Abkehr von Großunterkünften in Berlin - Kiziltepe erwartet im nächsten Jahr mehr dezentrale Wohnplätze für Geflüchtete

Di 26.12.23 | 14:44 Uhr
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Cansel Kiziltepe (SPD), Berliner Senatorin für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung (Quelle: DPA/Sebastian Gollnow)
Audio: rbb24 Inforadio | 26.12.2023 | Jonas Ziegler | Bild: DPA/Sebastian Gollnow

Aus Sicht von Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe soll das neue Jahr eine Wende bei der Unterbringung von Geflüchteten bringen. Dass es ausreichend Wohnungen für alle gibt, hält sie allerdings für unwahrscheinlich. "Ich wünsche mir für 2024, dass wir schneller vorankommen bei der dezentralen Unterbringung geflüchteter Menschen und es dadurch weniger Menschen gibt, die in den Großunterunterkünften leben müssen", sagte die SPD-Politikerin der Nachrichtenagentur DPA.

Vier neue Modulare Unterkünfte sollen 2024 bezogen werden

"Dezentral bedeutet im besten Fall, geeignete Flächen zum Bau Modularer Unterkünften zu finden, sowie für Tempohomes und Leichtbauhallen." 2024 sollen vier Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge (MUF) in Spandau, Neukölln, Charlottenburg-Wilmersdorf und Pankow eröffnen mit insgesamt etwa 1.800 Plätzen. Das sind Gebäude aus vorfabrizierten Beton-Modulen mit Wohnungen, die langfristig genutzt und später vermietet werden sollen, falls sie nicht mehr für Geflüchtete gebraucht werden.

"Tempohomes und Leichtbauhallen sind natürlich schneller zu errichten", sagte Kiziltepe. Wenn wieder mehr Geflüchtete nach Berlin kommen, sei es möglich, sie im Lauf weniger Wochen aufzubauen. "Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht - in Tegel und Tempelhof ging das schnell", so die Sozialsenatorin, die auch für den Bereich Integration zuständig ist. "Ich gehe davon aus, dass wir 2024 immer noch mehr Geflüchtete in Tempohomes und Leichtbauhallen unterbringen als in Modularen Unterkünften."

"Im September 2023 hat der Senat beschlossen, dass wir zusätzlich 8.000 Plätze für geflüchtete Menschen schaffen wollen", so Kiziltepe. "Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten hat seitdem mehr als 6.000 Plätze in Betrieb genommen. Das ist eine enorme Leistung." Dafür sei keine Turnhalle benötigt worden. "Kein Mensch war obdachlos. In den Unterkünften des LAF leben aktuell mehr als 33.000 Menschen, so viel wie noch nie", sagte die SPD-Politikerin. LAF steht für Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten.

Auch Hostels und Hotels bleiben eine Option

Es sei schwer vorhersehbar, wie sich die Zahl der Geflüchteten in den Großunterkünften 2024 entwickeln werde. "In Tegel soll es nicht mehr als 7.000 Plätze geben, aktuell sind etwa 5.000 belegt." Nach dem Willen des Senats sollen die Kapazitäten in Tegel darüber hinaus nicht weiter erhöht werden.

"Uns wurde vorgeworfen, dass uns ab Frühjahr nächsten Jahres etwa 3.000 Plätze in den angemieteten Hotels und Hostels fehlen würden, wenn die jetzt laufenden Verträge enden", so die Senatorin. Dabei sei von Anfang an klar gewesen, dass diese Plätze nur für eine begrenzte Zeit verfügbar seien, bis die Tourismussaison wieder losgehe.

"Wir werden uns früh genug überlegen, wie es dann im Herbst und Winter nächsten Jahres aussieht", sagte Kiziltepe. Wenn schnell neue Plätze gebraucht würden, werde auch diese Möglichkeit wieder genutzt. "Ich will noch einmal klarstellen: Das sind keine Luxushotels. Die Kosten pro Tag liegen bei durchschnittlich 62 Euro."

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.12.23, 07:30 Uhr

30 Kommentare

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  1. 29.

    Ich hoffe nur, dass sie glauben was sie da schreiben. Sicher haben wir in Deutschland zu wenig Arbeitskräfte, aber der Wasserkopf der Behörden ist auch völlig aus dem Ruder gelaufen. Jeden Furz den wir lassen wollen, muss von jemanden kontrolliert werden, der wiederum auch kontrolliert werden muss. Halbieren sie den Bundestag. Die Asylbewerber werden hier nie arbeiten. Gerade bei den Frauen gibt es sehr viele Barrieren die ihnen anerzogen wurden, oder haben sie im Supermarkt es anders erlebt??

