Teamcheck | Eisbären Berlin - Die Eisbären auf der Jagd nach dem Titel-Hattrick

Di 30.08.22 | 17:01 Uhr
Morgan Ellis, Frank Hördler und Kai Wissmann von den Eisbären Berlin stemmen den Pokal beim Gewinn der neunten Meisterschaft in die Höhe (imago images/Passion2Press)
Video: rbb24 | 30.08.2022 | Sebastian Meyer | Bild: imago images/Passion2Press

In dieser Saison könnten die Eisbären nicht nur den dritten Titel in Folge, sondern auch die zehnte DEL-Meisterschaft der Vereinsgeschichte holen. Vor allem für ein familiäres Duo könnte das zu einem ganz besonderen Moment werden.

So lief die vergangene Saison

Nach einem Kaderumbruch im Sommer vor der vergangenen Spielzeit brauchten die Eisbären eine Weile, um sich wieder zu einer Einheit zu entwickeln. Vor allem in den Heimspielen bekamen sie zu Saisonbeginn teils heftige Abreibungen von den Gästeteams, zum Beispiel ein 1:4 gegen den späteren Finalgegner München oder ein 0:3 im Traditionsduell gegen die Adler Mannheim. Hinzu kam das frühe Aus in der Champions-Hockey-League-Vorrunde.

Danach berappelten sich die Berliner aber so langsam und nahmen die Jagd auf die Spitze auf. Immer wieder hatte Trainer Serge Aubin dabei mit Corona- und Verletzungs-Ausfällen zu kämpfen, die seine Mannschaft aber gut kompensieren konnte. Am 29. Spieltag übernahm sie die Tabellenführung und gab sie bis zum Schluss nicht mehr her. Auch eine Quarantäne des gesamten Teams nach der Olympia-Pause und der eng getaktete Spielplan brachten die Eisbären nicht mehr ins Straucheln.

In den Playoffs stand die Saison im Halbfinale gegen die Adler Mannheim aber doch noch einmal auf der Kippe. Nach einer 2:0-Führung der Berliner kämpften sich die Kurpfälzer zurück in die Serie und zwangen die Eisbären in ein entscheidendes fünftes Spiel. Dort glänzte Goalie Mathias Niederberger mit unfassbaren 26 Saves und sicherte seiner Mannschaft einen ungefährdeten 3:0-Sieg. Der Torhüter war dann auch in der Finalserie eine sichere Bank und sorgte gemeinsam mit seiner Mannschaft für die Titelverteidigung im vierten Spiel in München. Es war die neunte deutsche Meisterschaft für die Eisbären.

Wer ging?

Auch in diesem Sommer haben sich wieder zahlreiche Leistungsträger vom Verein verabschiedet. Insgesamt zwölf Spieler verließen den deutschen Meister seit dem Titelgewinn - darunter auch der Playoff-Held Mathias Niederberger. Der hatte den Finalgegner München mit seiner Leistung offenbar so überzeugt, dass der 29-jährige Goalie künftig für den EHC das Tor sauber halten soll.

Über den großen Teich zog es hingegen Verteidiger Kai Wissmann. Der 25-Jährige geht dank seiner grandiosen Entwicklung bei den Berlinern nach acht Jahren in der Hauptstadt den nächsten Schritt auf der Karriereleiter. Bei den Boston Bruins will er sich einen Platz im NHL-Team erarbeiteten.

Auch der Däne Frans Nielsen will in Amerika sein Glück versuchen - allerdings ohne Schläger. Nach der WM im Mai beendete er seine aktive Karriere und heuerte im Trainerteam der Seattle Kraken an, die den 38-Jährigen vor allem in der Talentförderung einsetzen wollen.

Außerdem haben den Verein verlassen: Leon Hungerecker (Nürnberg), Mark Zengerle (Straubing), Sebastian Streu (Iserlohn), Nicolas B. Jensen (Bremerhaven), Paul Reiner (Frankfurt), Dominik Bokk (Frankfurt), Blaine Byron (Oskarshamn), Johan Södergran (Örnsköldsvik) und Simon Despres (Villach).

Wer kam?

