Fake News in Corona-Zeiten - "Linke und rechte Trolle sind eine Soße"

Fr 27.03.20 | 11:56 Uhr | Von Jo Goll
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Fotomontage mit Tom Schreiber (Quelle: Screenshot: rbb)
Bild: Screenshot: rbb

Nach kruden Verschwörungstheorien und Falschmeldungen von Neonazis und Reichsbürgern zur Corona-Krise mischen nun auch Linksextremisten im Netz mit. Dabei gerät der Berliner SPD-Innenexperte Tom Schreiber ins Visier. Von Jo Goll

Was Sie jetzt wissen müssen

Der SPD-Politiker Tom Schreiber auf einem Foto in Kapuzenpulli und Lederjacke vor einem Supermarkt. Der Einkaufswagen gefüllt mit Klopapier, Cola und Wasser. Dazu die reißerische Überschrift: "Abgeordneter Tom Schreiber (SPD) beim Hamstern erwischt."

Der Text liest sich wie eine Enthüllungsstory. Schreiber werde von einem Leibwächter vor einen Supermarkt in Köpenick gefahren, steige aus und drängle sich rüde vor, bevor er seinen Einkaufswagen fülle, heißt es darin. Auf dieses Verhalten angesprochen springe Schreiber mit seinem Leibwächter in seinen Wagen und fahre davon. Erst die Befragung der Kassiererin bringe Aufklärung: "Ja", wird sie im Text zitiert, "der Herr Schreiber kauft jeden Tag für die ganze Fraktion ein. Desinfektionsmittel müssen für ihn reserviert und zurückgehalten werden."

Fotomontage mit Tom Schreiber (Quelle: Screenshot: rbb)Fotomontage - "Die Methoden gleichen sich immer mehr an"

"Wer weiß, wann Corona besiegt ist"

Am nächsten Tag, so berichten die beiden Autoren weiter, hätten sie Tom Schreiber vor seinem Haus "erwischt". Der SPD-Innenpolitiker gebe im Gespräch freimütig zu, mehr als für den Eigenbedarf einzukaufen. "Man weiß ja nie, wann Corona besiegt ist", wird Schreiber zitiert. Und weiter: Er als systemrelevante Person dürfe das. "Ehrlich gesagt, gerade von Tom Schreiber hätten wir mehr Anstand erwartet", fassen die Autoren ihren Text zusammen.

Hat sich da jemand daneben benommen, der eigentlich Vorbild sein sollte? Ein Innenpolitiker als egoistischer Hamsterkäufer? Nein. Das Ganze ist ein Fake. Der Text: frei erfunden. Die Fotos: relativ schlecht gemachte Montagen. Für was und warum? Der Text ist auf dem Internetportal Indymedia [de.indymedia.org] erschienen, wo sich in der Regel militante Autonome tummeln. Und die setzen dieser Tage auf eine "Krise des Kapitalismus", fabulieren über "Aufstandsszenarien".  Ist das der Beitrag der linksextremistischen Szene zum täglichen Sterben auf der ganzen Welt?

Fotomontage mit Tom Schreiber (Quelle: Screenshot: rbb)

Schreiber: An Druck von links und rechts gewöhnt

Tom Schreiber bekommt regelmäßig Drohungen von Linksextremisten, gerät aber auch immer wieder ins Visier von Neonazis. Ganz einfach, weil er Extremismus als das benennt, was er ist: Terror. Und Schreiber ist es dabei egal, auf welcher Seite sich die Täter einreihen. Ob es die rechtsextremen Zündler in Neukölln oder die linksextremen Gewalttäter in der Rigaer Straße sind: Schreiber fordert eine harte Strafverfolgung ohne Unterschiede.

Die frei erfundene Story über Tom Schreiber als Hamsterkäufer hat ihn aber doch etwas gewundert. "Die Methoden gleichen sich immer mehr an", sagt er am Telefon und kommt zu dem Schluss: "Linke und rechte Trolle sind eine Soße." Gerade in der heutigen Zeit, so Schreiber weiter, "dürfen wir dem Hass im Netz, den Fake News und den Diffamierungen keinen Platz als Rechtsstaat und Demokratie geben."

