Spieler, Trainer, Schiedsrichter - Diese Berliner und Brandenburger haben Spuren in der WM-Geschichte hinterlassen

Sa 26.11.22 | 18:00 Uhr | Von Fabian Friedmann, Lisa Surkamp-Erler und Lukas Witte
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Thomas Häßler beim WM-Finale 1990 gegen Argentinien (imago images/Lacy Perenyi)
Bild: imago images/Lacy Perenyi

Während in Katar die Fußball-Stars versuchen, sich in die Geschichtsbücher zu spielen, haben es diese fünf Berliner und Brandenburger schon geschafft. Manche als Gewinner, andere als Verlierer. Von Fabian Friedmann, Lisa Surkamp-Erler und Lukas Witte

Sepp Herberger

Der spätere Weltmeister-Trainer Josef "Sepp" Herberger wurde zwar in Mannheim geboren, doch Mitte der 1920er Jahre zog es den damals 29-Jährigen nach Berlin, um dort sein Sportstudium zu beginnen.

Fortan spielte er für Tennis Borussia am Eichkamp, obwohl auch Hertha BSC um die Dienste Herbergers buhlte. Die Borussen wollten mit Hilfe Herbergers dem Dauerrivalen Hertha BSC die Stirn bieten, doch Hertha erwies sich als zu stark, gewann auch schließlich die Deutsche Meisterschaft im Jahr 1930, das Jahr in dem Sepp Herberger seine aktive Karriere beendete und Trainer von Tennis Borussia wurde. Eine Gedenktafel im Mommsenstadion erinnert noch heute an den TeBe-Spieler und -Trainer Herberger.

Bundestrainer Sepp Herberger wird auf Schultern getragen (Quelle: imago images/WEREK)
Bundestrainer Sepp-Herberger wird auf den Schultern getragen | Bild: imago images/WEREK

1932 schaffte Herberger das, was ihm als Spieler immer verwehrt geblieben war: Er gewann mit TeBe die Berliner Stadtmeisterschaft in den Endspielen gegen Minerva 93 Berlin, die zuvor überraschend Hertha BSC ausgeschaltet hatten.

Im Sommer des gleichen Jahres verließ er Berlin und wurde Verbandstrainer des Westdeutschen Spiel-Verbands, bis er schließlich zum Co-Trainer der Nationalmannschaft unter seinem ehemaligen Ziehvater Otto Nerz wurde, den er nach einem kurzen Machtkampf 1936 als "Reichstrainer" beerbte.

Seine erste Weltmeisterschaft 1938 verlief enttäuschend. In Paris schied sein Team in der ersten Runde gegen die Schweiz durch ein 2:4 aus.

Nach dem Krieg wurde Sepp Herberger mit dem Aufbau der Nationalmannschaft betraut und damit der erste Bundestrainer West-Deutschlands. Daneben übernahm er kurzfristig bei mehreren Vereinen das Training, darunter Eintracht Frankfurt, VfR Mannheim, Stuttgarter Kickers und vor allem beim 1. FC Kaiserslautern. Unter Führung seines Lieblingsschülers vom FCK, Fritz Walter, wurde Deutschland 1954 völlig überraschend Weltmeister. Bis 1964 blieb Herberger Bundestrainer.

Thomas Häßler

Ohne ihn wäre Deutschland 1990 nicht Weltmeister geworden. Thomas Häßler begann mit dem Fußballspielen bei Meteor 06, ehe er über die Station Reinickendorfer Füchse zum 1.FC Köln wechselte und dort zum Bundesliga- und Nationalspieler reifte. Sein wichtigstes Tor erzielte "Icke" Häßler am 15. November 1989. Gegen Wales stand es bis kurz nach der Halbzeitpause 1:1, bis Pierre Littbarski von links flankte, der walisische Verteidiger Andy Melville den Ball zu Häßler verlängerte, der per Direktabnahme das viel bejubelte 2:1 für Deutschland erzielte.

Thomas Häßler am Ball im WM-Finale 1990. / imago images/Laci Perenyi
Thomas Häßler im WM-Finale 1990 | Bild: imago images/Laci Perenyi

Nach dem Schlusspfiff fiel der Druck von der gesamten Mannschaft ab und Häßler, der Held des Tages, prophezeite noch im Mannschaftsbus: "So ein wichtiges Tor werde ich in meiner Laufbahn kaum noch schießen." Das WM-Finale von Rom erlebte der damals 24-Jährige in der Startelf und er war einer der Berliner, die sich kurze Zeit später Fußballweltmeister nennen durften.

Nach dem WM-Triumph spielte Häßler für AS Rom, Karlsruher SC, Borussia Dortmund, 1860 München und Austria Salzburg. Nach seiner aktiven Karriere kehrte er nach Berlin zurück und arbeitete als Trainer für den Club Italia und seit 2019 beim BFC Preußen.

Im August 2022 wurde bekannt, dass Häßler an einer bis dahin ungeklärten Erkrankung leide, die mit Nackenschmerzen, Tinnitus und Gedächtnisverlust einhergehe. Seine Aktivität als Trainer musste er daraufhin bis auf Weiteres einstellen.

Erich Hamann

Erich Hamann machte sich vor allem in der DDR-Oberliga einen Namen, wo er für den FC Vorwärts in Berlin und später in Frankfurt (Oder) auf fast 175 Einsätze kam. Das Trikot der DDR-Nationalmannschaft durfte der Abwehrspieler hingegen nur dreimal tragen - und trotzdem hatte er großen Anteil an einem Stück deutsch-deutscher Sportgeschichte bei einer Weltmeisterschaft.

