Ursachenforschung und Ausblicke - Brandenburger Parteien positionieren sich zum Umfragehoch der AfD

Di 06.06.23 | 21:26 Uhr | Von Christoph Hölscher
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AfD-Fraktions-Pressekonferenz im Potsdam. (Foto: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 06.06.2023 | Andreas König | Bild: rbb

Der ARD-DeutschlandTrend sieht die AfD bundesweit bei 18 Prozent, gleichauf mit der SPD. Im Brandenburger Landtag streiten die Parteien nun über die Gründe für den Höhenflug - und den richtigen Umgang mit der AfD. Von Christoph Hölscher

Für Dennis Hohloch, den parlamentarischen Geschäftsführer der AfD-Landtagsfraktion ist die Sache klar: Der momentane Höhenflug seiner Partei in den Umfragen sei Folge der schlechten Regierungspolitik in Bund und Ländern einerseits – und der guten Parlamentsarbeit der AfD anderseits. Man biete Gegenkonzepte zum "linksgrünen Mainstream", so Hohloch. Das werde sich auch bei den Landtagswahlen in Brandenburg im September 2024 auszahlen, ist der AfD-Politiker überzeugt. Er kündigt an, sich dann nicht mehr mit der Oppositionsrolle zufrieden geben zu wollen: "Wenn wir stärkste Kraft sind im nächsten Jahr, dann werden wir selbstverständlich auch mit der CDU-Koalitionsgespräche führen."

CDU schließt Kooperation mit AfD aus

Der so umworbene Wunschpartner weist diese Annäherungsversuche allerdings entschieden zurück: Es werde keine Zusammenarbeit mit der AfD geben, betont CDU-Fraktions- und Parteivorsitzender Jan Redmann. Er ist überzeugt davon, dass viele Menschen in Brandenburg die AfD vor allem aus Frust wählen, weil die Politik ihre Probleme nicht löse: steigende Preise, Migrationspolitik, Energiewende. "Ich glaube, diese Frustration muss man bekämpfen, indem man die Themen angeht, die diese Frustration auch befördern", so Redmann. Seine CDU versucht das momentan vor allem mit traditionell konservativen Positionen – in der Migrationspolitik etwa, indem sie schärfere Grenzkontrollen oder mehr Abschiebungen fordert.

Kritik am konservativen CDU-Kurs

Mit solchen Forderungen würden Redmann und die CDU die Positionen der AfD "eins zu eins zu übernehmen" und sie damit stärken, kritisiert Sebastian Walter, Partei- und Fraktionsvorsitzender der oppositionellen Linken. Es werde kein Problem gelöst, in dem man "Menschen, die hierher flüchten, abschiebt oder für schuldig erklärt."

Die Kritik am konservativen Kurs der CDU teilen auch deren Partner in der Kenia-Koalition. SPD-Fraktionschef Daniel Keller wirft der CDU vor, auf einem "populistischen Kurs" unterwegs zu sein. Da müsse man sich als Landesvorsitzender nicht wundern, wenn man "die Götter, die man rief, auch nicht wieder wegbekommt", kritisiert Keller Jan Redmann direkt. Die grüne Fraktionsvorsitzende Petra Budke teilt diese Einschätzung. Wenn man die "AfD-Narrative" – etwa, dass die Zuwanderer an vielen Problemen der Brandenburger schuld seien - auf diese Weise gesellschaftsfähig mache, helfe das am Ende nur dem "Original": Der AfD.

Politischer Wettstreit oder "Einheitsfront"?

Budke fordert stattdessen, die "demokratischen Parteien" müssten im Hinblick auf den kommenden Landtagswahlkampf gegen die AfD zusammenstehen und "klare Kante" zeigen: "Wir dürfen der AfD und rechten Hetzern nicht den öffentlichen Raum überlassen", betont Budke. Dagegen hält CDU-Chef Redmann nichts von einer angeblichen "nationalen Front gegen die AfD". Man müsse innerhalb des demokratischen Spektrums deutlich machen, dass es zwischen den Parteien politische Unterschiede gebe. "Und wir haben erhebliche politische Unterschiede beispielsweise zu den Grünen", stellt Redmann klar.

"Gute Politik" gegen AfD-Umfragehoch?

Einig sind sich eigentlich alle Parteien im Brandenburger Landtag darin, dass die Probleme im Land gelöst werden müssen – auch wenn sich ihre konkreten Konzepte dafür unterscheiden. "Man muss gute Politik machen und dann gibt es auch solche Umfragewerte nicht", stellt etwa Péter Vida, Fraktionschef von BVB/Freie Wähler, mit Blick auf das AfD-Umfragehoch fest.

