Union nach Remis bei Ajax - Das neue Selbstverständnis

Fr 17.02.23 | 08:51 Uhr | Von Till Oppermann
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Unions Spieler nach dem Remis in Amsterdam. Quelle: imago images/Revierfoto
Audio: rbb24 Inforadio | 17.02.2023 | Guido Ringel | Bild: imago images/Revierfoto

Der 1. FC Union spielte in Amsterdam eines der größten Spiele seiner Vereinsgeschichte. Die Eisernen müssen sich selbst vor den bekanntesten Gegnern nicht fürchten. Das sagen die Spieler klarer als die Fans und der Trainer. Von Till Oppermann

Wer Union Berlin 2005 in der Oberliga gegen Eberswalde gesehen hat, müsste sich seit Jahren im falschen Film fühlen. Aber die Auslosung der Europa League hat es ergeben: Die Köpenicker durften auswärts in Amsterdam spielen. Entsprechend ungläubig reagierten die 2.700 Gästefans darauf, dass die Eisernen von Beginn an das Spiel machten. Nur einer ahnte es, Trainer Urs Fischer. Der Schweizer wusste schon vor dem Match, dass Union in diesem Spiel aktiv werden muss: "Ich glaube nicht, dass 25 Prozent Ballbesitz reichen werden," sagte er. Und fügte an: "Ich glaube, dass wir uns zutrauen müssen, unter Druck Lösungen mit dem Ball zu finden."

Kein Tor erzielt

Zugegeben, nach einer Druckphase in den ersten zehn Minuten zogen sich die Unioner zurück. Dann spielte erstmal Ajax, doch zu Torchancen kamen die Niederländer nicht. Das sollte das gesamte Spiel so bleiben: Nach 90 Minuten stand der Rekordmeister bei null Torschüssen. "Das hat die Mannschaft toll gemacht", man habe nichts zugelassen, lobte Fischer. Und doch war er nicht zufrieden. Seine Mannschaft hätte ein Tor erzielen müssen, fügte der Schweizer an. Und das meinte nicht nur er: "Wir hatten unsere Chancen, ich glaube wir hatten vier und sie höchstens eine", haderte Innenverteidiger Danilho Doekhi. Union habe das Mittelfeld dominiert. Am Ende reichten den Eisernen 34 Prozent Ballbesitz, um das Spiel zu bestimmen.

Union spielt in der Gegenwart

Trotz der 66 Prozent Ballbesitz für Ajax, waren die Verteidiger der Gastgeber deutlich mehr gefordert. 39 Mal versuchten sie den Ball zu klären, Union setzte nur 27 Mal zum Befreiungsschlag an. Weil die zweiten Bälle in der Zentrale mit der Körperlichkeit des Mittelfeldduos Aissa Laidouni und Morten Thorsby in der Regel von Union gewonnen wurden. Auch ohne eine hohe Prozentzahl in Ballbesitz erspielten sich die Eisernen die Feldüberlegenheit. In einem der größten Spiele der Vereinsgeschichte gegen einen der erfolgreichsten Vereine Europas war Union das bessere Team. Ajax ist ein Mythos, einer der bekanntesten Vereine der Welt, aber Fußballspiele finden in der Gegenwart statt und derzeit ist der 1. FC Union eine der stärksten Mannschaften der Bundesliga.

Gute Leistungen sind selbstverständlich geworden

Nur deswegen konnte Union mit Josip Juranovic im Winter einen der besten Rechtsverteidiger der vergangenen Weltmeisterschaft verpflichten. Kein Wunder, dass gerade er sich nach dem Spiel gegen Ajax über das Unentschieden ärgerte und sagte: "Wir können gegen jeden bestehen." Als Beispiel fügte er den 2:1-Auswärtssieg in Leipzig an. Im Topspiel der Bundesliga erspielte sich der 1. FC Union wichtige Punkte im Kampf um die Champions League. Für Juranovic ist das wohl selbstverständlich, immerhin gewann er bei jeder seiner Profistationen die Meisterschaft. Sein Coach Fischer und alle anderen Vereinsoffiziellen von Union werden zwar nicht müde zu betonen, wie besonders die Bundesligazugehörigkeit für Union sei. Aber wer in diesem Frühjahr wirklich wissen will, wo Union steht, muss den Spielern zuhören.

