Fußball-Trainer wird 80 - Wie Hans Meyer bei Hertha und Union in kurzer Zeit Eindruck hinterließ

Do 03.11.22 | 06:03 Uhr
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Hans Meyer lässt sich 2004 im Berliner Olympiastadion feiern. Quelle: imago images/Bernd König
Audio: rbb24 Inforadio | 03.11.2022 | Sven Rohrbach | Bild: imago images/Bernd König

Hans Meyer gilt als Trainer-Ikone der Fußball-Bundesliga. Auch Union Berlin und Hertha BSC hat er in seiner langen Karriere betreut. Bei beiden Klubs hat er mit seiner ganz eigenen Art Eindruck hinterlassen. Am Donnerstag wird Meyer 80 Jahre alt.

Schlabbriger Trainingsanzug, analytischer Blick, die Hände tief in den Taschen der dicken Winterjacke vergraben. So steht Hans Meyer im Februar 1995 als neuer Trainer von Union Berlin an der Seitenlinie. Die Köpenicker sind damals Regionalligist, vom heutigen Glanz der Bundesliga ist noch nichts zu spüren.

Das wird auch beim Blick auf die fußballerischen Qualitäten des Kaders schnell deutlich. "Man merkt, dass wir im Spiel nach vorne ein paar echte Stärken besitzen", analysiert Meyer nach seinem Debüt mit den Eisernen bei Sachsen Leipzig. "Aber im individuellen und kollektiven Abwehrverhalten haben wir Riesenprobleme", sagt er weiter. Für schonungslose Analysen und markige Sprüche ist Hans Meyer, der am Donnerstag 80 Jahre alt wird, auf all seinen Stationen durch die deutsche Fußball-Landschaft bekannt.

Union blieb in Erinnerung

Sein Engagement bei den Eisernen dauert nur gut acht Monate. Dabei ist sein Punkteschnitt mit durchschnittlich 2,11 Zählern in 27 Spielen durchaus beachtenswert und der 1. FC Union liegt ungeschlagen auf Rang zwei der Regionalliga-Tabelle. Die Entlassung kommt also durchaus überraschend. "Ich habe mich allein gelassen gefühlt", sagt Meyer, der zuvor Kritik an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Vereins geübt hatte. An Spiele in Köpenick erinnert sich Meyer aber dennoch nicht nur als Heim-Trainer gerne zurück.

"Die Wuhlheide war schon deshalb immer beliebt, weil wir früher als Trainer 60 oder 65 Meter an der gesamten Tribüne vorbei mussten, um auf unsere Plätze zu kommen. Auf dieser Tribüne bist du damals als Gästetrainer beleidigt worden ohne Ende", sagt Meyer zuletzt der Deutschen Presse-Agentur. "Von den zehn Beleidigungen, die du gehört hast, musstest du aber bei sieben lachen oder Beifall klatschen, weil sie so niveauvoll waren. Das war Union damals schon und hat sich bis heute fortgesetzt."

Von den zehn Beleidigungen, die du gehört hast, musstest du aber bei sieben lachen oder Beifall klatschen, weil sie so niveauvoll waren

Hans Meyer über die Kulisse bei Union Berlin

Mission Klassenerhalt bei Hertha

Einige Jahre später, nach deutlich längeren Aufenthalten bei Twente Enschede und seinem Herzensverein Borussia Mönchengladbach, kehrt Meyer im Winter 2004 nach Berlin zurück – zu Hertha BSC.

Auch bei den Blau-Weißen wird Meyers Philosophie und Herangehensweise schnell deutlich. Meyer ist ein Trainer, den man heute der "alten Schule" zuordnen würde. Struktur, Disziplin und klare Ansagen sind ihm wichtig. Das bekommen auch die Spieler auf dem Trainingsplatz und im Stadion immer wieder zu spüren. "Ich habe damit kein Problem", sagt Herthas heutiger Manager Fredi Bobic damals mit einem verschmitzten Grinsen. "Dadurch, dass ich jetzt schon einige Trainer hatte, kann ich ganz gut abschätzen, ob es Spaß oder Ernst ist."

Bei Hertha ist die Methode Meyer erfolgreich: Seine Mission, der Klassenerhalt, erfüllt der damals 61-Jährige. Die Fans im Olympiastadion danken ihm mit Spruchbändern und minutenlangen Gesängen.

Hans Meyer (r.) mit Nando Rafael (l.) nach dem gesicherten Klassenerhalt 2004. Quelle: imago images/Bernd König
Hans Meyer herzt Nando Rafael nach Herthas geglücktem Klassenerhalt 2004. | Bild: imago images/Bernd König

Bei Gladbach weiterhin im Präsidium

Dennoch tritt Meyer ab. Bei seiner nächsten Station dem 1. FC Nürnberg gewinnt er in der Saison 2006/2007 sensationell den DFB-Pokal, ehe es ihn 2008 für eine knappe Saison noch einmal nach Gladbach zieht, wo er bis heute im Präsidium sitzt. Insgesamt ist es mittlerweile aber deutlich ruhiger geworden um den langjährigen Trainer.

Dass er den Fußball und die Bundesliga aber immer noch genauestens verfolgt und beobachtet, sieht man nicht nur an seinen regelmäßigen Besuchen in den Stadien. Zuletzt lobte er auch seinen Ex-Verein Union Berlin in den höchsten Tönen. "Sie haben bei Manager Oliver Ruhnert und Trainer Urs Fischer richtig ins Gold gegriffen. Wenn du so wenig Geld hast wie sie, dann brauchst du einen besonders guten Blick und ein glückliches Händchen bei Transfers. Das haben sie geschafft", sagte Meyer. Solche Transfers würden sich umso leichter umsetzen lassen, "wenn die Spieler sehen, dass sie in eine Mannschaft kommen, die organisiert ist, mit Herz spielt und körperlich topfit ist. Da hat sich eine Wechselwirkung eingestellt", so Meyer weiter.