Auch Sebastian Walter von der Linken fordert eine "ernsthaft andere Politik" von der Landesregierung, die Probleme wie Reallohnverlust, einen schlechten Nahverkehr oder Sparkassenschließungen auf dem Land nicht negiere. Daniel Keller von der regierenden SPD räumt ein, das es die Verantwortung der Landesregierung sei, Probleme zu lösen – sieht aber zum Beispiel in der Migrationspolitik das CDU-geführte Innenministerium in der Pflicht. Die CDU wiederum kritisiert, dass unter anderem grüne Projekte wie das "Heizungsgesetz" schuld seien an der Verunsicherung der Menschen, die zu dem AfD-Umfragehoch beitrage.

Man gewinnt so den Eindruck, dass zwar alle Parteien von der Linken bis zur CDU eine bessere Politik fordern, bei der konkreten Umsetzung aber wenig Selbstkritik zeigen, sondern meistens auf die jeweils anderen zeigen. Fraglich, ob sie ihr erklärtes Ziel, den Höhenflug der AfD zu stoppen, auf diese Weise erreichen können.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 06.06.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Christoph Hölscher

29 Kommentare

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  1. 29.

    Diese Probleme gab es schon vor 40 Jahren, wer also trägt welche Verantwortung die Volksparteien. Und wer sind diese statt sich in Macht/ Grabenkämpfe auszutoben sollten die sich mal auf machen die Gesellschaftsproblem zu lösen.

  2. 28.

    ich sage nur wenn Parteien unterschiedlicher Gangart gemeinsam konspirieren und somit die Demokratie in Verruf bringen, dann ist irgendetwas Faul und sehr gefährlich diese Herren und Damen sollten acht geben das die Stimmungsmache nicht nach hinten losgeht. Vor allem die Linke sollte sich erinner das sie erst durch die Wähler salonfähig gemacht wurden siehe Landrätin Luckenwalde siehe Süddeutsche Zeitung .

  3. 27.

    Was ich schon seit einigen Jahren vermisse ist eine kritische 4. Gewalt im Staate, besonders durch den ÖRR. Solche Nachfragen an Politiker beim Interview haben seltenheitswert. Die Lieblingsworte der Politiker sind "wir wollen, würden, möchten, planen" und wenn mal etwas entschieden wird landet es immer öfter vor Gericht. Die Infrastruktur ist für so viele Bewohner nicht ausgelegt, es fehlt an Lehrer, Ärzte, Fachkräfte usw. ! Und wenn die etablierten Parteien auf die Fragen der Bürger keine Antworten finden suchen sich Wähler eine Alternative oder gehen nicht mehr zur Wahl. Das ist eine traurige Entwicklung!

  4. 26.

    Der Erfolg der AFD hat seine Ursache im multiplen Systemversagen in unsere Gesellschaftsordnung. Sozial Systeme kippen, Rechtsstaat und Sicherheit werden nicht mehr gewährleistet , Renten reichen für ein selbstbestimmtes Leben kaum aus, gefühlte und tatsächliche Ungerechtigkeiten bei der Gewährung von Sozialleistungen und vieles mehr. Fortsetzung beliebig erweiterbar

  5. 25.

    Das Verhalten der Alt-Parteien ist so typisch für die derzeitige Parteipolitik in unserem Land. Man setzt sich zusammen, um Gründe für den Aufschwung der AfD zu finden. Man betreibt dabei bestenfalls bürgerferne Nabelschau. Dabei ist es ganz einfach: "Made in Germany" ist dabei, voll vor die Wand zu fahren. In allen Belangen. In Schule, Wirtschaft, Politik. Bürger/innen werden immer stärker verunsichert und finden sich in der Politik bei ihren "Volksvertretern" immer weniger wieder.

  6. 23.

    Habe gestern Abend dem Redakteur gedankt für insbesondere dem letzten Absatz seines Artikels. Ist nicht freigeschaltet worden. Stattdessen mehrere grenzwertige Kommentare. Verstehe ich nicht. Also mochmal:

    Guter Artikel mit einer perfekt alles zusammenfassenden Schlusspointe. Danke.

  7. 22.

    Herr Jan Redmann ist überzeugt das viele Brandenburger aus Frust die AFD wählen. Was will er damit den Brandenburgern sagen? Verstehen die Brandenburger nicht den Sinn von Wahlen, unterstellt er Ihnen mangelndes politisches Wissen? Können die Brandenburger nicht unterscheiden das man Protest oder halt auch Frust bei einer Wahl Ausdruck verleihen kann, indem man sein Stimmzettel ungültig macht und nicht (ausgerechnet)AFD ankreuzt? Die CDU/ CSU- Fraktion will jetzt Verfassung und Patriotismus als verbindendes Band stärken. Der 23.Mai, Tag des Grundgesetzes soll als Gedenktag aufgewertet werden. Gelöbnisse, Bundesflagge, Nationalhymne. Alles viel präsenter. Ganz besonders in Ostdeutschland. Da fehlt den Menschen der Bezug zur eigenen Nation, kein Patriotismus in Sicht. Man spricht von einer Schwachstelle. Wenn das nicht mal ein Plan ist. Ein Plan der mir das blanke Grauen einflößt und entsetzt. Der AFD freut es.

