Bauern und Bäume - Anhaltende Trockenheit macht Südbrandenburg zu schaffen

Di 21.04.20 | 18:39 Uhr
  3
Ein landwirt legt Mais bei Herzberg, dadurch steigt eine große Staubwolke über dme Feld auf (Foto: rbb/Wussmann)
Audio: Antenne Brandenburg | 21.04.2020 | Bild: rbb/Wussmann

Südbrandenburgs Landwirte leiden unter der anhaltenden Trockenheit. Seit mehr als einer Woche ist kein Tropfen Regen gefallen. Dazu kommt der Wind. Und das Niederschlagsdefizit der vergangenen Jahre. Die Saat wird unterdessen dennoch ausgebracht. Von Iris Wussmann

Wer in diesen Tagen über Land fährt, sieht Traktoren, die eine riesige Staubwolke hinter sich herziehen. Es ist viel zu trocken und kein Regen in Sicht. Schon fürchten Bauern und Forstleute, dass 2020 das dritte Dürrejahr in Folge wird.

Ein landwirt legt bei Herzberg Mais, es entsteht eine große Staubwolke auf dem Feld (Foto: rbb/Wussmann)
| Bild: rbb/Wussmann

Trockenste Ecke in Deutschland

Dienstag im Elbe-Elster-Kreis: Der Wind pfeift über den Acker und wirbelt den trockenen Boden auf. Traktorist Kevin Mussmann ist hier beim Maislegen. Aus seiner Sicht ist es deprimierend in diesen Tagen. "Zum Keimen wird's reichen, aber danach wird er wahrscheinlich vertrocknen, wenn kein Regen kommt." Die Situation nehme ihm die Motivation, sagt er. "Man arbeitet das ganze Jahr dafür, und dann vertrocknet alles, die ganze Arbeit geht kaputt."

Das letzte mal richtig geregnet hat es laut seinem Chef Dorsten Höhne von der Züllsdorfer Agrargenossenschaft im Februar. Davon ist inzwischen nichts mehr zu sehen. "Da können sie zwei Spatenstich tief machen, da werden sie noch nichts finden", sagt Höhne.

Der Elbe-Elster-Kreis sei laut Höhne erwiesenermaßen die trockenste Ecke von ganz Deutschland. Auf diesen Rekord hätte er gern verzichtet. Sie bauen zwar schon viel Roggen an, der einigermaßen anpruchslos ist, aber "es gibt noch keine Kulturart, die mit so wenig Wasser auskommt, wie es momentan ist", so Höhne.. Selbst Hirse würde das nicht packen. "Wenn nichts wächst, kann man nichts ernten. Und wenn man nichts erntet, kann man nichts füttern."

Wind verstärkt das Problem

Dass Südbrandenburgs Landwirte unter der anhaltenden Trockenheit leiden, ist die eine Sache. Verstärkt werde das Problem durch den Wind, sagt die Sprecherin des Südbrandenburger Bauernverbandes, Borjana Dinewa-Zelt.

"Wenn man sich die Situation konkreter anschaut, dann herrscht ab einer Tiefe von circa 50 bis 70 Zentimeter absolute Trockenheit im Boden." Die Pflanzen seien nun vollständig auf Wasser von oben angewiesen. "Wenn das auf Dauer fehlt, dann haben wir ein Problem."
 
Schon in den vergangenen beiden Jahren hatten die Bauern mit einer Dürre zu kämpfen. Das Niederschlagsdefizit ist noch nicht aufgeholt.

Michael Kopka vom Landesbetrieb Forst (Foto: rbb/Wussmann)
Michael Kopka | Bild: rbb/Wussmann

"Der Wald ist am Limit"

Knochentrocken ist es auch in den Wäldern. Die Bäume sind gestresst, sagt Michael Kopka, der beim Landesbetrieb Forst für den Waldschutz zuständig ist. "Der Wald ist am Limit. Die Bäume kommen nicht mehr zur Ruhe", sagt er. Es seien ideale Bedingungen für Schadinsekten, die sich jetzt "wieder massig vermehren können".

Jetzt, Ende April, fliegt der Borkenkäfer aus und sucht neue Opfer. Das befallene Holz muss samt Larven schleunigst aus dem Wald. Allerdings gibt es kaum Technik und keine Abnehmer, denn der Markt ist gesättigt. "Im vergangenen Jahr sind in Brandenburg 1,4 Millionen Festmeter Schadholz entstanden", berichtet Kopka. "In diesem Jahr kann es nach Schätzungen sogar die 3-Millionen-Grenze erreichen. Das sind Mengen, die kann man sich einfach nicht vorstellen."

Natürlich wird wieder aufgeforstet. In diesem Jahr sind tausende junge Eichen gepflanzt worden. Aber wenn es nicht bald regnet, haben sie keine Chance, jemals zu stattlichen Bäumen zu werden.

3 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 2.

    Wer junge Eichen pflanzt muss je nach Bedarf nachwässern. Das weiss jeder Kleingärtner. Auf den Rasenflächen fährt ein Mähroboter rum. In der Wohnung reinigt ein Roboter den Fußboden. Es ist wirklich nicht möglich einen Gießroboter mit 1000-2000 L Inhalt auf eine Neuanpflanzungsfläche zu schicken ? So etwas gibt es nicht ? Na, dann mal ran.

  2. 1.

    In meiner Wetterapp wird jeder zaghafte Ansatz, eine leichte Wetterumstellung zu erkennen, bald darauf wieder pulverisiert. Sonne ohne Ende. Wieso macht der Regen so einen Bogen um Mitteleuropa?

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Studenten helfen bei der Beschneidung von Kirschblüten.
rbb / Brandenburg Aktuell

Studenten als Erntehelfer - Ernten statt studieren

Die Grenzen sind dicht, die Arbeiter auf dem Land fehlen. Eine Arbeitsvermittlung möchte freiwillige Helfer und Landwirte zusammenführen. Doch es kann nur eine kurzfristige Lösung sein.

Die asiatische Elefantenkuh Don Chung steht im Freigehege und wirft mit ihrem Rüssel Erde in die Luft (Quelle: dpa/Pleul)
dpa/Pleul

Tierpark in Cottbus - Eine Paartherapie für Elefanten

Seit acht Monaten leben die Elefantendamen Sundali und Don Chung gemeinsam im Cottbuser Tierpark. Doch noch immer verstehen sie sich nicht so gut, wie es die Pfleger gern hätten. Wie schafft man es, dass sich zwei Dickhäuter mögen? Von Florian Ludwig