Auch als Fußball-Rentner behält Meyer seinen analytischen Blick - und Struktur, Disziplin und klare Ansagen sind nach wie vor wichtig.

Sendung: rbb24, 02.11.22, 18 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Um es nochmal mit Ihren Worten zu sagen: getroffene Hunde bellen am lautesten. Dass Sie unter jedem Artikel ihren Anti-Hertha-Senf ablassen sagt mehr über Sie aus als über Hertha. ;)

  2. 14.

    Warum hat denn der " Supertrainer " Meyer, der er ohne Zweifel auch ist, bei HERTHA seinerzeit sang - und klanglos die Segel gestrichen ? Wahrscheinlich hat er schon damals mit analytischen Blick das Gras frühzeitig wachsen hören. Das zeigt auch, dass er etwas von seinem Handwerk versteht und nicht wie viele andere, die hier z.T. auch kommentieren, eine rosarote Brille benötigt, Aber es stimmt schon: Alles nur Kinderkram....auch die 380 Mio.

  3. 12.

    Egal ob Herthaner oder Unioner, euer Kinderkram nervt einfach nur. Es geht hier um den ehemaligen Supertrainer, welcher ein sympathischer und witziger Trainer ist, welcher bei anderen Vereinen als Hertha und Union größere Spuren hinterlassen hat. Das fängt schon in seinem ersten Verein in Jena an, wo er als Trainerlehrling sich schnell durchgesetzt hat. Und für uns Unioner gilt sowieso - ein Mal Unioner, immer Unioner. Nachträglich alles Gute zum Geburtstag Hans.

  4. 11.

    Schön, dass sie unter jedem Artikel gegen Hertha hetzen. Getroffene Hunde bellen am lautesten ;)

  5. 9.

    „Torwart Jörg Stiel sagte mal, ich wäre sein bester Trainer gewesen. Später erfuhr ich, dass er nur zwei hatte.“
    Gehen Sie davon aus, lieber Hans Meyer, dass ich Ihnen nicht nur zum Geburtstag alles Gute wünsche. :-)
    Eine Fülle von Bonmots und launigen Kommentaren aufgrund eines Humors, der mich schon oft bis hin zu Tränen hat lachen lassen gepaart mit seinem kühlen, analytischen Fußballsachverstand - diese Kombination hat mich schon vor vielen Jahren Hans Meyer fest in mein Herz schließen lassen.
    Für mich ist Meyer der Ironie-Meister der Bundesliga, der sich nie von Medien hat vereinnahmen lassen und somit zum Glück nicht zur Ulknudel verkam. Und dieser besondere Spleen wurde auch nur deshalb von nahezu allen Fans akzeptiert und gemocht, weil Meyer parallel dazu immer wieder gezeigt hat, welch guter Trainer und Fußball-Fachmann er war und noch immer ist. Gute Arbeit in Verbindung mit gutem Humor, diese Kombination ist für mich persönlich nahezu unschlagbar. Glückwunsch, Hans!

  6. 7.

    Nun, Mahmood, man muss es ja erst einmal schaffen aus einem tollen Lob an Union eine Beleidigung von Hertha zu machen. Das ist Ihnen aber grandios gelungen. Hans Meyer, den die Herthafans liebten und der bei Hertha augenscheinlich eine bessere Zeit hatte als bei Union, kann natürlich nichts dafür. Der ist nämlich ein ordentlicher Sportsmann.

  7. 6.

    So einen Mist wie den Ihren hab ich lange nicht gelesen. 1. Hertha muss man nicht Schreien, 2. Zwischen dem Engagements liegen rund 10 Jahre und Hertha war später, 3. sein Engagement bei Hertha war so erfolgreich, dass alle happy waren und 4. gehts hier einfach mal um Meyer und sein Lebenswerk, nicht um Union vs. Hertha.

  8. 5.

    Danke für diese Replik. Wir sollten im Forum echt mal den Umgang miteinander hinterfragen. Sportliche Rivalität erlaubt nicht alles. Daher auch mal eine Bitte an den rbb, es schadet nicht, regelmäßig auf eine Mäßigung hinzuwirken. Das wäre hilfreich.

  9. 4.

    Schöner Artikel-bei Ihnen leider dummes Hertha-Bashing. Hat der Artikel nicht verdient.

  10. 3.

    Eine gewaltige Backpfeife für HERTHA, wenn Meyer über Union sagt : ... und die Spieler sehen, dass sie in eine Mannschaft kommen, die organisiert ist, mit Herz spielt und körperlich topfit ist. Da würde ich als hochbezahlter Verantwortlicher bei HERTHA vor Scham in den Stadionboden versinken. Vorher würde ich mich aber nochmal mit der Philosphie und Strategie des Vereins beschäftigen!

  11. 2.

    Schöner Artikel, Glückwunsch an Herrn Meyer. Auszug aus der PK nach dem DFB-Pokalhalbfinale 2001 mit Gladbach bei Union sinngemäß: "Wenn sie noch ein wenig beim DFB intervenieren, kriegen sie es vielleicht hin, auch noch das Finale in der Alten Försterei austragen zu dürfen.". Wohl ein kleiner Seitenhieb auf den damaligen Amateurstatus, verbunden mit dem Heimspielabo.

  12. 1.

    Hans Mayer schlägt die satirische Klinge noch immer Spuren hinterlassend, jedoch ohne zu verletzen. Das ist wichtig in diesem Metier. Das macht ihn so menschlich.

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