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Audio: rbb24 Inforadio | 03.11.2022 | Sven Rohrbach | Quelle: imago images/Bernd König

Fußball-Trainer wird 80

Wie Hans Meyer bei Hertha und Union in kurzer Zeit Eindruck hinterließ

Hans Meyer gilt als Trainer-Ikone der Fußball-Bundesliga. Auch Union Berlin und Hertha BSC hat er in seiner langen Karriere betreut. Bei beiden Klubs hat er mit seiner ganz eigenen Art Eindruck hinterlassen. Am Donnerstag wird Meyer 80 Jahre alt.

Schlabbriger Trainingsanzug, analytischer Blick, die Hände tief in den Taschen der dicken Winterjacke vergraben. So steht Hans Meyer im Februar 1995 als neuer Trainer von Union Berlin an der Seitenlinie. Die Köpenicker sind damals Regionalligist, vom heutigen Glanz der Bundesliga ist noch nichts zu spüren.

Das wird auch beim Blick auf die fußballerischen Qualitäten des Kaders schnell deutlich. "Man merkt, dass wir im Spiel nach vorne ein paar echte Stärken besitzen", analysiert Meyer nach seinem Debüt mit den Eisernen bei Sachsen Leipzig. "Aber im individuellen und kollektiven Abwehrverhalten haben wir Riesenprobleme", sagt er weiter. Für schonungslose Analysen und markige Sprüche ist Hans Meyer, der am Donnerstag 80 Jahre alt wird, auf all seinen Stationen durch die deutsche Fußball-Landschaft bekannt.

Vor dem letzten Spiel der Gruppenphase

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Union blieb in Erinnerung

Sein Engagement bei den Eisernen dauert nur gut acht Monate. Dabei ist sein Punkteschnitt mit durchschnittlich 2,11 Zählern in 27 Spielen durchaus beachtenswert und der 1. FC Union liegt ungeschlagen auf Rang zwei der Regionalliga-Tabelle. Die Entlassung kommt also durchaus überraschend. "Ich habe mich allein gelassen gefühlt", sagt Meyer, der zuvor Kritik an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Vereins geübt hatte. An Spiele in Köpenick erinnert sich Meyer aber dennoch nicht nur als Heim-Trainer gerne zurück.

"Die Wuhlheide war schon deshalb immer beliebt, weil wir früher als Trainer 60 oder 65 Meter an der gesamten Tribüne vorbei mussten, um auf unsere Plätze zu kommen. Auf dieser Tribüne bist du damals als Gästetrainer beleidigt worden ohne Ende", sagt Meyer zuletzt der Deutschen Presse-Agentur. "Von den zehn Beleidigungen, die du gehört hast, musstest du aber bei sieben lachen oder Beifall klatschen, weil sie so niveauvoll waren. Das war Union damals schon und hat sich bis heute fortgesetzt."

Mission Klassenerhalt bei Hertha

Einige Jahre später, nach deutlich längeren Aufenthalten bei Twente Enschede und seinem Herzensverein Borussia Mönchengladbach, kehrt Meyer im Winter 2004 nach Berlin zurück – zu Hertha BSC.

Auch bei den Blau-Weißen wird Meyers Philosophie und Herangehensweise schnell deutlich. Meyer ist ein Trainer, den man heute der "alten Schule" zuordnen würde. Struktur, Disziplin und klare Ansagen sind ihm wichtig. Das bekommen auch die Spieler auf dem Trainingsplatz und im Stadion immer wieder zu spüren. "Ich habe damit kein Problem", sagt Herthas heutiger Manager Fredi Bobic damals mit einem verschmitzten Grinsen. "Dadurch, dass ich jetzt schon einige Trainer hatte, kann ich ganz gut abschätzen, ob es Spaß oder Ernst ist."

Bei Hertha ist die Methode Meyer erfolgreich: Seine Mission, der Klassenerhalt, erfüllt der damals 61-Jährige. Die Fans im Olympiastadion danken ihm mit Spruchbändern und minutenlangen Gesängen.

Hans Meyer herzt Nando Rafael nach Herthas geglücktem Klassenerhalt 2004. | Quelle: imago images/Bernd König

Bei Gladbach weiterhin im Präsidium

Dennoch tritt Meyer ab. Bei seiner nächsten Station dem 1. FC Nürnberg gewinnt er in der Saison 2006/2007 sensationell den DFB-Pokal, ehe es ihn 2008 für eine knappe Saison noch einmal nach Gladbach zieht, wo er bis heute im Präsidium sitzt. Insgesamt ist es mittlerweile aber deutlich ruhiger geworden um den langjährigen Trainer.

Dass er den Fußball und die Bundesliga aber immer noch genauestens verfolgt und beobachtet, sieht man nicht nur an seinen regelmäßigen Besuchen in den Stadien. Zuletzt lobte er auch seinen Ex-Verein Union Berlin in den höchsten Tönen. "Sie haben bei Manager Oliver Ruhnert und Trainer Urs Fischer richtig ins Gold gegriffen. Wenn du so wenig Geld hast wie sie, dann brauchst du einen besonders guten Blick und ein glückliches Händchen bei Transfers. Das haben sie geschafft", sagte Meyer. Solche Transfers würden sich umso leichter umsetzen lassen, "wenn die Spieler sehen, dass sie in eine Mannschaft kommen, die organisiert ist, mit Herz spielt und körperlich topfit ist. Da hat sich eine Wechselwirkung eingestellt", so Meyer weiter.

Auch als Fußball-Rentner behält Meyer seinen analytischen Blick - und Struktur, Disziplin und klare Ansagen sind nach wie vor wichtig.

Sendung: rbb24, 02.11.22, 18 Uhr

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