Offenbar haben einige Leser von indymedia.org am Ende aber eingesehen, dass diese Art von Fake News doch zu dumm und platt ist. "Bitte löschen", schreibt ein User. Dieser "miese Versuch einer Diffamierung" werfe ein schlechtes Licht auf indymedia. Der Text war am Nachmittag nicht mehr abrufbar. Ob die Trolle jetzt schweigen, bleibt abzuwarten.

22 Kommentare

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  1. 22.

    Das ist ihre typische Masche! Sie gehen ja nicht im geringsten auf meine genannten Beispiele ein. Plump und durchschaubar, sie bleiben sich treu.

  2. 21.

    Erzählen Sie nicht ständig solchen Schmarrn sondern liefern endlich mal Beweise! Da da nichts kommen wird, brauchen wir auch keinen sinnfreien Schlagabtausch weiterführen. Schöne Woche noch!

  3. 20.

    Wer will sie denn diffamieren? Ich verweise auf ihre Äußerungen, sei es zur AfD oder zu anderen Rechtsextremen. Es sind ihre eigenen (!) Aussagen, die sie entlarven!

    Sie wollen Beispiele für ihre Verharmlosungen? Alleine nur die hier reichen doch schon, ansonsten verweise ich auf die Terrorserie in Neukölln, wo sie wiederholt bestritten haben dass dort rechtsextremistische Terroristen am Werk sind.

  4. 19.

    Bitte informieren Sie sich über den Unterschied zwischen Gefahr und Schaden bzw. Risiko, bevor Sie wieder mal vergeblich versuchen, mich hier zu diffamieren. Ich warte übrigens immer noch auf die Beispiele der angeblichen Verharmlosungen!

  5. 18.

    Schade, Herr Goll. Bislang habe ich sehr große Stücke von Ihnen gehalten aber was Sie hier schreiben ist mehr als plump und kostenlose Werbung für den politischen Schreihals und sPD Rechtsaußen Schreiber.

    Die Fotomontagen sind eindeutig als solche zu erkennen und dass zu Zeiten wo jeder Zehnjährige besser "photoshoppen" kann. Der Kopf wurde bei allen drei Bilderm dermaßen schlecht "aufgesetzt", das erkennt ein Blinder mit Krückstock!

    Warum spannen Sie sich vor der Karren derjenigen die rechtsextremistische Aktionen mit solch dummen (oder gar absichtlichen) Kinderstreichen gleichsetzen?

    Sie wissen so gut wie ich dass auf "Indymedia" jeder, wirklich jeder veröffentlichen darf und es ist nicht das erste Mal dass dort "false flag" Aktionen platziert werden, d.h. Rechte veröffentlichen so dass es auf "Autonome" zurückfällt. Etliche Beispiele kennen Sie so gut wie ich.
    Oder hier waren Kindsköppe am Werk, die jetzt genau so viel Langeweile haben wie Sie.

  6. 17.

    Das sagt ja der Richtige, derjenige der immer vorneweg ist wenn es darum geht rechtsextreme Taten und Täter zu verharmlosen und zu relativieren.

    Die Gefahr ist eben NICHT dieselbe, wie wir an Hanau, Halle und Kassel sehen. Von Nordkreuz usw. mal ganz abgesehen wo sich ganze Netzwerke gebildet haben.

    Und wer bei Morden und Mordserien von "Schaden" spricht, verrät sich selbst. Linksextreme inkl. der sog. "RAF" haben eben noch nie "breite Teile der Bevölkerung" angegriffen, da phantasieren sie sich etwas zusammen und wie man sie kennt, absichtlich und in Verkennung der Tatsachen.

    Sie gehören zu denjenigen, die ein Klima erzeugen, wo solche Taten überhaupt erst entstehen können.

  7. 16.

    links, rechts, extrem... bla bla, wenn die Argumente ausgehen greift man gern zur Keule. Zu welcher auch immer. Funktioniert. Die meisten Menschen lassen sich gern manipulieren und wenn es nur um Meinungen geht. Sehe ich jeden verdammten Tag. Selbst wenn man allein mit Hund einen Waldweg entlang geht, kommt ein anderer entgegen und der macht einen Satz zur Seite, etwa 2 Meter ins Gebüsch hinein, dann ist das einfach nur noch krank. Im Kopf. Dazu braucht man keinenVirus. Diese Spezies hat echt ein Problem.

  8. 15.

