Jarrasch, sei eine richtige Verkehrswende-Brücke mit ausreichend Spuren für die Fahrzeuge und zugleich breiten Rad- und Fußgängerwegen.

Auch Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) zeigte sich erleichtert. Die Köpenicker hätten die Brücke als Verkehrsverbindung geliebt - und gehasst, als wegen ihrer Baufälligkeit über Monate gar nichts mehr gegangen sei, sagte Igel.

Baufälligkeit war keine Überraschung

1981 war die Allende-Brücke als wichtige Nord-Süd-Verbindung in Köpenick gebaut worden. Zuletzt nutzten täglich etwa 30.000 Fahrzeuge die Überfahrt über die Müggelspree. Vor 20 Jahren kam dann die schlechte Nachricht: Der sogenannte Betonkrebs mache sich im Bauwerk breit - eine chemische Reaktion der Baustoffe, die unweigerlich zur Zerstörung der Brücke führt. Ein Ersatz musste her, soviel war klar. Doch Berlin war knapp bei Kasse. Es wurde gespart bis es quietscht. Und in den Spannbetonbögen der Allende-Brücke quietschte es schon gewaltig.

16 Millionen Euro stellte der Senat schließlich für den geplanten Abriss und Neubau der Allende-Brücke bereit. Doch dafür wollte keine Baufirma den Auftrag übernehmen. Also wurde neu kalkuliert und der Gesamtauftrag europaweit ausgeschrieben. Wieder gingen Monate ins Land ohne, dass an der maroden Brücke gebaut wurde. Nur die Kosten hatten sich inzwischen auf 37 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Erst Teil- dann Vollsperrung

2014 war es dann so weit: Prüfingenieure stellten im westlichen Brückenteil breite Risse fest. Die Überfahrt wurde schließlich gesperrt. Der dichte Verkehr musste einspurig über den verbliebenen östlichen Brückenteil geleitet werden. Im Januar 2019 machte dann auch die letzte Fahrbahn schlapp. In der Folge kam es zu einer fast einjährigen Komplettsperrung und zu endlosen Staus auf den Köpenicker Umfahrungsstrecken.

Zum Stau kam der Blackout

Im Februar 2019, also nur wenige Wochen nach der Komplettsperrung der Brücke, kam noch ein Unglück dazu: Bei einer Horizontalbohrung, um riesige Stahlspundwände zu sichern, kappten die Baumaschinen sowohl das Hauptstromkabel als auch die Ersatzleitung, die große Teil Köpenicks mit Strom versorgten. Über 2.000 Gewerbebetriebe und Handelsunternehmen sowie rund 31.500 Haushalte waren anderthalb Tage ohne Strom. Es war der längste Blackout in der Berliner Nachkriegsgeschichte.

Zeitplan blieb unter Druck

Ende November 2019 wurde der erste Teil der neuen Allende-Brücke fertiggestellt. Damit gab es zumindest wieder eine Verbindung über die Müggelspree. Zwei Jahre später, so war es geplant, sollte die Brücke insgesamt wieder für den Verkehr freigegeben werden. Doch dann kam Corona und die Baustoffe wurden knapp. Und als ob das nicht reichte, stießen die Baufirmen bei den Gründungsarbeiten für den zweiten Brückenteil auf unvorhergesehene Hindernisse. Inzwischen sind all diese Probleme überwunden.

Die Allende-Brücke ist seit Montag wieder freigegeben - mit kleinen Einschränkungen. So werden Fuß- und Radverkehr noch bis Anfang Dezember über den bereits fertiggestellten westlichen Überbau geführt. Und für kleiner Arbeiten könnte es "kurzzeitige Verkehrseinschränkungen" geben, hieß es am Montag es von der Verkehrsverwaltung.