  2. 28.

    Kein Wunder dass immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen - und LEIDER GANZ VIELE WIRTSCHAFTSFLÜCHTLINGE.
    Hier geht es ihnen durch die staatliche Unterstützung besser als in ihren armen Ländern.

    KRIEGSFLÜCHTLINGE ok, aber Wirtschaftsflüchtlinge MÜSSTEN SOFORT ZURÜCKGESCHICKT WERDEN.
    Es geht nicht, dass die eigenen Länder sie nicht mehr zurücknehmen.

    Denen geht es teilweise finanziell besser als DEUTSCHEN, die ihr Leben lang gearbeitet haben und das ist sehr ungerecht.

  3. 27.

    Weil wir zuviele Flüchtlinge beherbergen müssen, die teilweise nicht aus Kriegsländern zu uns kommen, sondern als Wirtschaftsflüchtlinge.
    Denn Deutschland unterstützt sie finanziell sehr viel großzügiger als die eigene Bevölkerung.
    Da muss von der Politik ganz schnell ein Umdenken stattfinden.

  4. 26.

    Wann begreift diese Frau eigentlich dass sie als Sozialsenatorin auch für die Berliner Verantwortung hat? Wo sind Wohnungen für Leute, die schuldlos ihre Wohnungen verlieren z.B durch Eigenbedarf usw.
    Abgesehen davon: Berlin ist übervoll(Wohnungen, Arztpraxen, Schulen, Kitas, BVG usw)

  5. 25.

    Richtig ! Wer herkommt - und die meisten sagen ja, daß sie arbeiten wollen - muss sich aber auch bemühen und nicht darauf vertrauen, daß Andere alles Nötige erledigen. Integration darf nicht nur eine Einbahnstraße sein.

  6. 24.

    Sicher ist eine dezentrale Unterbringung besser als die Großunterkünfte. In denen sind die Kosten pro Person noch höher als in Wohnungen und Hotels. Und die Aussage, daß kein Flüchtling obdachlos ist, ist eigentlich auch gut. Allerdings - dafür steigt die Zahl der einheimischen Obdachlosen und für die hat Frau Sozialsenatorin offensichtlich keine Lösung.
    Und ja - es wird Zeit einzusehen, daß Zuwanderung in der jetzigen Form den Arbeitskräftemangel nicht behebt. Hier ist konsequentes Handeln nötig (Abschiebungen und Anerkennung von Berufsabschlüssen z.B.) Außerdem sollte das System der Krankenversicherung - beitragsfreie Mitversicherung Familienangehöriger im Ausland - dringend geändert werden. Diese Versichertenkarte, die jeder leistungslos bekommt, der seit 18 Monaten hier ist, ist ein Hauptgrund, nach Deutschland zu kommen. Wenn die Krankenkassen ihr Geld nicht in die Welt schicken müßten, könnte es Arztpraxen und Krankenhäusern besser gehen.

  7. 23.

    Wir haben keinen Mangel an Menschen in Deutschland.
    Die notwendigen Aufgaben könnten von allen Anwesenden verrichtet werden.
    Man muss sie nur ausbilden und die wichtigsten Branchen gut ausstatten.
    Und das rechtzeitig.
    Asylbewerber selbst brauchen doch selbst auch zahlreiche neue Arbeitskräfte, wie sie auch Einheimische brauchen.
    Schauen Sie sich doch mal an, welche Arbeitskräfte von Anwälten über Sprachlehrer bis hin zu Betreuern, Sozialarbeitern und Sicherheitskräften in der Asylbranche gebunden sind.
    Von 1 Million Asylbewerbern landen auch nach Jahren bei Weitem nicht alle im Arbeitsmarkt.
    Wenn man angeblich mehr Menschen benötigt, müsste die Schweiz mit 9 Millionen Einwohnern ja schon längst im Chaos versunken sein.
    Jedenfalls ist es völliger Quatsch, dass man einfach nur mehr Menschen reinlassen muss und dann alles gut werden wird.

  8. 22.

    "Wir brauchen dringend mehr Menschen"... ernsthaft?
    Manche Menschen können sich "Menschen,in Form von Kinder kriegen" gar nicht mehr leisten und das ist seit vielen Jahren so!