Neuzugänge bringen Selbstvertrauen

"Wir haben das Selbstbewusstsein", meint Juranovic. Und in diesem Selbstbewusstsein ist ein 0:0 bei Ajax Amsterdam nichts, was die Mannschaft zufrieden stellen könnte. Nach und nach verpflichtet Manager Oliver Ruhnert Spieler, die schon auf höchstem Niveau gezeigt haben, dass sie mithalten können. Sie bringen einen neuen Spirit an die Alte Försterei. Nur das Beste ist gut genug und nichts ist unvorstellbar. Auch kein Sieg bei Ajax Amsterdam. Weil es den nicht gab, wird das Rückspiel zum Endspiel und das wäre nicht nötig gewesen.

Nicht effizient genug

Nicht umsonst betonte Fischer im Vorfeld: "Am Schluss geht es darum, effizient zu sein." Genau das gelang Union nicht. Morten Thorsby hatte die besten Chancen der Hauptstädter, aber scheiterte einmal mit einem Flugball aus der Nahdistanz und ein anderes Mal am VAR. Das vermeintliche 1:0 wurde nach einem Handspiel zurückgepfiffen. Wenn Union im Rückspiel in einer Woche etwas besser machen kann, dann nur die Sachen, die schon gut waren: Zweikämpfe gewinnen, Abschlüsse erspielen. Sollte die Defensive um Doekhi, Robin Knoche und Diogo Leite genauso gut stehen wie in Amsterdam, muss man sich zumindest über Ajax' Offensivspiel keine Sorgen machen. Und genau das ist der Film, den die Fischer-Elf aktuell Woche für Woche dreht.

Sendung: rbb24, 17.02.23, 16 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

24 Kommentare

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  1. 24.

    Deshalb ist es ja auch schön, dass Köpenick auch einen Ballsportverein hat.

  2. 23.

    Der sportliche Erfolg gibt Union Berlin bei der Wahl der Mittel dafür recht.
    Dass neutrale Beobachter von dem einen oder anderen Match nicht gerade vom Hocker gerissen werden, ist verständlich. Ebenso, dass man in Zeiten des großen Erfolgs unter verstärkter Beobachtung steht.
    Mit Kritik sollte man leben können - und nein, nicht jeder, der sich traut, etwas an Union Berlin zu kritisieren, ist Hertha-Fan und tut das aus reiner Antipathie gegen den Stadtrivalen.
    Die Kommentare von "Rotwieblut" finde ich gut, mit Humor und den Tatsachen ins Auge schauend. Und diese besagen derzeit vor allem, dass Union eine wahnsinnig und nicht für möglich gehaltene Phase des sportlichen Erfolgs feiert. Einfach genießen! :-)

  3. 22.

    Oberförstermimimi.
    Nicht auszuhalten.
    Berlin hat als Bundesland diverse Vereine und damit muss man als Unioner umgehen.

  4. 21.

    Eusebio hat ja vielleicht nicht ganz unrecht, wenn man z. B. Unions Offensive mit dem vergleicht, was Leverkusen drei Stunden später abgeliefert hat. Aber es gibt eben nur ganz wenige offfensive Spieler, die gegen den Ball schon so gut arbeiten wie die Unioner UND in Ballbesitz mit feiner Technik brillieren. Und die spielen in anderen Gehaltsklassen und Vereinen. Union spielt für das Geld, was sie ausgeben, sogar ziemlich attraktiv. Wer etwas schöneres sehen will, muss sich die Bayern angucken, aber da ist dann eben das Herz nicht dabei.

  5. 19.

    Im übrigen, UNION hat schon immer Rumpelfußball gespielt, darum macht es ja soviel Spaß, das die Rumpelfußballer Spiele gewinnen.
    EISERN

  6. 18.

