rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Audio: rbb24 Inforadio | 29.06.2023 | Matthias Bertsch | Quelle: dpa/W. Steinberg

"Beständig hohes Niveau"

Muslimfeindlichkeit ist laut Expertenbericht weit verbreitet

In weiten Teilen der Bevölkerung hält sich eine muslimfeindliche Haltung auf einem "beständig hohen Niveau". Das geht aus einem am Donnerstag vorgestellten Bericht des "Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit" hervor.

Der Expertenkreis mit Fachleuten aus Wissenschaft und Verbänden war im September 2020 vom damaligen Innenminister Horst Seehofer (CSU) berufen worden. Sein Abschlussbericht mit dem Titel "Muslimfeindlichkeit - Eine deutsche Bilanz" wurde am Donnerstag in Berlin vorgestellt.

U21-Europameisterschaft

Rassistische Beleidigungen gegen Hertha-Profi Ngankam und Dortmunds Moukoko

Nach dem 1:1-Unentschieden gegen Israel zum Auftakt der U21-EM sind Jessic Ngankam von Hertha BSC und Dortmunds Youssoufa Moukoko im Netz rassistisch beleidigt worden. Der DFB hat nun strafrechtliche Schritte angekündigt.

Frauen wie Männer berichten über Vorurteile

Der Expertenkreis definiert Muslimfeindlichkeit als "die Zuschreibung pauschaler, weitestgehend unveränderbarer, rückständiger und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslim*innen und als muslimisch wahrgenommenen Menschen. Dadurch wird bewusst oder unbewusst eine 'Fremdheit' oder sogar Feindlichkeit konstruiert". Für Betroffene seien das keine Einzelereignisse, sondern wiederkehrende und mitunter sehr belastende Erfahrungen. Sie erführen Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zu Gewalt.

Das Phänomen sei weit verbreitet, schreiben die Experten. So stimme laut Untersuchungen jeder Zweite muslimfeindlichen Aussagen zu. Vorurteile gegen Zuwanderer und Muslime als Anhänger einer angeblich besonders "rückständigen" Religion überschnitten sich, Betroffene würden gleich doppelt stigmatisiert. Muslimische Frauen berichteten, dass sie als nicht selbstbestimmt wahrgenommen würden, muslimische Männer wiederum erzählen, sie würden als aggressiv und gewalttätig wahrgenommen.

Antiziganismus in Berlin

Sinti und Roma eint die Erfahrung, diskriminiert zu werden

Einige wohnen schon immer in Berlin, andere sind Zugewanderte: Sinti und Roma sind eine diverse Community, weshalb sich auch die Bedürfnislagen unterscheiden. Der Senat versucht, Lösungen dafür zu finden. Von Anna Bordel

"Eine der am meisten unter Druck stehenden Minderheiten"

Der insgesamt 400 Seiten starke Bericht analysiert anhand selbst in Auftrag gegebener und anderer vorliegender Studien, wie sich Islamfeindlichkeit in Deutschland äußert und welches Ausmaß sie hat. Er kommt zu dem Schluss, dass Muslime "eine der am meisten unter Druck stehenden Minderheiten im Land" sind.

Die Experten empfehlen eine Strategie zur Förderung der Teilhabe von Menschen "mit muslimischen Identitätsbezügen" in allen staatlichen Einrichtungen - mit bindenden Zielvorgaben, Öffentlichkeitsarbeit und gezielten Kampagnen. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter staatlicher Einrichtungen wie Lehrerinnen, Erzieher oder Polizisten solle es Fortbildungen geben. In den Schulen müsse die Auseinandersetzung mit Muslimfeindlichkeit verpflichtend werden. Rassismuskritische Studien sollten angeschoben und gefördert werden.

Es ist der erste Bericht dieser Art. Insgesamt leben rund 5,5 Millionen Muslime in Deutschland, von denen die Mehrheit die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.06.2023, 15:00 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen