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Quelle: dpa/Michael Kappeler

Der Absacker

Von verschwundenen Masken und Freiheiten

Nach wie vor ist nicht klar, wohin 200.000 für die Berliner Polizei bestellte Masken verschwunden sind. Doch es ist nicht das einzige, was in diesen Tagen abhanden kommt. Und das sollte einem Sorgen machen. Von Haluka Maier-Borst

Manchmal muss man Regeln brechen. Eigentlich wollten wir Ihnen in der Rubrik "Was vom Tag bleibt?" stets aufschreiben, was am Ende eines hektischen Tag hängen bleibt und wichtig ist. Aber inzwischen ist das Chaos um die 200.000 Masken für die Berliner Polizei so groß, dass man es schlicht noch einmal thematisieren muss.

1. Was vom Tag bleibt?

Erst war die Rede davon, dass die USA sie einfach konfisziert hätten, weil sie vom amerikanischen Maskenhersteller 3M kämen. Anschließend stellte sich heraus, dass 3M nichts damit zu tun hat. Und jetzt geht es plötzlich darum, dass das Frachtflugzeug aus den USA kam und zurückbeordert wurde. Wo aber die Masken sind, weiß weiterhin kurioserweise niemand.

Trotzdem fetzen sich jetzt schon die hiesigen Politiker. Während Innensenator Andreas Geisel (SPD) weiterhin von einem Akt der Piraterie spricht, sagt die CDU, der Senat müsse sich bei den USA für die falschen Vorwürfe entschuldigen. Den letzten Stand des ganzen Chaos können Sie hier nachlesen.

2. Abschalten

Wir haben hier an dieser Stelle schon ein paar Mal über Alternativen zum Museumsbesuch geschrieben. Nun soll es mal um das größte Lob für Kunst gehen; das Plagiat. Und da können sich gleich mehrere alte Meister über kreative Nachahmerei freuen. Sei es dank einer Challenge des Getty Museums in Los Angeles auf Twitter.

Oder dank dieses besonders schönen Instagram-Accounts.

Oder eben durch diese kreativen Polen.

Wer ich bin

Großstadtchaos statt Alpenpanorama, Brandenburger Seen statt britisches Meer. Haluka Maier-Borst war schon an ein paar Orten und hat immer die falsch-richtige Wahl getroffen. Für Berlin. Jetzt sitzt er im Wedding - und mehr oder weniger fest. Denn nach einer Reise in die Schweiz war er zunächst für zwei Wochen in Heimquarantäne. Und jetzt hält er sich natürlich auch an das Kontaktverbot. Jeden Tag gegen acht genehmigt er sich einen Absacker und eine kleine Pause von der Nachrichtenlage.

3. Und wie geht's?

Wo wir gerade bei Polen sind, als Reaktion auf Mitya Churikovs Beschreibung seiner Gedanken gestern bekam ich heute diese Nachricht von Frau A.: 

Ich nehme die Lage sehr ernst. Halte mich an die Regeln. Dennoch wecken die Einschränkungen Erinnerungen in mir, die nicht schön sind. Ich komme aus Polen. Wir sind 1988 aus Breslau nach Deutschland gekommen. Das ging so einfach, weil sich meine Ur-Ur-Oma zu Zeiten des 2. Weltkrieges sich als Deutsche bekannt hat - obwohl sie gar keine war. Das hat uns mehr als 70 Jahre später den Weg in die Freiheit ermöglicht.

Für viele Menschen ist es selbstverständlich, alles zu bekommen, überall hinzugehen. Vielleicht spüren sie jetzt ein bisschen, wie wir uns damals gefühlt haben. Ich war sieben Jahre alt und hab vieles bis heute nicht vergessen. Für mich ist das alles hier wie ein Weckruf an die Menschen. Ein bisschen Demut würde uns allen nicht schaden.

Morgen sind wir wieder dran zu sagen, wie es uns geht. Aber schreiben Sie uns gerne Heiteres oder Nachdenkliches, egal ob als Text oder Foto oder Video an: haluka.maier-borst@rbb-online.de. Und ja, einige von Ihnen haben das schon getan, ich werde morgen mich dann per Mail versuchen, zurückzumelden. Versprochen.

4. Ein weites Feld ...

Nicht nur Masken gehen derzeit verloren, sondern eben auch Freiheiten. Und das sollte uns Sorgen machen. Ich stehe natürlich der Wissenschaft nahe als Wissenschaftsjournalist. Und ich bin gegen voreilige Lockerungen der Maßnahmen, wenn medizinisch anderes angezeigt ist. Aber dass aktuell selbst friedliche und den Hygienestandards folgende Proteste laut verschiedenen Berichten [twitter.com] nicht mehr möglich sind, ist bedenklich. 

Genauso musste ich schlucken, als mein Kollege Oliver Noffke am Beispiel seiner Nichte beschrieb, wie sehr die aktuellen Kontaktsperren unser Sozialleben einpferchen. Es sind besondere Zeiten mit besonderen Regeln. Aber ich hoffe einfach, dass alle Seiten besonnen abwägen, was es wie lange für die Gesundheit braucht und was für die Freiheit.

Bis morgen, bleiben Sie drinnen und Prost, sagt

Haluka Maier-Borst

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