Bauern und Bäume - Anhaltende Trockenheit macht Südbrandenburg zu schaffen
Südbrandenburgs Landwirte leiden unter der anhaltenden Trockenheit. Seit mehr als einer Woche ist kein Tropfen Regen gefallen. Dazu kommt der Wind. Und das Niederschlagsdefizit der vergangenen Jahre. Die Saat wird unterdessen dennoch ausgebracht. Von Iris Wussmann
Wer in diesen Tagen über Land fährt, sieht Traktoren, die eine riesige Staubwolke hinter sich herziehen. Es ist viel zu trocken und kein Regen in Sicht. Schon fürchten Bauern und Forstleute, dass 2020 das dritte Dürrejahr in Folge wird.
Trockenste Ecke in Deutschland
Dienstag im Elbe-Elster-Kreis: Der Wind pfeift über den Acker und wirbelt den trockenen Boden auf. Traktorist Kevin Mussmann ist hier beim Maislegen. Aus seiner Sicht ist es deprimierend in diesen Tagen. "Zum Keimen wird's reichen, aber danach wird er wahrscheinlich vertrocknen, wenn kein Regen kommt." Die Situation nehme ihm die Motivation, sagt er. "Man arbeitet das ganze Jahr dafür, und dann vertrocknet alles, die ganze Arbeit geht kaputt."
Das letzte mal richtig geregnet hat es laut seinem Chef Dorsten Höhne von der Züllsdorfer Agrargenossenschaft im Februar. Davon ist inzwischen nichts mehr zu sehen. "Da können sie zwei Spatenstich tief machen, da werden sie noch nichts finden", sagt Höhne.
Der Elbe-Elster-Kreis sei laut Höhne erwiesenermaßen die trockenste Ecke von ganz Deutschland. Auf diesen Rekord hätte er gern verzichtet. Sie bauen zwar schon viel Roggen an, der einigermaßen anpruchslos ist, aber "es gibt noch keine Kulturart, die mit so wenig Wasser auskommt, wie es momentan ist", so Höhne.. Selbst Hirse würde das nicht packen. "Wenn nichts wächst, kann man nichts ernten. Und wenn man nichts erntet, kann man nichts füttern."
Wind verstärkt das Problem
Dass Südbrandenburgs Landwirte unter der anhaltenden Trockenheit leiden, ist die eine Sache. Verstärkt werde das Problem durch den Wind, sagt die Sprecherin des Südbrandenburger Bauernverbandes, Borjana Dinewa-Zelt.
"Wenn man sich die Situation konkreter anschaut, dann herrscht ab einer Tiefe von circa 50 bis 70 Zentimeter absolute Trockenheit im Boden." Die Pflanzen seien nun vollständig auf Wasser von oben angewiesen. "Wenn das auf Dauer fehlt, dann haben wir ein Problem."
Schon in den vergangenen beiden Jahren hatten die Bauern mit einer Dürre zu kämpfen. Das Niederschlagsdefizit ist noch nicht aufgeholt.
"Der Wald ist am Limit"
Knochentrocken ist es auch in den Wäldern. Die Bäume sind gestresst, sagt Michael Kopka, der beim Landesbetrieb Forst für den Waldschutz zuständig ist. "Der Wald ist am Limit. Die Bäume kommen nicht mehr zur Ruhe", sagt er. Es seien ideale Bedingungen für Schadinsekten, die sich jetzt "wieder massig vermehren können".
Jetzt, Ende April, fliegt der Borkenkäfer aus und sucht neue Opfer. Das befallene Holz muss samt Larven schleunigst aus dem Wald. Allerdings gibt es kaum Technik und keine Abnehmer, denn der Markt ist gesättigt. "Im vergangenen Jahr sind in Brandenburg 1,4 Millionen Festmeter Schadholz entstanden", berichtet Kopka. "In diesem Jahr kann es nach Schätzungen sogar die 3-Millionen-Grenze erreichen. Das sind Mengen, die kann man sich einfach nicht vorstellen."
Natürlich wird wieder aufgeforstet. In diesem Jahr sind tausende junge Eichen gepflanzt worden. Aber wenn es nicht bald regnet, haben sie keine Chance, jemals zu stattlichen Bäumen zu werden.