Bundesweiter Initiative angeschlossen - Blankenfelde-Mahlow fordert Beschränkung des innerdeutschen Flugverkehrs

Do 15.02.24 | 17:17 Uhr
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"Flughafen Schönefeld, so nicht" "Kein Nachtflug" steht am 29.06.2022 auf einem Protest-Banner am Rathaus Blankenfelde-Mahlow, Brandenburg. (Quelle: dpa/imageBROKER/Arnulf Hettrich)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 14.02.2024 | Carsten Krippahl | Bild: dpa/imageBROKER/Arnulf Hettrich

Eine bundesweite Initiative fordert, den Luftverkehr aus Klimaschutz-Gründen bis 2030 um ein Fünftel zu reduzieren. Die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow hat sich den Forderungen nun als erste Kommune angeschlossen.

Das Dröhnen von Düsentriebwerken hört der Bürgermeister der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow (Teltow-Fläming) in seinen Büroräumen auch bei geschlossenen Fenstern. Michael Schwuchows Gemeinde liegt in der Einflugschneise des BER. "Wir kriegen den Flughafen hier nicht weg. Aber wir müssen versuchen, die Sache erträglich zu machen", sagt Bürgermeister Michael Schwuchow (SPD) dem rbb. Der Kampagne "Minus 20 Prozent bis 2030 – Luftverkehr muss Wachstumskurs verlassen!" hat sich Blankenfelde-Mahlow nun angeschlossen. Das Ziel der Kampagne ist eine Verpflichtung deutscher Verkehrsflughäfen im Luftverkehrsgesetz, die Zahl der planbaren Starts und Landungen an den deutschen Verkehrsflughäfen bis 2030 um 20 Prozent zu reduzieren.

Bürgermeister plädiert im Inland für Bahn statt Flugzeug

Die Inlandsflüge, auf die sich die Kampagne konzentriert, hält Schwuchow für "immer überflüssiger, weil wir schnelle Bahnverbindungen haben". Die Fernbahnstrecke Dresdner Bahn wird künftig durch den Ort führen. Bis voraussichtlich Ende 2029 baut die Bahn die Strecke zwischen Berlin und Dresden aus, 250 Züge sollen einmal täglich zwischen den Städten fahren. Bürgermeister Michael Schwuchow hält wegen solcher Maßnahmen "das Ziel der Kampagne für realistisch".

Ins Leben gerufen wurde die Kampagne von der Bundesvereinigung gegen Fluglärm. Die hat ihren Sitz nur wenige Kilometer weiter in Ludwigsfelde. Auch dort sind die Flieger nicht zu überhören. Der Verband kämpft nach eigenen Angaben seit 1967 gegen Fluglärm. "In den letzten Jahren auch verstärkt gegen den Klimawandel", sagt der Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm Carl Ahlgrimm dem rbb. "Wir wollen nichts verbieten, sondern steuern, hin zu mehr Verantwortung, auch des Einzelnen."

Bisher haben sich der Kampagne mehrere Städte und Bürgerinitiativen angeschlossen, viele aus dem Großraum Frankfurt am Main. Blankenfelde-Mahlow ist nach Auskunft von Carl Ahlgrimm die erste sich anschließende Gemeinde. Sie gehört zum Schallschutzgebiet rund um den BER, in dem 26.500 Wohnungen liegen, die so stark von Fluglärm betroffen sind, dass sie Anspruch auf Schallschutz oder finanzielle Entschädigung für den Fluglärm geltend machen können.

Wieder deutlich mehr Fluggäste am BER

Im vergangenen Jahr verzeichnete der BER laut der Datenbank Statista 23,1 Millionen Fluggäste. Das waren 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings liegt der Wert noch rund 35 Prozent unter dem des Jahres 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie. 2019 hatten der Berliner Flughafen Tegel und der Flughafen Schönefeld noch 35,65 Millionen Menschen abgefertigt.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 14.02.2024, 19:30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Bei gleicher Entfernung sollte der Flug kostengünstiger sein als die Bahn, denn das Flugzeug braucht kein teures Schienennetz.

    Die Flugpreise in den 70er und 80er Jahren waren überteuert, weil es ein Oligopol der nationalen Carrier gab das die Preise diktieren konnte. Diese Situation durch staatliche Preisaufschläge heute künstlich wieder herzustellen wäre volkswirtschaftlich schädlich und unsozial.

    Die EU hat den Flugverkehr dereguliert, Wettbewerb ermöglicht und damit die Preise erschwinglich gemacht, Arbeitsplätze und und Wohlstand geschaffen.

  2. 7.

    Wenn sich Inlandsflüge leider nicht verbieten lassen, dann müssen sie eben drastisch teurer werden über die Kerosinsteuer und C02 Kompensierung (gegen Geld!), denn in meiner Jugend hat ein Flug von Tegel nach Hannover mit British Airways auch um die 400,- DM gekostet, also was spricht dagegen, wenn's jetzt 400,- EUR wären und man nicht einfach so zum Shoppen nach London oder Rom für 29,90 fliegen kann?

  3. 6.

    Aber dann müssen auch die Entschädigungszahlungen für die Anwohner in Teilen zurück gezahlt werden.

  4. 5.

    Irgendwie ist es logisch. Das der Ärger nicht aufhört, wenn man Standorte gegen den Expertenrat völlig falsch festlegt. Und teuer dazu auch noch...

  5. 4.

    Die Ticketsteuer wird doch angehoben, das Fliegen wird also teurer.
    Vielleicht sollten Sie sich etwas gründlicher informieren, statt irgendwelche nicht belegbaren Behauptungen in den Raum zu stellen.

  6. 3.

    Endlich mal eine Initiative. Der Lärm, die Häufigkeit und die sehr Daten Flüge sind eine Belastung. Die Grünen sind damals angetreten und wollten durch höhere Preise, Gebühren und höhere kerosinsteuern das Flügen teurer machen. Leider haben sie das nicht eingehalten genauso wie die SPD. Deshalb sehe ich das skeptisch und als wahlkampfmanöver. Die Flugpreise rauf, Gebühren erhöhen, steilere startkurven, leisere Triebwerke, schon würde sich ganz schnell das Thema selbst regeln. Und alle sind zufrieden. Leider bleiben die Grünen und SPD aber auch die Union eine ehrliche und direkte Antwort auf nachfrage schuldig. So verkommt diese Initiative zum Wahlkampf Manöver. Schade.

  7. 2.

    Der Lärm beeinträchtigt mich persönlich nicht, weil zu weit weg. Innerdeutsche Flüge gehören trotzdem verboten.

  8. 1.

    Volle Solidarität.
    Ich bekomme den Lärm auch regelmäßig mal in Blankenfelde mit (tagsüber).
    Hier im Südwesten Berlins bin ich jede Nacht fassungslos über die dröhnenden Oslo- und Kopenhagen-Maschinen weit nach 22 Uhr. Eine Zumutung über dicht besiedeltem Stadtgebiet. Die Gemeinden, die da noch näher dran, sind noch viel mehr betroffen.

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