    Wie sagen die Alten UNIONER: EIN FANTASTISCHES FUSSBALLFEST. Das war schon immer so. Auch gegen Motor Eberswalde
    EISERN

  7. 17.

    Die Rücknahme des Tores war völlig korrekt. Wenn der Torschütze den Ball unmittelbar zuvor an der Hand oder am Arm hat, ist das Tor abzuerkennen. Unabhängig, ob klar ersichtlich oder erst durch VAR!!!

  8. 16.

    Ich kann zu Hundertprozent sagen,dann lassen sie es,sich Union anzusehen.Dann brauchen sie es hier auch nicht zu kommentieren. Kuscheln sie einfach weiter in ihrer blau weißen Bettwäsche.Auf Wiedersehen.Ich kann nur sagen: Gut gemacht Jungs,geiles Spiel.

  9. 15.

    Also ich fand das Spiel gestern ausgesprochen dröge. Habe so etwas gruseliges lange nicht gesehen, egal welche Liga. Aber ja, der Zweck heiligt die Mittel. Wer da zuschaut ist doch selbst "schuld".

  10. 14.

    Diese Leier kommt nur von Neidern.
    Welcher Verein in der Bundesliga spielt denn "schönen" Fussball? Was soll das sein? Auch bei Union gibt es 1-Touch-Pässe und Kombinationen, schnelle Sprints, gute Flanken und vor allem eine solide Abwehr - das als Team. Wer das nicht kapiert, der kann bei Hertha bleiben.

  11. 12.

    Es gibt beim Fußball keine B- Note fürs schöne Spiel. Entscheidend ist der Erfolg am Ende eines Spiels oder der Saison. Über die Art und Weise wie der zustande kommt, kann man durchaus geteilter Meinung sein. Letztendlich zählt aber nur der reine Erfolg.

  12. 11.

    Guten Tag, ich verstehe die Aufregung hier im Forum nicht. Eusebio hat doch ,ganz richtig, nur angemerkt, das Union keinen attraktiven Fußball spielt. Das kann ich hundertprozentig unterstreichen. Das Spiel gestern war wieder mal unterirdisch. Lasst doch jedem seine Meinung.

  13. 10.

    Ach Du große Güte nee - Haben Sie auf dieser Seite mehr Berichte über UNION gefunden als vom BCC? Kann sein und woran das wohl liegt.

    Neid muss man sich eben hart erarbeiten - Mitleid bekommen auch Sie gern umsonst.

  14. 9.

    Das war so ein Spiel,was man am Ende noch verliert,weil man seine Chancen nicht nutzt. Union hat aber nicht verloren,also alles gut.
    In einer Woche findet ein echtes KO-Spiel ohne Rechnerei dank entsorgter Auswärtstorregel in der Alten Försterei gegen Ajax Amsterdam statt. Was will man mehr?

    Die Rücknahme des Tors war lächerlich. Es ist kein klares Handspiel zu erkennen. Und das entscheidet irgendeiner außerhalb des Stadions. Der anwesende Schiedsrichter hätte es sich selbst ansehen müssen.

  15. 8.

    Union spielt das was sie mit ihren wenig finanziellen Mitteln können. Da gibt es einen anderen Verein in Berlin, der schon über Jahre Unsummen für neue Spieler investiert, Ergebnis ist bekannt.

  16. 7.

    Nanu, ein Hertha-Fan? Klar hat man da andere Vorstellungen vom Fußball. Abstiegskampf ist das einzig Wahre! Bloß nicht konstant gute Leistungen zeigen! Und wer in der Tabelle oben mitspielt ist eh blöd!

    Im ernstdas war gestern eine super Leistung der Unioner. Schade, dass das Tor nicht gegeben werden konnte, verdient wäre es allemal gewesen.

  17. 6.

    Ich finde es war ein gutes Spiel, es war nicht irgend ein Gegner sondern Ajax Amsterdam eine hochkarätige Mannschaft in Europa

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