    Nein, das tut derjenige eben nicht! Sie dagegen werfen zur Verharmlosung der linksextremen Gefahr fröhlich die Definitionen von Gefahr und Schaden durcheinander. Die Gefahr ist dieselbe, egal ob links- oder rechtsextrem. Der Schaden ist derzeit durch Rechtsextreme unbestritten um Welten höher. Es gab aber auch schon Zeiten, da war es anders herum. Deshalb ist unsere Gesellschaft gefragt, sich nicht nur den Auswirkungen der Gefahren zu stellen sondern der Gefahr an sich. Sonst wird aus der Gefahr doch ganz schnell ein Schaden, der nicht mehr nur Polizisten und Makler oder ähnliche bei Linksextremen verachtete und verhasste Personen betrifft sondern breite Teile der Bevölkerung, die deren krude Auffassungen nicht teilt und auslebt.

  9. 14.

    Lustiges Foto mit dem Klopapier, dieser Tom könnte mir glatt sympathisch werden.
    Aber was soll er mit den Nazis und Mördern zu tun haben?

  10. 13.

    "Offenbar haben einige Leser von indymedia.org am Ende aber eingesehen, dass diese Art von Fake News doch zu dumm und platt ist."

    Jo, nur Jo Goll und einige rechte Trolle sind darauf hereingefallen...

  11. 12.

    Die Morde der NSU und von Hanau und Halle sind für sie also "belästigen"? Lässt tief blicken. Wer rechts und links gleichsetzt, verhatmlost den Rechtsextremismus und fördert diese Morde, wenn er sie nicht sogar billigt.

  12. 11.

    Schwachsinn! Erzählen sie das den Opfern der NSU und von Hanau, Halle und Kassel!


    Wer Rechtsextremismus verharmlost, indem er gleichsetzt, der hatte den Finger mit am Abzug!

  13. 10.

    Fast lustig, wie hier wieder einige meinen, der eine Extremist sei besser als der andere. Als würden nicht alle, die ihre Mitmenschen mit ihren kruden Weltanschauungen belästigen und ihnen zur Verbreitung derselben auch noch in materieller oder gar körperlicher Hinsicht schaden, die Gesellschaft spalten. Rechts oder links: Lernt es doch mal - jeder kann sich eine eigene Meinung und eine eigene Weltanschauung leisten aber keiner hat das Recht, diese anderen aufzuzwingen - auf welche Weise auch immer. Im Zweifel interessiert das unbeteiligte Gegenüber nicht mal, was euch im Kopf rumgeistert.

  14. 9.

    Wie verharmlost man rechte Morde? Mit der Behauptung, ein Trollbeitrag auf einer offenen Online-Plattform der Linken zeige doch, dass links und rechts gleich sind.
    Ja, bitte, stellt Falschmeldungen richtig und berichtet darüber! Aber unterlasst dabei unbeweisbare Unterstellungen oder Verharmlosungen! NSU, Chemnitz, Kassel, Halle, Hanau etc. - irgendwas draus gelernt?

  15. 8.

    Ja, ja... Linksextremisten haben auch Menschen ermordet... zum Beispiel den Treuhand-Chef Rohwedder im Jahr 1991. Das ist in der Tat ein unerhörtes Glück für die konservative Mitte... womit sollten sie sonst vom Thema ablenken, wenn rassistische Mörderbanden im Monats- und Wochentakt Terror unter Minderheiten verbreiten. Denn in diesen Kreisen Angst zu verbreiten, das deckt sich doch ganz gut mit den Interessen mancher bürgerlicher "Migrationskritikern", auch wenn die im Traum nicht daran denken würden, sich selber die Hände schmutzig zu machen.... aber laut "Linksextremismus" zu schreien, wann immer ein rechter Mörder zuschlägt, und das Klima gegen Links zu bürsten so dass die Polizei ja nicht auf den Gedanken kommt, rechtsaussen mal gründlich aufzuräumen - dafür reicht es...

  16. 6.

    Wurde das Sommerloch jetzt in „Corona“ umbenannt oder wie kommt der abgemeldete Wichtigtuer auf einmal wieder zu Fame?

