Mietvertrags-Verhandlungen - Galeries Lafayette wollen nicht für Landesbibliothek weichen

Fr 01.09.23 | 21:45 Uhr
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Quartier 207 mit Galeries Lafayette als Teil der Friedrichstadtpassagen am 29.08.2023.(Quelle:imago images/J.Ritter)
Video: rbb24 Abendschau | 31.08.2023 | Material: Max Kell | Bild: imago images/J.Ritter

Was wird aus dem Kaufhaus in der Friedrichstraße? Die Galeries Lafayette wollen bleiben, derweil laufen schon erste Gespräche zwischen Vermieter und dem Land Berlin. Womöglich zieht die Zentral- und Landesbibliothek in das Gebäude ein.

  • Galeries Lafayette: kein Auszug aus Friedrichstraße geplant
  • Kultursenator hatte Quartier 207 als neuen Standort für ZLB vorgeschlagen
  • Chialo hält Eröffnung bereits 2026 für möglich
  • Handelsverband Berlin-Brandenburg sieht möglichen Auszug problematisch

Der Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) hat noch einmal seine Pläne bekräftigt, die Zentral- und Landesbibliothek im Quartier 207 anzusiedeln. Es sei möglich, dass die Bibliothek bereits 2026 an ihrem neuen Standort öffnet.

"Wir könnten ein sehr lange währendes Thema innerhalb der nächsten drei Jahre lösen, wenn wir eine stabile Finanzierung hinkriegen", sagte Chialo dem rbb. Es gebe derzeit vertrauensvolle Gespräche zwischen Land und Eigentümer Tishman Speyer. Wie genau die Finanzierung aussieht, werde derzeit noch gemeinsam mit den Parlamentariern geklärt. "Eine Jahrhundertchance lässt man nicht einfach auf der Straße liegen", so Chialo wörtlich.

Galeries Lafayettes wollen an der Friedrichstraße bleiben

Die Galeries Lafayette planen derzeit nicht, das Kaufhaus in der Friedrichstraße in Berlin aufzugeben. Man verhandele mit Eigentümer Speyer über die Weiterführung des Mietvertrages, der Ende 2024 ausläuft, teilte das Unternehmen am Donnerstag auf rbb-Anfrage mit. Zum Stand der Verhandlungen könne man derzeit keine näheren Angaben machen.

Tishman Speyer schätzt die Lage anders ein. Von einer Vertragsverlängerung könne keine Rede sein. Ein Sprecher des Unternehmens sagte am Donnerstagabend: "Unser Mietvertrag mit Galeries Lafayette im Q207 in Berlin hat eine feste Laufzeit, die im Dezember 2024 endet. In unserem laufenden Austausch mit Galeries Lafayette war nie die Rede von einer Verlängerung oder einem Verlängerungswunsch von Galeries Lafayette über das Jahr 2024 hinaus und unsere Pläne für das Objekt basierten immer auf diesem klaren Verhältnis."

Neuer Standort für die Zentral- und Landesbibliothek?

Kultursenator Chialo hatte das Quartier 207 als neuen Standort für die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) vorgeschlagen. In dem Gebäude befindet sich das Kaufhaus der französischen Kette. Die Kulturverwaltung geht derweil davon aus, dass die Galeries Lafayette Ende 2024 aus dem Quartier 207 in der Friedrichstraße auszieht. "Das war die Grundlage für unsere Gespräche mit dem Eigentümer, der mit dem Angebot auf unsere Verwaltung zu kam", hieß es am Donnerstag aus der Behörde auf rbb-Anfrage.

Die Idee von Chialo wurde von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und dem ZLB-Generaldirektor Volker Heller begrüßt. Chialo hat erklärt, man werde in den kommenden Wochen das Projekt mit allen Beteiligten prüfen und diskutieren.

Handelsverband: Galeries sind wichtig für die Friedrichstraße

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg hofft indes, dass das Galeries Lafayettes-Kaufhaus in der Friedrichstraße bleibt. Es sei ein wichtiger Anker, sagte der Hauptgeschäftsführer Nils Busch-Petersen am Donnerstag dem rbb.