Es muss weiter saniert werden

Knapp 800 Brücken gibt es in Berlin, 100 davon stehen allein im Bezirk Treptow-Köpenick. Viele von ihnen haben dringend eine Auffrischungskur nötig. An der Elsen-Brücke in Treptow wird bereits gebaut und für die Lange Brücke am Köpenicker Schloss sind die Planungen für einen Ersatzneubau in der Endphase. Insofern werden viele Brückenbauwerke auch künftig ein Nadelöhr für den Berliner Verkehr bleiben.

Sendung: rbb24 Abendschau, 3.11.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Thomas Rautenberg

25 Kommentare

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  1. 25.

    Mitnichten! Das ist Berlin-oder vielmehr Deutschland Typisch. Schauen Sie in unsere Nachbarstaaten . Dort baut man wesentlich schneller, vermutlich auch günstiger. Wahrscheinlich haben unsere Nachbarländer auch keinen Fachkräftemangel. Eventuell sind ja unsere Fachkräfte alle ,oder zumindest viele, bei denen.

  2. 24.

    Herr Krüger. Hier haben sie sich mal wieder selbst übertroffen. Was wollen sie mit ihrem Kommentar der Welt mitteilen?

  3. 23.

    Ja, das stimmt schon, da haben Sie recht. Auf der anderen Seite hat der Kevin aber auch irgendwie wieder recht mit der "Wichtigtuerei", da ist schon auch ein bisschen was dran. Auf der anderen Seite sind Sie halt auch Experte, das muss man natürlich auch berücksichtigen, klar. Ich weiß jetzt ehrlich gesagt auch nicht genau wie weiter, es ist wie gesagt ein komplexes Thema. Ich kenn mich nicht gut aus. Vielleicht könnt ihr euch ja irgendwie vertragen oder einen Kompromiss finden...

  4. 22.

    Beleidigt weil mitgebaut? Tja Betonfraß - Gibts in Österreich, in Brandenburg etc. als Begriff, Kabelfraß ist ein üblicher Begriff für Tätigkeit von Nagetieren an Kabeln (sollte m/w ,auch ohne Auto, wissen)und Betonpfeiler bestehen nicht nur aus Beton (übrigens auch Betonwände u. Decken von Häusern), sie haben Armierungen. Bevor also man so tönt ....

  5. 21.

    Ich finde die ganze Ecke urig - besonders die Cöpenicker Altstadt. Ja und Spandow hat, außer einem Akku-Shop, eine Festung, die nie erobert wurde - muß man auch erstmal hinbekommen - und 'ne Batterie mit Räder ist mir zu teuer.

  6. 20.

    Cöpenick hatte sogar einen "eigenen" Hauptmann und vor dem Rathaus hielt die Postkutsche. In Erkner wurden die nachgefüttert und durften sich satt trinken. Dann ging es über die ALTE POSTSTRASSE bis Fürstenwalde. Heute steht da mitten im Wald und eben direkt auf der Poststraße dieses Teslawerk. Schon mal von gehört ? Cöpenick war einst eine kleine "Weltstadt". Ich freue mich aber über die neue Allende Brücke. Sie auch ?

  7. 19.

    Günther:
    "Es ist nur noch beschämend, wie lange hier in Berlin an einer Brücke rumgewerkelt wird. In der halben Zeit hat Tesla ein ganzes Autowerk errichtet!"

    Da vergleicht jemand Äpfel mit Birnen!
    Ja, in manchen Ländern geht so etwas schneller, dafür gibt es dann ein paar tote Bauarbeiter. Oder eine Brücke stürzt ein, wie in Italien vor ein paar Jahren.
    Bei Brücken ist mir die "deutsche Gründlichkeit" sehr viel lieber!

  8. 18.

    Den "Worst Case" gab es mit der einjährigen Vollsperrung. Aber außer, dass die Busse in dieser Zeit ihre eigene Spur auf der Müggelheimer Str. bekamen und es für die Anwohner am Südende der Brücke angenehm ruhig wurde, ist nicht viel passiert.

  9. 17.