Neben den vielen Abgängen haben die Eisbären aber auch zahlreiche Neuzugänge zu verzeichnen. Mit dem Stürmer Frank Mauer aus München und dem erfahrenen Nationalverteidiger Marco Nowak aus Düsseldorf haben sich die Berliner echte DEL-Prominenz gesichert. Und auch in der Nordamerikanischen Hockey-League (NHL) hat der deutsche Meister zugeschlagen. Der 24-jährige Kanadier Brendan Guhle hat bereits 65 NHL-Spiele für die Anaheim Ducks und die Buffalo Sabres bestritten und soll den nach Boston abgewanderten Kai Wissmann ersetzen.

Außerdem kommt es im Kader der Eisbären in dieser Saison zu einer Familienzusammenführung. Der 18-jährige Eric Hördler gehört nach erfolgreicher Zeit in der Deutschen Nachwuchs-Liga nun ebenfalls zum DEL-Aufgebot der Berliner. Und sein Nachname ist bei den Fans definitiv nicht unbekannt. Papa Frank Hördler trägt nun seit fast 19 Jahren das Trikot der Eisbären und wird in dieser Saison wohl erstmals bei einem Pflichtspiel gemeinsam mit seinem Sohn auf dem Eis stehen. "Da geht einem als Vater das Herz auf, wenn man sein Kind das ganze Leben betreut und verfolgt und sieht, was es in den Sport reinsteckt. Wenn es dann am Ende dafür belohnt wird und einen Profivertrag bekommt, ist das natürlich ein tolles Ding", erzählt der 37-Jährige.

Weitere Neuzugänge: Julian Melchiori (Wolfsburg), Jan Nijenhuis (Wolfsburg), Nikita Quapp (Krefeld), Marcel Barinka (Köln), Maximilian Heim (Mannheim), Juho Markkanen (Lappeenranta) und Peter Regin (Ambrì).

Der Trainer

Auch in seiner vierten Saison in der Hauptstadt will Chefcoach Serge Aubin seine Erfolgsgeschichte bei den Eisbären weiterschreiben. Seit Mai 2019 leitet er die Berliner gemeinsam mit seinem Freund und Sportdirektor Stéphane Richer und führte sie schon im ersten Jahr unter die Top-Vier der DEL. In der zweiten und dritten Saison coachte der Kanadier seine Mannschaft dann jeweils zur Meisterschaft.

Und er ist noch lange nicht gesättigt. In seinem vierten Jahr soll der Titel-Hattrick perfekt gemacht werden und Aubin ist von seinem Team überzeugt: "Ich muss sagen, dass die Jungs in toller Form zurückgekommen sind. Das zeigt mir, dass sie noch hungrig sind." Jetzt müsse man "die Maschine nur wieder so aufbauen, dass wir aufs Eis gehen und wie eine Einheit denken", so der kanadische Trainer weiter.

Die Erwartungen

"Ich glaube, dass wir in den letzten Jahren sportlich eine sehr gute Arbeit geleistet haben. Wir haben sehr gut den Kader verstärkt und sind dadurch die letzten zwei Jahre, in der Coronasaison vielleicht ein bisschen glücklich, durchaus auch verdient Meister geworden", analysiert Geschäftsführer Thomas Bothstede die Entwicklung der Eisbären, die auch in der kommenden Saison fortgeführt werden soll. Das Ziel der Berliner kann also auch in dieser Spielzeit nur der Titelgewinn sein.

Zwar war die Leistung in der Vorbereitung eher enttäuschend, besonders aussagekräftig dürften die Testspiel-Ergebnisse für den Saisonverlauf allerdings nicht sein. Wie immer wird es wohl am Ende auf einen Dreikampf um den Titel in der DEL hinauslaufen. Neben den Berlinern rechnen sich auch der EHC München und die Adler Mannheim Chancen auf die Meisterschaft aus.

Auch der ewige Eisbär Frank Hördler will unbedingt den zehnten Titel mit seinem Herzensverein holen. "Wir wollen immer um den Sieg spielen und gewinnen. Das ist unser Anspruch hier in Berlin", sagt der 37-Jährige. Für Hördler hätte die Meisterschaft allerdings noch eine viel größere Bedeutung als einfach nur zu gewinnen. "Was soll ich denn sagen, wenn ich das gemeinsam mit meinem Sohn schaffen sollte? Das wäre ein irres Ding", sagt er.

Sendung: rbb24, 30.08.2022, 18 Uhr

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