Staatsakt im Bundestag - Politik nimmt Abschied von Wolfgang Schäuble

Mo 22.01.24 | 16:34 Uhr
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22.01.2024, Berlin: Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, gibt Ingeborg Schäuble beim Trauerstaatsakt für den gestorbenen früheren Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble. (Quelle: dpa/Michael Kappeler)
Video: rbb24 Abendschau | 22.01.2023 | Franziska Hoppen | Bild: dpa/Michael Kappeler

Mit einem Trauerstaatsakt im Bundestag ist am Montag an den verstorbenen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) erinnert worden. Mehr als 1.500 Gäste waren im Plenarsaal, unter ihnen der französische Präsident Emmanuel Macron, der eine Trauerrede hielt.

"Deutschland hat einen Staatsmann verloren. Europa hat eine Säule verloren. Frankreich hat einen Freund verloren", sagte Macron. Schäubles Wunsch, einen Franzosen im Bundestag sprechen zu lassen, sage viel über sein Vertrauen in Frankreich und Deutschland aus. Der deutsch-französische Freundschaftsvertrag, den Macron auf den Tag genau vor fünf Jahren gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterzeichnet hatte, trage Schäubles Handschrift, sagte Macron. "Nur wenn Deutschland und Frankreich an einem Strang ziehen, können oft schwierige Fragen gelöst werden", so zitierte der französische Präsident Schäuble auf Deutsch.

Steinmeier, Scholz und Merkel im Berliner Dom

Die Trauerfeierlichkeiten hatten am Morgen mit einem Gottesdienst begonnen. Im Berliner Dom kamen die Spitzen des Staates, politische Weggefährten sowie Vertreter und Vertreterinnen aus Gesellschaft und Religionsgemeinschaften zusammen, um Abschied zu nehmen.

Die kommissarische Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, würdigte Schäuble in ihrer Predigt als "Antipopulisten", der sich mit all seiner Kraft, Leidenschaft und Hingabe in den Dienst des Gemeinwesens gestellt habe.

In den ersten Reihen des Berliner Doms nahm neben der Familie politische Prominenz Platz. Neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Bundeskanzler Olaf Scholz (alle SPD), Bundesverfassungsgerichtspräsident Stephan Harbarth und Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig (SPD) kamen Altkanzlerin Angela Merkel (CDU), frühere und aktuelle Bundesministerinnen und -minister sowie zahlreiche Regierungschefs der Länder. Unter den vielen anwesenden CDU-Politikern war auch der frühere Unionsfraktionschef Volker Kauder.

Schäuble war Berliner Ehrenbürger

Schäuble war am 26. Dezember im Alter von 81 Jahren gestorben. Er gehörte mehr als 50 Jahre dem Bundestag an und war darüber hinaus in seiner politischen Karriere auch Bundesminister, Partei- und Fraktionschef der Union.

Im Jahr 2016 war Schäuble die Ehrenbürgerwürde Berlins verliehen worden. "Wir Berliner werden ihm nie vergessen, dass seine fulminante Berlin-Rede am 20. Juni 1991 im Deutschen Bundestag entscheidend dazu beitrug, dass die Abstimmung zugunsten von Berlin als Hauptstadt ausfiel. Wir haben deshalb Wolfgang Schäuble viel zu verdanken", sagte der damalige Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD), bei der Verleihung.

Beigesetzt wurde Schäuble am 5. Januar in seiner Heimatstadt Offenburg.

Sendung: radioeins, 22.01.24, 07:00 Uhr

8 Kommentare

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  1. 7.

    Nichts gegen seine Leistung als Politiker, aber war da nicht ein dunkler Punkt in seinem Leben. Wenn man sein Leben Revue passieren lässt, sollte man auch dieses erwähnen.

  2. 6.

    Er hätte auch das Zeug zum Bundeskanzler gehabt. Er hat aber auch einen Einigungsvertrag durchgesetzt, der zig tausende redliche Grundstückskäufer zur Rückgabe gezwungen hat.

  3. 5.

    Leider ist wieder ein großer und beliebter Politiker von uns gegangen - an dem sich Einige der heutigen Politiker ein Beispiel nehmen sollten.

  4. 4.

    "Wir Berliner werden ihm nie vergessen ….„
    Ich als Nichtberliner werde nie vergessen, wie er sich an die100000 Schwarzgeld nicht erinnern konnte und wie er verfassungswidrig unschuldige Menschen abschießen lassen wollte. Ebenso werden mir sein Einsatz für Austerität und die Relativierung von Folter und Spionage seitens der USA in ewiger Erringung bleiben.
    Es wäre schön, wen der RBB endlich meinen Kommentar freischalten würde. Meine Erinnerungen entsprechen Tatsachen und ich verstoße nicht gegen Ihre Netiquette. Mag ja sein, dass der Mann auch seine Verdienste hat. Aber nicht nur! Und schon gar nicht für jederman.

  5. 2.

    Tja, da kann man nur danke sagen - nämlich an E. Macron gerichtet, Frau Bas hat zwar auch sehr schöne Worte gefunden, aber es wäre besser gewesen, dass sich Herr Scholz selbst geäußert hätte. Hm, so ein karger Hamburger, man fragt sich schon, ob er ein Gelübde ableisten muss - und gegenüber wem?

  6. 1.

    Herausragend die Rede, die Herr Macron gehalten hat.
    Und dennoch hätten Worte nicht den Respekt ,die Verbundenheit, Freundschaft und Dankbarkeit ausdrücken können, als die Geste, diese Worte größtenteils in deutscher Sprache zu sprechen.

    Wir sehnen uns derzeit nach Worten, Erklärungen--vielleicht wären deutliche Gesten, dass man verstanden hat-- und Taten voller Demut und Mut die stabileren Säulen für unsere Demokratie.

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