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Audio: Antenne Brandenburg | 22.03.2024 | David Klevenow | Quelle: dpa/Patrick Pleul

Ensemble in Wandlitz

Politiker wollen Goebbels-Villa und FDJ-Hochschule erhalten

Die Villa von Joseph Goebbels und eine ehemalige FDJ-Hochschule stehen mitten in einem Wald bei Wandlitz. Das Areal gehört dem Land Berlin und verfällt. Landrat und Bürgermeister befürchten einen Abriss und haben nun ein Moratorium gefordert.

Der Protest gegen einen möglichen Abriss von mehreren Gebäuden mit historischer Bedeutung am Bogensee in Wandlitz (Barnim) wird lauter. Auf dem Areal im Besitz des Landes Berlin stehen unter anderem eine ehemalige Hochschule der "Freien Deutschen Jugend" (FDJ) und die Villa des nationalsozialistischen Reichspropagandaminister Joseph Goebbels.

In einem Schreiben an die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) fordern unter anderen der Landrat des Kreises Barnim, Daniel Kurth (SPD), und der Bürgermeister von Wandlitz, Oliver Borchert (Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz), ein Abriss-Moratorium und die Fortsetzung der Diskussionen um den Erhalt des Bogensee-Areals, wie das Landratsamt am Freitag mitteilte. Beide befürchten, der Aufsichtsrat der BIM plane Schritte zum Abriss der Gebäude.

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Bürgermeister wünscht sich eine künftige Nutzung

Das bundesweit einzigartige Areal sei historisch sowie architektonisch von herausragender Bedeutung und unbedingt schützenswert, sagte Landrat Kurth. Bürgermeister Borchert warnte, ein Abriss würde die Vernichtung eines wichtigen Erinnerungsortes bedeuten. "Die baulichen Zeugnisse auf dem Bogensee-Areal – FDJ-Hochschule und Goebbels-Villa – sind erinnerungskulturell von internationaler Bedeutung." Das Areal und die Gebäude sollten erhalten und weitergenutzt werden, zum Beispiel als "Ort der Demokratie", des Austauschs und der Toleranz.

Landrat und Bürgermeister fordern, für die Dauer von fünf Jahren dürfe es keinerlei Maßnahmen und Entscheidungen über einen Abriss geben. In der Zeit soll ein Konzept zu künftigen Nutzungsmöglichkeiten entwickelt werden.

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BIM: Immobilie sollte nicht "in die falschen Hände" geraten

"Es ist nicht der Wunsch des Landes Berlin, diese historische Stätte abzureißen", sagte Angela Deppe, Prokuristin der BIM, dem rbb. Das Land Berlin habe im Laufe der Jahre viele Millionen Euro in die Bausubstanz investiert. Die Immobilie koste dem Land Berlin etwa 280.000 Euro im Jahr. Berlin könne nicht weiter Steuergelder des Landes für eine Immobilie ausgeben, die viele Kilometer von der Landesgrenze entfernt liege. Für eine Instandsetzung seien Investitionen "im dreistelligen Millionenbereich" notwendig.

Mit dem Landkreis und der Gemeinde habe man bisher kein gemeinsames Konzept für die Zukunft der Immobilie realisieren können, so Deppe. Weitere Gespräche seien in den kommenden Wochen geplant. Zudem habe das Bundesbauministerium eine millionenschwere Förderung in Aussicht gestellt.

Private Investoren können auch Teil der Lösung sein, doch es sei sehr wichtig, dass der historisch geladene Ort nicht "in die falschen Hände gerät", sagte Deppe. Die Wiederbelebung des Areals sei nicht unmöglich. Eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2019 habe gezeigt, dass eine Sanierung des Areals durch den Neubau von 4.000 Wohnungen wirtschaftlich werden könnte.

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Mehrere Verkaufsversuche waren erfolglos

Das Areal am Bogensee ist seit dem Jahr 2000 ungenutzt und verfällt. Mehrere Versuche zum Verkauf sind bisher gescheitert. "Das ist ein sehr wichtiges historisches Zeugnis für die NS-Diktatur und für die DDR-Geschichte", sagte der Stadtplaner Andreas Barth dem rbb. "Es muss als Erinnerungsort für uns erhalten bleiben."

1936 schenkte die Stadt Berlin Reichspropagandaminister Goebbels den Bogensee mit umliegendem Gelände. Goebbels ließ sich dort ein Landhaus bauen. Nach dem Ende der NS-Diktatur nutzten die Alliierten das Gelände kurzzeitig als Lazarett. Die Sowjets übergaben das Gelände 1946 der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die dort eine Jugendhochschule gründete. In den 1950er Jahren entstand das übrige Gebäudeensemble. Nach der Wende wurde die Schule aufgelöst.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.03.2024, 16:40 Uhr

Mit Material von Stefan Kunze

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