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Quelle: imago images/epd

Corona-Krise

Brandenburger Jugendliche bangen um ihre Jugendweihe

Viele Jugendliche freuen sich schon lange darauf: In Brandenburg soll es auch in diesem Jahr wieder "Jugendfeiern" geben. Doch wie schon im vergangenen Jahr wird die Corona-Pandemie wohl erneut eine rauschende Party unmöglich machen. Von Ivo Ziemann

Nele ist 13 Jahre alt und Schülerin an einem Potsdamer Gymnasium. Ihre Jugendweihe soll eigentlich am 1. Mai stattfinden, aber noch weiß sie nicht, ob das überhaupt alles so stattfinden kann. Wenn aus Kindern offiziell junge Erwachsene werden - so wie bisher wird das nicht gefeiert werden können.

Für die Achtklässlerin und ihre Mitschüler ist das schlimm. Sie dürfen zurzeit kaum Freunde treffen, es gab keine Schneeballschlacht auf dem Schulhof - und jetzt vielleicht auch keine Jugendweihe? Das wäre eine Katastrophe, findet Nele, "weil das halt eigentlich jede 8. Klasse hat. Und wenn man ausgerechnet der Jahrgang ist, der keine Jugendweihe hat, das wäre schon ziemlich traurig".

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Aus Jugendweihe wurde Jugendfeier

Mit der Jugendweihe wird der Übergang von der Kindheit in die Welt der Erwachsenen gefeiert, das Fest geht bis in das 18. Jahrhundert zurück. Zunächst war es eine Feier anlässlich der Schulentlassung. Von Beginn an war die Jugendweihe auch ein Zeichen für die Abkehr von den Kirchen und eine Abgrenzung zur dort üblichen Konfirmation.

Während Jugendweihen in der Zeit des Nationalsozialismus größtenteils verboten waren, wurden sie vom DDR-Regime politisch instrumentalisiert. Auch deshalb wurde der Begriff "Jugendfeier" seit der Wende verwendet, um sich von der Jugendweihe-Tradition der ehemaligen DDR abzusetzen. Die Jugendlichen sollen nicht geweiht werden. Vielmehr soll ihnen der symbolische Schritt ins Erwachsenenleben unvergesslich gemacht werden. Die Corona-Pandemie macht dieser Tradition einmal mehr einen dicken Strich durch die Rechnung.

Kerstin Greunke | Quelle: Die Hoffotografen

Auf der Suche nach Lösungen

Die Jugendfeiern in Brandenburg finden traditionell von Ende März bis in den Mai statt. Zum jetzigen Zeitpunkt kann natürlich noch niemand sagen, wie sich bis dahin die Corona-Zahlen entwickeln und welche Schutzmaßnahmen dann gelten. Vor allem die Schulen halten sich deshalb mit Aussagen noch sehr bedeckt.

Der "Humanistische Verband Berlin-Brandenburg", einer der größten Anbieter von Jugendfeiern, arbeitet an Konzepten, die auch als Präsenzveranstaltungen ermöglichen sollen. "Es kann natürlich sein, dass die etwa 10.000 Teilnehmer auf einige Gäste verzichten müssen", sagt die Projektleiterin Jugendfeiern Brandenburg des Verbandes, Kerstin Greunke.

Geplant sei, die fast 200 Jugendfeiern zusätzlich für die Großeltern und andere Gäste zuhause live im Internet zu übertragen. "Wenn es dann vielleicht eine Feier in irgendeiner Form geben darf, hat man wenigstens eine Möglichkeit, sich über das Gleiche zu unterhalten. Dann haben alle das Gleiche gesehen", meint Greunke.

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Letzter Ausweg: Jugendfeier Online

Einige Veranstalter, auch der Humanistische Verband, erwägen, die Jugendfeier-Zeremonie schlimmstenfalls komplett online abzuhalten. Dann wäre jeder Jugendliche zu Hause allein vor seinem Computer und es gäbe eine Art Show, "die aber keine weniger wertvolle Veranstaltung sein wird", sagt die Sprecherin des Humanistischen Verbands. "Wir planen das sehr hochwertig und sehr individuell. Und wir wollen trotzdem emotional sein. Die Feier soll auf die Teilnehmenden abgestimmt werden. Wir versuchen auch, Prominente davon zu überzeugen, Grußbotschaften zu schicken. Das Ganze soll auch damit einen schöneren Charakter bekommen."

Für die Achtklässler ihrem Potsdamer Gymnasium ist ein solches Szenario derweil nur schwer vorstellbar, sagt Nele: "Man möchte ja auch vorne stehen und von den Lehrern was gesagt bekommen - und sich auch schick machen und sie persönlich sehen. Das wäre schon schade, wenn man das dann online machen müsste".

Beitrag von Ivo Ziemann

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