    Ob links, ob rechts, ob oben oder unten – Tom Schreiber tunkt alles in die gleiche Soße, was nicht „Tom Schreiber is DUFTE!“ ruft. Es gibt außerhalb der AfD wohl niemanden, der jeden auf seiner Facebook-Seite n ach dem ersten Kommentar blockiert, wenn man auch nur den Hauch eines Zweifels an der Großartigkeit des Innen"experten" äußert. So ein großes Ego und so wenig Selbstbewusstsein …

    Und dass sich ein paar unreife Autonomen-Kids darüber lustig machen, wäre in einem Medium, das sich selbst ernst nimmt, niemals eine Meldung wert.

  17. 5.

    Von Ihnen habe ich keinen anderen Kommentar erwartet. Mit dem ständigen Mantra einer angeblichen Verharmlosung der Rechtsextremen, wenn man Linksextreme als das benennt, was sie sind, soll doch letztlich nur eben dieser linke Extremismus verharmlost und verniedlicht werden. Die Hufeisentheorie ist keineswegs überholt, beide Extreme sind sich in ihren Zielen absolut ähnlich. In beiden Zielbildern zählt der Einzelne und sein Leben sowie seiner Freizeit rein gar nichts. Da ist es egal, ob das Ziel Nationalismus oder Internationalismus lautet. Niemand bestreitet, dass Rechtsextreme momentan ein höheres Gewaltpotential realisieren. Das bedeutet aber im Umkehrschluss eben nicht, dass Linksextreme die erstrebenswertes Alternative darstellen oder gar für eine freie und demokratische Gesellschaft stehen würden. Beide gehören unverändert abgelehnt und bekämpft.

  18. 4.

    Der Artikel ist in der Tat stark von der Hufeisentheorie und der Gleichsetzung von Links- und Rechtsextremismus geprägt, auch die Aussage Schreibers selbst bestätigt das nur. Die Verharmlosung von Rechtsextremismus ist aber auch dann illegitim und widerspricht der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, wenn bestimmte Akteur*innen auf indymedia oder woanders Unterstellungen verbreiten. Schon im verbalen Bereich ist das nicht das gleiche Ausmaß wie die Quellen rechtsextremen Hasses, die sich tagtäglich über Politker*innen, Journalist*innen oder Menschenrechtsaktivist*innen ergießen, die Rechtsextremen nicht ins Weltbild passen. Linksextremismus ist nicht gleichzusetzen mit rechtsextremem Terror, von Brandanschlägen auf Personen bis hin zu Morden.

    "Wehret den Anfängen!" - diese Parole galt und gilt gegen Autoritarismus und Faschismus. Politische Bildung? Null.

    Dieser Artikel passt sich in Golls sonstige Artikel ein: obrigkeitshörig und Rechte verharmlosend.

  19. 3.

    Kommentare bitte auch als solche kennzeichnen!
    Der Autor versucht es zwar krampfhaft,kann aber nicht verbergen,dass er hier nicht neutral ist.

  20. 2.

    Es scheint Einigen, so wie Ihnen, richtig weh zu tun, Linksextremisten als das zu benennen, was sie sind - Extremisten. Die sind in ihren Ideen und Vorstellungen kein bisschen anders, als jeder andere Extremist auch und wenn die Gewalt für nützlich erachten, dann wenden die diese auch an. Da hat der SPD-Politiker absolut Recht und ich finde seine Haltung absolut richtig! Man muss nicht erst abwarten, bis Linksextreme auch noch das Gewaltniveau von Rechtsextremen erreicht haben. "Wehret den Anfängen!" gilt nicht nur gegen Rechts sondern gegen alle Extreme.

  21. 1.

    Die Gleichsetzung dieser fake news (über deren sartirischen Gehalt sich streiten lässt) auf einer linken newssite mit dem Handeln von Rechtsextremen (beides sei Terror) ist leider mehr als einfach nur erschreckend dumm. Angesichts der jüngstigen durchgeführten und geplanten Mordanschläge von Rechtsextremen ist diese Gleichsetzung und das beharrliche Festhalten an der Hufeisentheorie Ihr journalistischer Beitrag dazu, Gewalt zu verharmlosen und Rassismus als Problem der Gesamtgesellschaft zu leugnen. Von einer unabhängigen Berichterstattung erwarte ich eine differenziertere Perspektive, als einfach nur das nachzulabern, was auch auf einem AfD Parteitag zu hören gewesen wäre.
    Dass der Beitrag selbstständig gelöscht wurde, weil er offensichtlich nicht d'accord mit der Redaktion von indymedia geht, sollte als Gegenbeweis für Ihre Pauschalisierung ausreichen.

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