Gesprengte Blitzersäule - "Von organisierter Kriminalität bis zur Raser- und Tuningszene ist vieles denkbar"

Mi 13.12.23 | 19:01 Uhr | Von Lisa Schwesig
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Ein gesprengter Blitzer am Kurfürstendamm in der Nacht zum 12.12.2023.(Quelle:Morris Pudwell)
Video: rbb24 Abendschau | 12.12.2023 | Cathrin Bonhoff | | Bild: Morris Pudwell

Schon zum zweiten Mal wird mitten auf dem Berliner Kurfürstendamm eine Blitzersäule gesprengt. Ein Motiv oder Tatverdächtige gibt es nicht. Klar ist aber: Die gezielten Angriffe verursachen enorme Kosten und bringen am Ende wenig. Von Lisa Schwesig

Mitten in der Nacht explodiert lautstark eine Blitzersäule auf dem Kurfürstendamm in Berlin-Wilmersdorf. Die Teile der gesprengten Anlage fliegen rund 60 Meter weit. Verletzt wird dabei niemand, auch Sachbeschädigungen werden nicht gemeldet. Unbekannte sollen in der Nacht zu Dienstag Gas in die Säule eingeleitet und sie so zur Explosion gebracht haben, erklärt die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) auf Anfrage von rbb24.

Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art und auch nicht das erste Mal an dieser Stelle. Vor sieben Wochen wurde am selben Ort bereits die Blitzanlage gesprengt. Ob es einen Zusammenhang gibt, werde geprüft. Anja Dierschke, Leiterin der Pressestelle der Berliner Polizei, sagt dazu: "Bisher konnten zu beiden Sachverhalten keine Tatverdächtigen ermittelt werden. Die Ermittlungen dauern an."

Dass es sich bei der Sprengung um einen bloßen Zufall handelt, schließt die GdP aus. "Die Herangehensweise spricht für eine geplante Tat und da ist von organisierter Kriminalität bis hin zur Raser- und Tuningszene, die sich durchaus gern in dem Bereich bewegt und ganz nebenbei mit Gas auskennt, vieles denkbar", sagt Gewerkschaftssprecher Benjamin Jendro.

Säule am Ku'damm sorgt für Kostenexplosion

Insgesamt wurden in diesem Jahr nach Polizeiangaben bisher nur vier Geschwindigkeits- und Rotlichtmesssäulen in Berlin mutwillig beschädigt. Die Kosten belaufen sich jedoch auf 120.550 Euro. Dabei entfallen allein 120.000 Euro auf die zwei Sprengungen der Anlage auf dem Kurfürstendamm. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden der Berliner Polizei sechs Fälle von Manipulation gemeldet. Der Gesamtschaden belief sich auf 2.300 Euro.

In den meisten Fällen werden der Polizeistatistik zufolge Blitzer mit Farbe beschmiert oder Facettengläser beschädigt. Eine Sprengung bleibt die Ausnahme. In der Anschaffung kosten solche stationären Geschwindigkeits- und Rotlichtüberwachungsanlagen laut Polizei etwa 120.000 bis 150.000 Euro. Die Kosten für sogenannte Enforcetrailer belaufen sich Gewerkschaftsangaben zufolge sogar auf 200.000 Euro. Diese grauen Kästen sind mobil versetzbar und häufig unter Brücken oder an Ausfahrten auf Autobahnen im Einsatz.

Die Manipulationen nützen den Verursachenden wenig. Denn die Bilddaten werden bei modernen Geräten digital verschlüsselt in Echtzeit an zentrale Rechner übermittelt. Wie die Blitzeranlagen genau geschützt werden, will die Polizei allerdings nicht sagen. Jendro von der Gewerkschaft der Polizei spricht von Alarmsensoren, die in modernen Anlagen verbaut werden. Zwar könne man Farbattacken oder Sprengungen so nicht verhindern, es werde aber ein Streifenwagen hingeschickt, sobald die Säule ein Signal absetzt.

Auch in Brandenburg kommt es zu Vorfällen

Auch in Brandenburg kommt es immer wieder zu Manipulationen von Tempoblitzern. Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums, Mario Heinemann, spricht aber von weniger als 20 Fällen im Jahr 2022. "Dabei ist das Beschmieren der Geräte der überwiegende Fall." Häufig werde Graffiti vor das Sichtfenster aufgetragen, um zukünftige Messungen zu verhindern, so Heinemann. "Sprengungen gab es bislang bei uns nicht."