    Bemerkenswert, dass mittlerweile völlig selbstverständlich der Name Allendes in den Mund genommen und der Name der Brücke, wie auch des Wohnviertels und sogar eines Einkaufszentrums mit seinem Namen geziert wird. Ganz anders bei der - m. E. verdienten - Umbenennung der Straßen weg von der alten Nomenklatura.

    Henry Kissinger, der US-amerikanische Außenminister, sprach am Abend des 11. Sept. 1973 davon, dass seine Regierung den Militärputsch "mit Genugtuung" aufgenommen habe. Da hätte ich glatt in den Fernseher springen können.

    Ich will nicht rechthaberisch sein, nur eine kurze Anmerkung machen: Die Abkürzung "S.- A.-Brücke" sollte vermieden werden. Genauso war es bei einer Besprechung in Potsdam, als es um Umbauvarianten ging, ein junger Planer die verschiedensten Varianten vorstellte und dann von der "Endlösung"(!) sprach. Es wurde dann bedeutet, dass dieser Begriff im Protokoll nicht auftauchen werde, sondern von der beschlossenen Variante die Rede sein werde.





  10. 16.

    "Doch Berlin war knapp bei Kasse. Es wurde gespart bis es quietscht. Und in den Spannbetonbögen der Allende-Brücke quietschte es schon gewaltig."

    Manchmal will man lieber nicht wissen, wie der worst case ausgesehen hätte.

  11. 15.

    Schauen Sie, Beton ist ein komplexes Thema, Sie sind ein Experte, der Kevin nicht. Aber er hat doch auch das Recht, hier seine Meinung zu sagen. Man muss ihn nicht gleich runter machen, nur wegen seines Namens. Er kennt sich sicher in anderen Bereichen ebenso gut aus wie sie. Oder vielleicht sogar noch besser. Lasst uns also freundlicher miteinander sein oder?

  12. 14.

    Sorry, aber "Hauptsache was rausposten aus Wichtigtuerei!" ist keine Meinung sondern schlicht ein Kommentar ohne Mehrwert. Um es noch einmal höflich auszudrücken. Man muss auch nicht alles totdiskutieren.

  13. 13.

    Ist das etwa Frau Jarasch auf dem Foto? Hat irgendwie was von "12 Uhr Mittags". Entschlossen und allein dem Gegner entgegen.

  14. 12.

    Das Teslawerk wurde in grünem Walde oder in Stadtlage errichtet? Eine Brücke im Nirgendwo errichtet jeder in Monaten. Zwei Brücken abzureißen und neu zu bauen unter Erhalt diverser Infrastruktur dauert halt länger.

  15. 11.

    Ich finde, es muss ja auch nicht immer gleich alles einen "Mehrwert" haben, man darf auch mal einfach seine Meinung sagen, das ist in einer Demokratie auch wichtig und dann sollte man die auch akzeptieren, man muss ja nicht die gleiche haben. Hier geht es um Brücken bauen, und das darf man ruhig auch mal im übertragenen Sinn verstehen, finde ich.

  16. 9.

    "Fertiggestellt"? Der Fußweg auf der östlichen Seite ist noch nicht ansatzweise fertig, und ich frage mich ernsthaft, wie sie das bis Montag noch schaffen wollen.

  17. 8.

    Anscheinend die Ironie von Artus nicht verstanden! Hauptsache was rausposten aus Wichtigtuerei!

  18. 7.
    Antwort auf [Artus] vom 03.11.2022 um 20:59

    "Betonfrass, tiefgehender Rost an den Pfeilern u. Kabelfrass"

    Es gibt keinen "Betonfrass". Es gibt Bewehrungskorrosion und/ oder Betonkorrosion. Rost an Betonpfeilern gibts ebenso nicht, da Beton nicht rostet. Und was ein Kabelfrass sein soll wissen nur sie.

  19. 6.

    Köpenick ist schon 'ne Perle. Spasseshalber mal bei Wiki gesucht...
    "Köpenick besitzt – wie auch das am Westrand Berlins gelegene Spandau – eine eigenständige mittelalterliche Stadttradition."
    https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-K%C3%B6penick

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