Noch gebe es keine endgültige Entscheidung zur Zukunft des Warenhauses an dem Standort, so Busch-Pertersen. Aber sollte es nicht weitergehen, dann sei der Vorschlag von Chialo ein wichtiger Beitrag, wie die Nachnutzung aussehen könnte.

Die beiden Bibliotheksstandorte am Blücherplatz in Kreuzberg und in der Breite Straße in Mitte sind zu klein geworden, die Gebäude marode. Es wird schon seit Jahrzehnten nach einer Alternative gesucht. Zunächst war ein Neubau geplant, das Projekt wurde aber wegen fehlender Mittel vom Senat auf Eis gelegt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 31.08.2023, 14:40 Uhr

58 Kommentare

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  1. 58.

    Berlin hat genügend Geld und wird einen lukrativen Mietpreis bezahlen. So gesehen hat sich ncihts geändert Luxuskaufhaus....

  2. 57.

    Für das „Lafayette“ hat sich aber noch keine Tradition entwickelt. Daher also kein Grund zur Trauer, wenn es verschwindet.

  3. 55.

    Ich war noch niemals drinnen um es mir wenigstens mal anzusehen. Habe ich was vermisst?

  4. 54.

    Kurzversion:
    Der neue Vermieter möchte Galeries Lafayette loswerden, da die einen sehr günstigen Mietvertrag haben dürften aus der Zeit wo die Friedrichstr. wiederbelebt werden sollte.
    Und der neue Senat spielt da fleissig mit bei der Preistreiberei und die Straße endgültig zu dem zu machen, was sie ist: eine Abkürzung zwischen Nord und Süd für den Autoverkehr ;)

  5. 53.

    Da kann ich wiederum zustimmen. Ich glaube nicht, dass das Buch in nächster Zeit komplett verschwinden wird, aber Digitalisierung wird immer wichtiger. Die Vorteile der eBooks sind ja noch längst nicht ausgereizt. Ich denke, in 100 Jahren wird es nur noch wenige Bibliotheken geben, die dann ihrem Namen entsprechend nur Bücher verwalten. Dafür wird es aber unzählige Plattformen für vernetzte digitale Produkte geben. Da ich mein Leben lang mit der Produktion von Büchern befasst war, sehe ich das natürlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

  6. 52.

    Nun, ja Les Galeries Lafayette wollen dort bleiben? Entscheidend ist ja dann wohl der Vertrag.....
    Sollte der Kauftempel doch weichen, wäre eine sehr große Bibliothek wirklich der richtige Ort dort. Ein sehr wunderschöner, verlockender Traum. Deshalb könnten ja ganz unten die Spezialitäten und kleinen Restaurants für die Gourmets bleiben?
    Und vielleicht auch etwas für Otto Normalos Geldtäschchen?
    Also muss man echt mal abwarten.... Trotzdem ist prüfen/checken und abwägen angerarten, denn der Gebäude-Eigner will auf jeden Fall Geld/$ sehen.

  7. 51.

    „Allerdings sieht es mit uralten, seltenen Werken etwas anders aus. Natürlich ist der einfache digitale Zugriff bequem. Aber so ein Buch ist auch eine sehr sinnliche Erfahrung. Ich würde nicht darauf verzichten wollen, den Geruch des Papiers oder alter lederner Einbände,“ Danke, dem kann ich zustimmen. Allerdings dürfte man sich damit im Bereich der „praktizierenden Minderheiten“ in öffentlichen Bibliotheken bewegen. Der immens hohe Mitteleinsatz rechtfertigt dies m. E. nicht, das Geld sollte besser in Digitalisierung gesteckt werden. Ein günstiges, staatliches Zentrallager mitten auf dem Land in BRD könnte dann die Bücher auf Wunsch online versenden/ausleihen.

  8. 49.

