rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Video: Abendschau | 13.01.2021 | Jörn Kersten und Anja Herr | Quelle: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Müller kritisiert Bund

Berlin und Brandenburg ringen mit den Impf-Abläufen

Brandenburg will seine Impfkapazitäten erhöhen und bittet die Bürger um Geduld. Berlin hingegen sieht Handlungsbedarf beim Bund: Es brauche klare Angaben bei den Impfstoff-Lieferungen.

Berlin und Brandenburg kämpfen zurzeit mit Problemen bei den Impf-Abläufen. Während Brandenburg sich um eine bessere Organisation im Land bemüht, mahnte am Mittwoch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), die Bundesregierung zu mehr Verlässlichkeit.

So forderte Müller von der Bundesregierung klare Aussagen zu den weiteren Impfstoff-Lieferungen. Gesundheitsminister Jens Spahn habe große Hoffnungen gemacht, dass es voraussichtlich bis Sommer für alle ein Impfangebot geben wird, sagte Müller als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch im Bundestag.

Um bis zum Sommer alle Willigen zu impfen, müssten in Berlin jeden Tag 28.000 Menschen geimpft werden. Diese 28.000 Impfdosen seien zurzeit aber die Wochen- und nicht die Tageslieferung, kritisierte Müller. Es sei katastrophal, wenn vulnerable Gruppen zum Impfen eingeladen würden und dann sei kein Impfstoff da, warnte Müller.

Die Bundesländer seien auf die Organisation der Impfungen vorbereitet. Es brauche aber verlässliche Informationen über die Impfstofflieferungen.

Aktuell

Bund gibt Entwarnung

Moderna-Impfstoffdosen für die Region sind nicht beeinträchtigt

Brandenburg will Tempo machen

Brandenburg bemüht sich derweil auf Landesebene, die bisher schleppend angelaufenen Impfungen zu beschleunigen. Am Mittwochabend verständigten sich Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) mit den Landkreisen und kreisfreien Städten auf eine Ausweitung der Impfkapazitäten. Wie Regierungssprecher Florian Engels auf Anfrage mitteilte, wurde vereinbart, die Zahl der Impfzentren von 11 auf 18 zu erhöhen.

Inzwischen hat Brandenburg im Ländervergleich etwas aufgeholt: Bei den Impfungen pro 1.000 Einwohner lag das Land mit 7,8 nach Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Mittwoch besser als Thüringen, Baden-Württemberg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen. Den letzten Platz beim Impfen von Pflegeheimbewohnern gab Brandenburg an Thüringen ab. In der Mark sind bisher knapp 20.000 Menschen geimpft - 0,8 Prozent der Bevölkerung von rund 2,5 Millionen. Zunächst sind Bewohner und Personal von Pflegeheimen, Medizinpersonal und über 80-Jährige an der Reihe - das sind 280.000 Menschen.

Mehr zum Thema

Annahmequote bei 90 Prozent

Brandenburger Impf-Hotline ist inzwischen besser erreichbar

"Das ist schwer auszuhalten"

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) verteidigte die bisherige Strategie und bat um Geduld. "Das nimmt etwas Fahrt auf, so dass ich hoffe, dass wir auch da bald besser werden", sagte sie über die Zahl der Impfungen bei einer Videokonferenz des Landtags-Gesundheitsausschusses. Bis Mitte Februar sollten alle Pflegeheimbewohner wenn gewünscht einmal geimpft werden, die Hälfte davon bereits zweimal. Sie forderte, die Reihenfolge wie vom Bund vorgegeben einzuhalten. "Ich werde permanent bestürmt: Könnt ihr nicht den noch mitimpfen? Das ist schwer auszuhalten."

Die Impfungen in ländlichen Regionen werden Nonnemacher zufolge eine Herausforderung. "Die Fläche ist natürlich ein Problem", sagte sie. "Da wird es noch ein bisschen dauern." Es werde geprüft, ob Krankenhäuser oder Reha-Kliniken auch zu Impfzentren werden können und wie diejenigen besser in die Impfzentren kommen, die schlecht mobil sind. Auch das Problem von Transporten zu den Zentren werde besprochen. "Die Decke ist halt einfach im Moment zu kurz."

Mehr Annahmen bei der Impf-Hotline

Nach dem chaotischen Start der Terminvergabe für Corona-Impfzentren über die Rufnummer 116117 sehen die Kassenärzte inzwischen eine Besserung. "Wir sind immer noch unzufrieden mit der Hotline, aber wir können in den letzten Tagen eindeutig erkennen, dass das besser wird", sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Brandenburg, Peter Noack, der Deutschen Presse-Agentur.

Am ersten Tag hätten rund 23.000 Menschen die Hotline angerufen, unter zehn Prozent der Anrufe seien angenommen worden. Das habe sich eingependelt auf bis zu 3.700 Anrufe pro Tag bei einer Annahmequote von 85 bis 90 Prozent. Noack forderte mehr Impfstoff vom Bund. "Wir können nur so viele Termine vergeben, wie gesichert Impfstoff vorhanden ist."

Artikel im mobilen Angebot lesen