Aus der Polizeidirektion Cottbus heißt es, man habe vereinzelt Fälle, "aber nur wenn jemand sehr sauer war", so Sprecherin Ines Filohn. Sie kenne lediglich einen Fall von einer umgerissenen Blitzersäule im Landkreis Spree-Neiße. In Brandenburg sind im Gegensatz zu Berlin Gemeinden und Kommunen für die Installation und Instandhaltung von Geschwindigkeits- und Rotlichtmesssäulen in Ortschaften und Städten zuständig, auf Autobahnen ist es die Polizei.

Sendung: rbb24 Abendschau, 12.12.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Lisa Schwesig

16 Kommentare

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  1. 16.

    Wie schafft man dieses an so einer belebten Straße.

  2. 15.

    Warum ist in keine Kamera in der Nähe die den Blitzer im Blick hat?
    Dann hätte man die Infos die zu Aufklärung der Tat führen würden.

  3. 14.

    Die Blitzersäule vor dem Union-Stadion wurde auch mehrmals beschädigt, nun ausser Betrieb.

  4. 13.

    Jetzt ist der Blitzer dahin, wie schade grins

  5. 12.

    "Ja Beamte kosten Geld, aber bringen auch mehr für die Sicherheit."
    und diese Beamten stehen natürlich massenweise bereit ;-) woher wollen Sie die nochmal nehmen? Vom Arbeitsamt? aus der Flüchtlingsunterkunft?
    Unsere Polizei kann ja nicht mal an den wirklichen Brennpunkten dieser Stadt (Alex, Kotti, etc.) präventiv tätig werden.
    Eine Effizienzbetrachtung Maschine vs. Beamter können wir uns gleich sparen ;-)

  6. 11.

    Schwachsinn!
    Wenn man sich abends Mal zu Fuß oder dem Rad über den Ku'Damm bewegt merkt man sofort, dass es wichtig wäre alle paar Meter einen Blitzer stehen zu haben. Die Behauptung der wäre nicht notwendig kann sicher nur von jemandem stammen dem Geschwindigkeitsbegrenzungen oft egal sind und der dann, wenn er ertappt wird, versucht für SEIN EIGENES FEHLVERHALTEN andere verantwortlich zu machen.
    Statt sich über sich selber zu ärgern Schimpf man dann auf andere.
    Echt niveaulos.

  7. 10.

    Raser? Obwohl es ein T.limit gibt?
    Der Beweis ist erbracht.

  8. 9.

    Vielleicht sollten wir ins Steuersäckel greifen und eine Rennstrecke à la Nührburgring bauen oder die Avus wieder für Autorennen herrichen. Dann könnten sich die ganzen Raserfreunde ganz offiziell zu Rennen verabreden und fernab vom öffentlichen Straßenland und von Unbeteiligten ihre Neigung "ausleben" ... Gesprengte Blitzersäulen sind Ausdruck puren Hohns auf unser "Rechtssystem".

  9. 8.

    Vllt sollten sie ihren Tipp nochmal überdenken.
    Im Artikel steht ja eindeutige was mit den Daten passiert.
    In Echtzeit ;)

    Ein protipp an dich, Artikel learnings verstehen.

  10. 7.

    So ein Sprengstoffanschlag ist ein Terroranschlag. Er könnte der Vorbereitung eines weiteren illegalen Autorennens dienen, bei dem mal wieder Menschen, die zu Fuß gehen, ermordet werden. (keine Ironie)

  11. 6.

    Also ich kann mir vorstellen das da auch nur jemand häftig gegengestolpert ist.
    Vielleicht ergab sich die "Explosion" auch erts durch das umfallen bzw. der Bauweise.

  12. 5.

    Statt Säulen und Anhänger, einfach Beamten einsetzen. Denn die Säulen können weder Drogen, Alk noch Haftbefehle riechen. Ja Beamte kosten Geld, aber bringen auch mehr für die Sicherheit.

  13. 4.

    Ich weiß ja nicht, welchen Artikel Sie gelesen haben, lesen Sie mal diesen;-)

    Und es bringt nicht viel? Die Kumpels finden*s echt geil, die Medien auch. Wir, die Rollator-Biker-Gang Ü4711 planen schon die nächste Aktion, Die Siegessäule - ansprühen ist was für U70

  14. 3.

    Richtig so - da wo sie montiert waren war es absolut nicht nötig !

  15. 2.

    ProTip: Säule mit Internet ausstatten und Material ad hoc an Server senden.
    Serverstandort geheim halten und, wenn möglich, Daten umgehend spiegeln.

  16. 1.

    Typisch Polizei die wieder mal nichts hinbekommt. Nicht mal Täter am gleichen Ort.

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