Euroleague-Heimspiel - Alba verliert trotz überzeugenden Auftritts gegen Real Madrid

Di 19.03.24 | 22:10 Uhr
Alba Berlin am 19.03.2024 im Heimspiel gegen Real Madrid (Bild: imago images/Eibner)
Audio: rbb24 Inforadio | 20.03.2024 | Nikolaus Hillmann | Bild: imago images/Eibner

Alba Berlin hat seinen zarten Aufwärtstrend auch in der Euroleague bestätigt, auch wenn es am Dienstagabend in Berlin gegen den Favoriten Real Madrid am Ende nicht reichte. Mit 86:79 gewann der Tabellenerste Real das Spiel gegen den Tabellenletzten Alba, doch erst in den letzten Minuten zeichnete sich das ab.

Zuvor hielten die Berliner überraschend gut mit, es war einer der stärksten Auftritte der bisherigen Saison der europäischen Eliteliga. Am auffälligsten war bei Alba Matt Thomas mit 16 Punkten, Louis Olinde (11 Punkte, fünf Steals) scheint nach seiner langen Verletzung endgültig wieder bei seinen Möglichkeiten angelangt zu sein. Auch Thiemann (14) und Hermannsson (13) überzeugten besonders. Beim Titelverteidiger Real punktete Mario Hezonja mit 22 Zählern am besten.

Guter Start für die Berliner

Die Berliner starteten vor mehr als 11.400 Fans gut in die Partie, sie trafen aus der Distanz, beherrschten die kleinen Dinge, überdrehten dabei aber nicht. Bald führten sie mit 17:7. Im zweiten Viertel erhöhte Real dann den Ruhepuls etwas, wie zu erwarten war. Gerade in der Verteidigung entnervten die Gäste ihre Gegner, rund vier Minuten lang gelangen den Berlinern nur zwei Punkte.

Alba brach trotzdem nicht ein, sondern hielt den Druck weiter hoch, auch noch im dritten Viertel. Highlight: Khalifa Koumadje schraubte seine 2,23 Meter in die Luft, schnappte sich dort den ihm servierten Ball und prügelte ihn über den eigentlich recht einschüchternden Vincent Poirier (2,13 Meter) durch den Ring. Ein Dunk, der in diversen Saisonrückblicken seine Würdigung finden dürfte. "Ich war aufgedreht", fasste Koumadje später seine Gemütslage zusammen.

Alba bleibt bis zwei Minuten vor Schluss dran

Louis Olinde verkürzte im vierten Viertel mit seinem dritten erfolgreichen von fünf Dreier-Versuchen auf 60:61. Aber Real konterte das mit Körperlichkeit und eingespielten Laufwegen - ohne dabei zu überzeugen. Für den Favoriten war die Angelegenheit an einem Tag unter der Woche Mitte März fernab der spanischen Hauptstadt, noch dazu gegen ein Kellerteam, ein typisches Spiel der Kategorie "Man springt nur so hoch, wie man muss". Alba aber gab nicht auf.

Sterling Brown ließ seinen Verteidiger an der linken Dreierlinie mit einer Täuschung aussteigen, zog spektakulär in die Zone, tauchte unter dem Korb hindurch und legte den Ball von rechts rein - es war die vielleicht schönste Aktion dieses Spiels. Kurz darauf traf Martin Hermannsson einen Dreier zum Ausgleich - sechs Minuten vor dem Ende stand es 67:67.

Dann aber zeigte Real, warum sein Kader das Zigfache der Gehälter der Berliner verdient. Spitzenteams sind in der Lage, in der "Crunch Time" nochmal einen Gang höher zu schalten und trotz des Drucks Abend für Abend ruhig zu bleiben. Das sah dann nicht sonderlich überwältigend aus, aber es reichte. Verantwortlich dafür war wie so oft der zierliche Facundo Campazzo - der Argentinier hechtete durch Lücken, die für die üblichen Riesen viel zu schmal gewesen wären, er traf seine Freiwürfe und er brachte den Ball mit stoischer Beharrlichkeit immer dorthin, wo es gerade am meisten Sinn ergab. Er nahm, was die Verteidigung ihm gab, in der Schlussphase jedes Mal. Es half auch, dass er bei tatsächlich oder vermeintlich erlittenen Fouls schmerzverzerrte Gesichtsausdrücke in der Regel exzellent beherrscht.

Johannes Thiemann in einem Spiel für Alba Berlin (Archiv). Quelle: imago images/Nordphoto
Irgendwann ist es eben nicht mehr Pech, sondern eine Frage der Qualität: Johannes Thiemann war nach der 25. Niederlage bedient - Favorit hin oder her. | Bild: imago images/Nordphoto

Verkettung ungünstiger Umstände

Der dauerwetzende Blitzschütze Matt Thomas brachte Alba mit einem weiteren Dreier nochmal auf 73:75 heran, die Halle war drei Minuten vor Schluss plötzlich wieder angefacht. Johannes Thiemann punktete nach einem herausragenden Fake gegen seinen Gegenspieler Poirier.

Doch dann foulte er fernab jeder gefährlichen Zone, und das brachte Real wertvolle Freiwürfe. 81:77. Danach vergab er einen offenen Wurf aus der Mitteldistanz, eigentlich nimmt er die gerne. Albas wertvollstem Profi war kein Vorwurf zu machen, er hatte ein starkes Spiel gemacht, aber eine Minute vor dem Ende war die Sache erledigt. "Am Ende haben wir die ganze Saison viele solcher Situationen, ich weiß nicht ob es Pech ist", sagte der hörbar angefressene Thiemann später bei "Magentasport". Gut gespielt, das sage man leider immer. Es wurde die 25. Niederlage im 30. Spiel.

Dazu passte, dass Reals Yabusele von Alba als Schlusspointe einen Offensivrebound geschenkt bekam und fahrlässig leicht punkten durfte. Der Ball sprang ihm von einem gegnerischen Fuß in die Hände. Auf dem hausgroßen Anzeigewürfel an der Hallendecke prangten bald die leuchtenden Ziffern 79:86 und dabei blieb es dann auch.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.03.2024, 07:20 Uhr

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