  8. 21.

    ... und am 1.1.2024 steht Habeck vor Ihrer Tür und reißt Ihnen die Heizung aus dem Keller!

    Ich verstehe nicht, wie ein geleakter allererster Entwurf zur Diskussion zur Erstellung eines Gesetzentwurfes solche Wellen schlagen konnte.
    Ich fühle mich an den letzten Herbst erinnert, als viele glaubten, sie müssten im Winter erfrieren.

  9. 20.

    Es gibt auch eine Verantwortung der Medien, die Art und Weise des Haltungsjournalismus ist zu überprüfen.

  10. 19.

    Der sog. Protestwähler könnte natürlich auch seine Stimme einer demokratischen Kleinpartei wie z.B. der ÖDP oder meinetw. den Grauen Panthern geben. Es gibt absolut keine Notwendigkeit Rechtsradikale zu wählen-es sei denn, man ist selbst rechtsradikal.
    Dieses Rechtferigungsgesülze - nicht alle afd-Wähler sind rechtsradikal- ist durchsichtiges Entlastungsgerede.

  11. 18.

    Genau so ist es. An den Auswirkungen sind aber dann angeblich die Anderen Schuld, weil sie angeblich irgend was salonfähig machen würden. Was natürlich aus der Luft gegriffen ist, zumal gerade die geschioltenen Parteien CDU und FDP ohnehin krampfhaft versuchen, anschlussfähig für die Grünen zu bleiben, statt knallharte Opposition zu betreiben. Da braucht man sich doch nicht wundern, wenn die nicht wirklich vom Ampelversagen profitieren.

  12. 17.

    Sobald ein Asylbewerber Anrecht auf Leistungen nach dem ALG II hat, werden Krankenkassenbeiträge abgeführt und er ist in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert, inklusive Krankenkassenkarte. Das Sozialamt übernimmt nur Behandlungskosten für Unversicherte und auch nur für medizinisch dringende Fälle. Für Asylsuchende ist dies nur temporär.

  13. 16.

    Die Ampel macht mir Angst. Sie belastet alle Deutschen mit Kosten, ohne Rücksicht auf bezahlbarkeit. Inflation, teure Energie überall, Wohnungsnot, Asylüberlastung, Insolvenzen usw. Die Ampel interessiert gar nicht mehr was das Volk braucht oder will. Sie regiert wie eine Monarchie und die Presse übt keine Kritik. Dauernd falsche Versprechen. "Die Sonne schickt uns keine Rechnung" und wir haben den höchsten Strompreis der Welt.

  14. 15.

    Noch nicht mitbekommen? Im April hatte sich die Bundesregierung darauf geeinigt, dass der Einbau von neuen Gas- und Ölheizungen ab 2024 verboten werden soll. Ersetzen sollten sie neue Heizungen, zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben. Nur, "Erneurbare" gibts nicht hier in den Straßen, da haben sie vor fünf Jahre nach langem hin- und her eine Gasleitung gelegt.

  15. 13.

    Ihr Kommentar klingt wie eine typische Afd Lüge. Asylbewerber sind nicht krankenversichert sondern die Behandlungskosten werden vom Sozialamt übernommen. Das Amt zahlt Monate später- warum sollte ein Arzt also Geflüchtete bevorzugen? Abgesehen davon haben Geflüchtete viel geringere Ansprüche als gesetzlich Versicherte. Könnte man wissen wenn man sich für so etwas interessiert- aber die dümmlichen Parolen der Rechtsextremen nachplappern ist einfacher.

  16. 11.

    Richtig die Kommerzialisierung des Gesundheitswesen ist menschenunwürdig, dass durfte ich selbst schon erleben. Richtig ist auch das es mir schwerfällt eine vernünftige Entscheidung zu treffen, wenn es mal wieder an die Wahlurne geht.
    ABER jeder ist für seine eigene Wahlentscheidung selbst verantwortlich! Einen Neonazi wie Bernd Höcke zu unterstützen ist kein vernünftiges Mittel einen politischen Diskurs anzuregen. Wenn Sie wirklich protestieren wollen, dann gehen Sie zur Wahl und machen den Wahlzettel ungültig. Das ist sinnvoller als potentielle Straftäter zu unterstützen. Was meinen Sie was hier los wäre, wenn der größte Teil der abgegebenen Wahlzettel ungültig wäre?

  17. 10.

    Thema ist bekannt, die Migration.

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