  9. 21.

    Die deutsche Bevölkerung schrumpft jährlich wegen zu wenig Nachwuchs laut Statistik.
    Warum haben wir dann Wohnungsmangel?

  10. 20.

    "Auch eine absolute AfD-Mehrheit würde nur wenig bringen. " Logischerweise würde eine absolute AfD Mehrheit dazu führen, AfD Programmatik nach vorne zu bringen.

  11. 19.

    Bleibt doch bei der „Bringschuld“. „Der Herr schuf die Schafe, und die die sie scheren“ - gehört bei den glorreichen 7.

  12. 18.

    Das Einzige, was Sie hier verteidigen, ist das Jammer-Ossitum. Sind Sie denn geflüchtet? Diese gab es ja auch, aber Sie sprachen von der sog. Wende, ergo werden Sie keinen Fluchtversuch unternommen haben. Sie betreiben hier Sozialneid, indem Sie die zwar herausfordernden Neuanfänge von ehem. DDR-Bürger*innen mit der Situation von Geflüchteten vergleichen. Damit delegitimieren Sie pauschal Asyl und MIgration. Niemand nimmt Ihnen auch nur einen Euro weg und: Wir brauchen dringend Menschen. Dafür müssen Kommunen und Behörden viel besser, effizienter aufgestellt werden. Es braucht keine Ausländerfeindlichkeitsbehörde, sondern ein Amt für Migration und Asyl: Schnelle Überprüfung von Bildungsständen, Status in Ausbildung o. Studium und nicht zuletzt Berufsabschlussanerkennung, mehr Sprachkurse, Aufenthaltstitel sind möglich. Dagegen keine Residenzpflicht, keine menschenverachtenden Massenunterkünfte, keine Isolation und Segregation. Die Ukrainer*innen haben es bewiesen.

  13. 16.

    So lange der Flüchtling darüber bestimmen darf wo er wohnen und leben möchte, wird das mit der Unterbringung nie klappen. Die meisten möchten in Großstädten untergebracht werden, denn da haben sie angeblich Verwandte und Freunde. Wer den zugewiesenen Wohnort ohne Zustimmung verlässt, wird in sein Heimatland zurückgeschickt.

  14. 15.

    Die ehrliche (!) Nachricht in die hintersten Winkel der Welt darf NICHT lauten: Wir brauchen jede Arbeitskraft und bei uns ist ja alles sooo toll … So ist es nämlich nicht, aber so kommt es da an … Millionen fühlen sich deshalb geradezu aufgefordert, ihr „Glück“ mit vorgetäuschter Flucht bzw. politischem Asyl zu versuchen … Die Deutschen werden uns schon nicht verhungern lassen und sie wollen ja dass wir kommen … Seht, ich bin sogar im Hotel gelandet … Die sind ja sooo nett … Pustekuchen, sind bzw. können sie nicht (mehr) sein ... Das wäre nur fair gegenüber den Menschen die sich Hoffnungen machen ... Und, die Wahrheit.

  15. 14.

    Ich hoffe der neue Senat baut endlich 20.000 Wohnungen pro Jahr, das würde unserer Stadt sehr helfen. Und schön zu sehen, dass das MUF-Bauprogramm für Geflüchtete vorangeht. Wenn eine Stadt wächst, dann muss auch mehr gebaut werden.

  16. 13.

    Nach der Wende habe ich mir oft sagen lassen müssen, gewöhne dich dran, hier ist es eben anders und sei dankbar, im freien Westen leben zu dürfen. Ich hatte also eine Bringschuld, um "anzukommen ". Daran denke ich in letzter Zeit sehr sehr oft. Heute ist alles umgekehrt, warum eigentlich? Es fühlt sich für mich falsch.

  17. 12.

    Könnte die Senatorin mal genau definieren, was Geflüchtete bei Ihr sind? Den Begriff gibt es nicht im Gesetz und er würde nach Umgangssprache garantiert nicht Migranten umfassen.

  18. 11.

    Auch eine absolute AfD-Mehrheit würde nur wenig bringen. Die Zuwanderung in die Sozialsyseme und die Kriminalität würde nur minim abnehmen, Abschiebungen von Kriminellen nur minim zunehmen. Die Steuern und Abgaben würden nur etwas weniger steigen. Ansonsten bleibt alles beim alten.

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