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Quelle: imago images/S. Gudath

Teststrategie

Kostenlose Corona-Tests ab Donnerstag nur noch für Wenige

Corona-Tests kosten für die meisten Menschen in Berlin und Brandenburg ab sofort drei Euro, Ausnahmen gibt es nur in wenigen Fällen. Diskussionen gibt es darüber, wie sinnvoll die Kehrtwende des Bundes in der Teststrategie ist.

Kostenlose Corona-Schnelltests an Teststationen oder in Apotheken soll es ab Donnerstag (30. Juni) nur noch für bestimmte Risikogruppen geben. Andere müssen drei Euro zuzahlen. Darauf hatten sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) in der vergangenen Woche geeinigt.

Er hätte kostenlose Bürgertests für alle gerne weitergeführt, sagte Lauterbach. Angesichts der Kosten von durchschnittlich einer Milliarde Euro pro Monat sei dies für den Bund in der angespannten Haushaltslage aber nicht mehr zu leisten. Das neue Konzept sehe nun bis Jahresende noch Ausgaben von 2,7 Milliarden Euro vor. Bei voller Übernahme wären Kosten von bis zu fünf Milliarden Euro zu erwarten gewesen.

Neue Regelung ab 30. Juni

Corona-Bürgertests sollen künftig drei Euro kosten

Die kostenlosen Corona-Bürgertests für alle sind bald Geschichte: Schon ab Donnerstag nächster Woche sollen die meisten Menschen nach Plänen des Gesundheitsministers drei Euro dafür bezahlen. Doch es soll Ausnahmen geben.

Länder haben eigenen Spielraum

Kostenlose Schnelltests sollen künftig weiter für gefährdete Gruppen möglich sein, darunter auch Kinder bis fünf Jahre, Frauen zu Beginn der Schwangerschaft und Besucher von Kliniken und Pflegeheimen. Die Länder hätten die Möglichkeit, die Eigenbeteiligung von drei Euro auch für weitere Gruppen zu übernehmen, so Lauterbach.

Der Berliner Senat hat sich bislang nicht konkret zu einer möglichen Ausweitung der kostenlosen Corona-Tests auf andere Personengruppen geäußert. Berlins Gesundheitssenatorin, Ulrike Gote (Grüne), erklärte am Dienstag im rbb, die Tests würden nun dort konzentriert, wo sie den größten Nutzen hätten. Die Idee einen Eigentanteil von drei Euro zu verlangen sei "noch nicht zu Ende gedacht", sagte sie und verwies auf die Gefahr einer sozialen Schieflage.

Mediziner uneins über Teststrategie

Das Ende der kostenlosen Corona-Tests hat unter Medizinern in Berlin und Brandenburg bereits in der vergangenen Woche eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Wolfgang Kreischer, Vorstand des Hausärzteverbands Berlin und Brandenburg, bezeichnete die Maßnahme angesichts der laufenden Corona-Sommerwelle als Widerspruch. "Wir merken jetzt schon in den Praxen, dass es eine Zunahme von Covid-Infektionen gibt und dann brauchen wir definitiv im Herbst wieder Teststellen", sagte Kreischer dem rbb.

Es sei wichtig zu unterscheiden, ob Patienten mit Erkältung, einer Grippe oder einer Corona-Infektion in die Praxis kämen. Der Allgemeinmediziner plädiert für ein kostenloses Testangebot in Gesundheitsämtern, um Betrügereien bei der Abrechnung der Bürgertests zu vermeiden. Die Polizei schätzt den Schaden, der durch den Betrug mit Corona-Tests entstanden ist, auf rund 1,5 Milliarden Euro. Allein in Berlin laufen dazu 350 Ermittlungsverfahren.

Andreas Gassen, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, begrüßt deshalb Lauterbachs Vorstoß, kostenlose Corona-Tests weitgehend abzuschaffen. "Wir haben erlebt, dass bei den Bürgertests ein gewisses Missbrauchspotenzial liegt, dass sie qualitativ schlecht sind und auch nicht wirklich zum Erkenntnisgewinn beitragen", sagte Gassen im rbb, "deshalb sind die kostenlosen Bürgertests im Wesentlichen verzichtbar."

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.06.2022, 19:00 Uhr

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die Änderungen gälten erst ab Freitag. WIr bitten den Fehler zu entschuldigen.

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