Jürgen Sparwasser (li.) und Erich Hamann (Quelle: imago/Kicker/Eissner)
Torschütze Jürgen Sparwasser (links) und Vorlagengeber Erich Hamann nach dem Sieg der DDR-Auswahl gegen die BRD | Bild: imago/Kicker/Eissner

1974 traf er mit der DDR-Auswahl in der Gruppenphase in Hamburg auf die Nachbarn aus der Bundesrepublik. Es war das einzige jemals ausgetragene A-Länderspiel zwischen der DFB-Elf und dem Team der DDR, das sich erstmals für eine WM qualifiziert hatte.

In der 78. Minute spielte der zuvor eingewechselte Hamann den entscheidenden Pass auf Jürgen Sparwasser, der den berühmten 1:0-Siegtreffer für den Außenseiter erzielte. "50 Prozent des Tores gehören Erich Hamann", sagte der Siegtorschütze später über die Hereingabe seines Mitspielers. Die DDR ging als Gruppenerster in die zweite WM-Runde, wo sie dann allerdings keinen Sieg mehr holen konnte und ausschied.

Nach seiner Fußballer-Karriere war Hamann als Trainer bei verschiedenen Teams in Brandenburg tätig und kam tatsächlich noch einmal zu einem internationalen Auftritt. Im Jahr 2011 übernahm er das Amt als Coach der U21-Nationalmannschaft von Vietnam, welches er aber bereits nach einem Jahr ohne nennenswerte Erfolge wieder aufgab.

Erich "Ete" Beer

Der langjährige Herthaner Erich "Ete" Beer dürfte sein letztes Länderspiel für die DFB-Auswahl in sehr schlechter Erinnerung behalten haben. Denn dieses sollte als "Schmach von Cordoba" in die deutsche Fußball-Geschichte eingehen.

Erich Beer im Zweikampf mit dem Österreicher Robert Sara bei der WM 1978 in Argentinien (imago images/Pressefoto Baumann
Erich Beer im Zweikampf mit dem Österreicher Robert Sara bei der "Schmach von Cordoba" | Bild: imago images/Pressefoto Baumann

In der letzten Begegnung der Zwischenrunde der WM 1978 in Argentinien verlor Beer mit der DFB-Elf mit 2:3 gegen Österreich und verpasste somit den Einzug in die Finalrunde. Dabei waren die Österreicher bereits vor der Partie sicher ausgeschieden und hatten seit 47 Jahren nicht mehr in einem offiziellen Länderspiel gegen Deutschland gewonnen.

Dem amtierenden Weltmeister hätte ein Unentschieden gereicht, um zumindest das Spiel um Platz drei zu erreichen, doch in der 87. Minute ließ der österreichische Stürmer Hans Krankl die deutschen Träume mit seinem 3:2-Siegtreffer zerplatzen.

Was in Deutschland als Schmach in die Geschichte einging, wurde bei den Nachbarn im Süden als größter Sieg aller Zeiten gefeiert. "Ete" Beer beendete seine Nationalmannschafts-Karriere daraufhin nach seiner ersten und einzigen WM-Teilnahme und insgesamt 24 Länderspielen.

Siegfried Kirschen

Auch der Lehrer und Psychologe Siegfried Kirschen aus Frankfurt (Oder) hinterließ seine Spuren bei Fußball-Weltmeisterschaften - allerdings in anderer Funktion. Als Schiedsrichter des Fußballverbands der DDR war er bei den WM-Endrunden 1986 in Mexiko und 1990 Italien dabei. Kirschen leitete insgesamt vier Partien, zudem kam er fünf Mal als Linienrichter zum Einsatz. Damit war er bei mehr WM-Spielen im Einsatz als jeder andere deutsche Schiedsrichter.

Schiedsrichter Siegfried Kirschen bei der WM 1990 (imago images/WEREK)
Schiedsrichter Siegfried Kirschen bei der WM 1990 in Italien | Bild: imago images/WEREK

Nach seiner Karriere als Unparteiischer wurde er 1990 zum Gründungspräsidenten des Fußball-Landesverband Brandenburg gewählt und übte dieses Amt insgesamt 28 Jahre aus, bevor er vom heutigen Präsidenten Jens Kaden abgelöst wurde. Außerdem war er Schiedsrichter-Coach in der Bundesliga und internationaler Schiedsrichterbeobachter.

Sendung: rbb UM6, 26.11.2022, 18 Uhr

Beitrag von Fabian Friedmann, Lisa Surkamp-Erler und Lukas Witte

5 Kommentare

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  1. 5.

    Was nicht so viele wissen: Guido Buchwald, Weltmeister 1990, wurde in Berlin geboren.

  2. 4.

    Sehr richtig; und es fehlen in dieser Kategorie; Horst Szymaniak (Tasmania), Karl-Heinz Schnellinger (TeBe) und Marvin Plattenhardt (Hertha), wobei die Erstgenannten ihre Nationalmannschaftskarriere schon vor ihren Engagements in Berlin beendet hatten.

  3. 3.

    Hmm, mir fehlen auch noch Jerome Boateng, Weltmeister 2014, und Christian Ziege, Vizeweltmeister 2002.
    Wenn es auch um verdiente Berliner Vereinsspieler geht, dann muss auch Arne Friedrich genannt werden.

  4. 2.

    Sorry, da habe ich das "Icke " verwechselt. Natürlich gehört es zu Hässler. Im Gegensatz zu etlichen Genannten ist "Litti"gebürtiger Berliner.

  5. 1.

    @-rbb24
    Mich würde interessieren, weshalb Pierre "Icke" Littbarski, immerhin Weltmeister 1990, nicht erwähnt wurde. Er ist sogar gebürtiger Berliner und wuchs bei Hertha Zehlendorf auf.

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