Verdacht des Totschlags - Getötete Fünfjährige in Pankow: Haftbefehl gegen 19-jährigen Babysitter erlassen

Mi 22.02.23 | 20:16 Uhr
Bürgerpark am 23. Februar um 17 Uhr (Quelle: rbb/K. Krüger)
rbb/K. Krüger
Video: rbb|24 | 22.02.2023 | Material: TVNewsKontow | Bild: rbb/K. Krüger

Nach dem gewaltsamen Tod eines fünfjährigen Mädchens in Berlin ist gegen den 19 Jahre alten Verdächtigen Haftbefehl wegen Totschlags erlassen worden. Nach einem vorläufigen Ergebnis der Obduktion gilt ein sexuelles Motiv als unwahrscheinlich.

  • In Berlin ist ein fünfjähriges Mädchen offensichtlich Opfer eines Tötungsdeliktes geworden
  • Unter Verdacht, das Kind getötet zu haben, steht ein 19-Jähriger
  • Gegen ihn wurde am Mittwoch Haftbefehl erlassen
  • Der 19-Jährige war nach bisherigen Ermittlungen der Babysitter des Kindes

Im Fall des getöteten Mädchens in Berlin-Pankow hat ein Gericht Haftbefehl gegen den 19-jährigen Verdächtigen erlassen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde ein entsprechender Antrag wegen des Verdachts des Totschlags gestellt.

Wie Behördensprecher Sebastian Büchner dem rbb zuvor am Nachmittag sagte, sei über ein mögliches Motiv des Tatverdächtigen bislang wenig bekannt. Ein sexuelles Motiv sei nach dem vorläufigen Ergebnis der Obduktion aber bisher ausgeschlossen.

Als Babysitter des Mädchens eingesetzt

Der 19-Jährige soll am Dienstagnachmittag auf das Mädchen und seine jüngeren Geschwister auf einem Spielplatz im Stadtteil Pankow im Norden Berlins aufgepasst haben, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Als die Fünfjährige auf die Toilette gemusst habe, habe der Babysitter andere Erwachsene gebeten, kurz auf die verbleibenden drei Kinder aufzupassen, um mit dem Mädchen zur Toilette zu gehen. Etwas später sei der Mann ohne das Mädchen zurückgekommen und habe gesagt, er habe es verloren.

Die Mutter der Fünfjährigen sei mit der Mutter des Tatverdächtigen befreundet, bestätigte die Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Berlin, Karen Sommer, dem rbb. Demnach hatte der Tatverdächtige bereits in der Vergangenheit mehrfach die vier Geschwister im Alter von einem bis fünf Jahren betreut.

Polizeibeamte durchsuchen am 23.2.2023 den Bürgerpark in Pankow (Quelle: dpa/Paul Zinken)
| Bild: dpa/Paul Zinken

Mit Großaufgebot gesucht

Nach dem Verschwinden des Mädchens am Dienstagnachmittag hatten mehrere Menschen gegen 15:00 Uhr die Polizei alarmiert, die daraufhin eine große Suchaktion mit mehr als 100 Beamten und einem Hubschrauber begann. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger hätten sich an der Suche nach dem Kind beteiligt, erklärte Sebastian Büchner, Sprecher der Staatsanwaltschaft, dem rbb. Eine Hundebesitzerin habe die Fünfjährige gegen 17:40 Uhr leblos in einem Gebüsch gefunden.

Eine Wiederbelebung durch alarmierte Rettungskräfte blieb erfolglos. Das Kind wurde mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen.

Die Leiche des Kindes sollte noch am Mittwoch obduziert werden. Nach Angaben Büchners prüfen die Gerichtsmediziner unter anderem, ob die Fünfjährige bereits tot war, als sie im Park aufgefunden wurde, oder ob sie erst im Krankenhaus starb. Bekannt sei inzwischen, dass der Körper des Mädchens mindestens eine Stichverletzung aufweise. Weitere Details seien bisher nicht bekannt.

Suchaktion mit 100 Beamten

Die Berliner Kriminalpolizei hatte nach dem Auffinden des Mädchens am Dienstagabend mit der Spurensuche in dem extra ausgeleuchteten Park begonnen. Dutzende Polizisten bildeten eine Kette, um den Park vom Fundort der Leiche Richtung Spielplatz abzusuchen. Sie durchkämmten mit Stöcken und Rechen Gebüsche und das Laub auf dem Boden und suchten in Altglascontainern. Die Polizei ließ zudem eine Drohne aufsteigen, um aus der Luft Fotos vom Fundort zu machen. Auch mögliche Zeugen sollten befragt werden.

Auch am Mittwochmorgen war der Fundort auf einem Hügel im dem Park noch weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Polizisten sicherten den Bereich ab, Kriminaltechniker waren vor Ort. Die weiträumige Sperrung des Geländes und Beweismittelsicherung sollen nach Angaben Büchners auch Aufschluss darüber geben, ob das Mädchen am Fundort verletzt oder getötet wurde.

In der Nähe des Fundortes legten Menschen Blumen nieder oder stellten Kerzen auf. In der Nacht hatte auch die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) den Angehörigen ihr Beileid bekundet. "Ich bin schockiert", schrieb sie auf Twitter. Ihre Gedanken seien bei den Eltern des kleinen Mädchens und bei ihren Angehörigen. "Es bricht mir das Herz und ich bin zutiefst traurig." Der Bezirksbürgermeister von Pankow, Sören Benn (Linke), twitterte: "Das ist so grausig, furchtbar. Den Angehörigen mein tief empfundenes Beileid."

Ein Fahrzeug der Berliner Polizei steht im Bürgerparkt in Pankow, wo ein vermisstes vierjähriges Mädchen leblos aufgefunden wurde. (Quelle: Morris Pudwell)

Sendung: rbb 88,8, 22.02.2023, 07:30 Uhr

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