    Zustimmung! Die Digitalisierung wird bewusst verschleppt, die Deutschen lieben ihr verstaubten Akten und Bücher. :-)

  9. 48.

    Na, zu den „Berliner Institutionen“ gehört dass „Lafayette“ anders als das „KaDeWe“ nun sicher nicht. Den Berliner Standort gibt es doch erst seit 1996. Also keine Tradition.

  10. 47.

    Ihr Beitrag ist ein exzellentes Beispiel dafür, weshalb Meinungsfreiheit so wichtig ist: Indem jeder einfach so daherplappern darf, macht er eindrucksvoll deutlich, auf welchem Niveau sich seine Äußerungen bewegen und was von ihnen zu halten ist.

  11. 46.

    Ich dachte, jetzt wo wieder Autos durch die Friedrichstraße fahren dürfen, reißt sich der Handel um den Standort dort und es kämen die Menschen wieder in Massen. Folglich sollte es doch kein Problem sein einen Mieter aus dem Handel für das Objekt zu finden

  12. 45.

    Für den Wissenschaftsbereich würde ich Ihnen zustimmen. Natürlich ist es gut, wenn alle Studenten auf eine digitale Fassung zurückgreifen können, während das papierene Einzelexemplar im Regal eines Professors schmort. Miteinander vernetzte Fachwerke und Lexika, die für alle Universitäten zugänglich sind, werden irgendwann hoffentlich Standard sein. Allerdings sieht es mit uralten, seltenen Werken etwas anders aus. Natürlich ist der einfache digitale Zugriff bequem. Aber so ein Buch ist auch eine sehr sinnliche Erfahrung. Ich würde nicht darauf verzichten wollen, den Geruch des Papiers oder alter lederner Einbände, in denen der Staub der Jahrhunderte sitzt, aufnehmen zu können, das Rascheln der Seiten zu hören, das Gewicht in der Hand zu spüren. Oder auch das Gefühl, in einem Lesesaal zu sitzen, in dem Bibliothekare auf Zehenspitzen laufend Bücher bringen, alle still auf die Arbeit konzentriert sind und aufschrecken, wenn etwas zu Boden fällt. Digital geht das alles verloren.

  13. 43.

    Das ganze erinnert mich an die Angelegenheit, als eine frühere Gesundheitssenatorin verbreitet hat, in Berlin würde der Corona-Impfstoff produziert.

  14. 42.

    Bleibt alles anders?!

  15. 41.

    Mit Verlaub, das könnte am Alter liegen. :-) Wir alle bleiben nicht jung, also kein wirklich böser Vorwurf.

  16. 40.

    Warum gehen hier alle davon aus, dass der französische Konzern überhaupt ernsthaft an der Fortführung seiner Tätigkeit in der Friedrichstraße interessiert ist? Warum haben die sich dann nicht frühzeitig um eine Verlängerung ihres befristeten Mietvertrags gekümmert? Vielleicht sind die Umsätze nicht so großartig, wie sich das manche Leute vorstellen. Viele Touristen folgen dort sicher dem Motto "nur gucken, nichts kaufen". Kaufhäuser sind bekanntermaßen ohnehin die Sorgenkinder des Handels. Über den Charme der Friedrichstraße als Shoppingmeile äußere ich mich hier nicht, als Berliner komme ich da sowieso seit Jahren nicht mehr hin. Ist allerdings auch nicht mein Kiez.

  17. 39.

    Wenn es irgendwann Lesestoff nur noch digital gibt, wird es vielleicht mal so ähnlich sein. Derzeit ist es jedoch noch nicht der Fall. Digitalisierung von Büchern kostet auch Geld. Rechte der Urheber müssen zudem in jedem Fall abgegolten werden. Letztlich könnte das bedeuten, dass der Zugriff auf eine Bibliothek ziemlich teuer wird. Auch digitale Werke müssten letztlich verwaltet werden, um den Zugriff zu ermöglichen. Eine Bibliothek ist nun mal nicht Google.

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