"Begegnungen mit tollen Menschen" - Silvestervideo aus Berlin bringt Verteidigungsministerin scharfe Kritik ein

Mo 02.01.23 | 17:48 Uhr
Archivbild: Christine Lambrecht am 11.06.2021 in Berlin (Quelle: IMAGO/Political-Moments)
Audio: rbb24 Inforadio | 03.01.2023 | Kai Clement | Bild: IMAGO/Political-Moments

Mit einer Videobotschaft zum Jahreswechsel hat Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) für Kritik und Spott gesorgt. Die Aufnahme sei inhaltlich unangemessen und stilistisch verunglückt, wurde am Montag vielfach in sozialen Medien kritisiert. Hauptvorwurf war, dass Verteidigungsministerin Lambrecht die Bundeswehr in dem Video nicht angemessen vertrete und zudem die Kriegsgräuel in der Ukraine bagatellisiere.

Ministerium: keine dienstliche Angelegenheit

Das Instagram-Video zeigt Lambrecht am Silvesterabend auf einer Berliner Straße. Ihr Dank und ihre Wünsche an die Soldatinnen und Soldaten sind allerdings kaum zu verstehen, weil sie von Böllerlärm übertönt werden. In der Aufnahme sagt die Ministerin dann: "Mitten in Europa tobt ein Krieg. Und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte - viele, viele Begegnungen mit interessanten und tollen Menschen."

Lambrechts Ministerium wollte weder das Video noch die Kritik daran bewerten. Lambrecht habe sich auf ihrem privaten Instagram-Kanal geäußert, sagte ein Ministeriumssprecher. "Soweit ich weiß, sind keine dienstlichen Ressourcen verwendet worden", fügte er hinzu. Es sei nicht Aufgabe des Ministeriums, den Auftritt der Ministerin zu kommentieren.

"Mit Schmackes ins Fettnäpfchen"

Der Deutsche Journalistenverband kommentierte bei Twitter, Lambrecht sei "mit Schmackes in das erste Fettnäpfchen des neuen Jahres getreten". Vassili Golod, ARD-Korrespondent in der Ukraine, schrieb: "Während Russland Raketen und Kampfdrohnen auf die Ukraine schießt, nimmt die Bundesverteidigungsministerin eine Neujahrsbotschaft auf – mit knallenden Böllern und Feuerwerk im Hintergrund. Von Kyjiw aus betrachtet wirkt das fast schon zynisch. Mindestens aber inkompetent."

Auch Politiker äußerten sich zu Lambrecht, die zuletzt wegen Ausfällen von Puma-Panzern der Bundeswehr in die Kritik geraten war - vor allem Vertreter der Union. Der CDU-Verteidigungsexperte Johann Wadephul nannte das Video "verstörend". Es sei bezeichnend, dass dieses Video mit Lambrechts eigener Befindlichkeit beginne, "statt mit dem Dank und der Anerkennung für die Soldatinnen und Soldaten", sagte Wadephul der "Süddeutschen Zeitung". Der Brandenburger CDU-Politiker Sebastian Steineke erklärte, Lambrecht sei als Verteidigungsministerin nicht mehr tragbar.

Aber auch aus der Ampel-Koalition gab es Kritik. Der grüne Bundestagsabgeordnete Stephan Bischoff kommentierte beispielweise bei Twitter in Anspielung auf Videoaussagen von Lambrecht: "Mitten in Europa tobt ein Krieg. Und jetzt Prost ihr Säcke! Gutn Rutsch!"

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.01.2023, 16:00 Uhr

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