B97-Sperrung - Verkehr in Schorbus hat sich durch Baustelle mehr als verdoppelt

Fr 12.08.22 | 19:18 Uhr
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Straße in Schorbus (Foto: rbb/Erler)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.08.2022 | Sascha Erler | Bild: rbb/Erler

Die B97 ist eine der Hauptverkehrsachsen der Lausitz - und ist seit Wochen dicht. Die offizielle Umleitungsstrecke ist knapp 40 Kilometer lang. Da suchen viele eine Abkürzung, auch wenn die nicht für so viel Verkehr ausgelegt ist. Und Schorbus ächzt. Von Sascha Erler

Es ist nicht so, als wäre Schorbus nicht ohnehin schon eine gern genutzte Abkürzung zwischen der Bundesstraße 169 und Spremberg (Spree-Neiße). 4.000 Fahrzeuge am Tag wurden laut Ortsvorsteher Frank Schätz offiziell gemessen - vor der Sperrung der Bundesstraße 97 Ende Mai. Dann ist Schorbus zur inoffiziellen Abkürzung geworden. "Seitdem die Umleitung eigentlich über die Bundesstraße gehen soll, haben wir einen Durchgangsverkehr von rund 10.000 Fahrzeugen", so der Ortsvorsteher.

Abbiegen erst nach sechs Minuten

Die Schorbuser brauchen weder Hahn noch Wecker. Früh ab halb fünf werden sie durch die Fahrzeugkolonne geweckt, die sich durch den Ort zieht. "Die feuern hier rum", berichtet eine Anwohnerin. "Ich selber habe letztens sechs Minuten gebraucht, um mein eigenes Grundstück überhaupt verlassen zu können." Um sie herum würden über zehn Kinder wohnen, die in die Schule müssen oder auf den Spielplatz wollen - "ist unmöglich", so die Anwohnerin.

Denn Fußwege gibt es nicht, die Straßen sind schmal und kurvig. Wenn der neunjährige Oskar die wenigen 100 Meter zum Spielplatz oder zur Jugendfeuerwehr laufen will, kommt seine Mutter Christin sicherheitshalber mit, "weil man nicht weiß, wie er reagiert, wenn ein Auto angerast kommt. Kinder schwenken doch mal leicht aus." Es sei "gruselig".

Das habe laut Oskar auch Auswirkungen auf die Arbeit bei der Feuerwehr. "Wenn wir bei der Feuerwehr die Ausbildung machen, kommen wir nicht mal an den Hydranten heran, weil er so nah an der Straße ist, dass wir selbst ihn nicht mehr aufbauen können."

Forderung nach Tempo 30

Langfristig müsste ein Fußweg her, das sei auch geplant, so Ortsvorsteher Schätz. "Aber wir in der Stadt Drebkau sind finanziell nicht auf Rosen gebettet und es gibt auch andere Projekte, die wichtig waren, wie der Hortneubau." Es gebe inzwischen aber bereits eine Kostenschätzung und Geld für eine Planung sei in Aussicht. Mit einer Planung könnten dann wieder Fördermittel beantragt werden.

Kurzfristig fordern die Schorbuser Tempo 30. Karin Laurisch hat dafür Unterschriften gesammelt. Fast alle hätten unterschrieben, "was dafür spricht, wie sehr es hier unseren Anwohnern auch [auf den Nägeln] brennt." Bislang gibt es noch keine Entscheidung des Kreises dazu.

Es ist nicht der erste Anlauf für Tempo 30 in Schorbus. Bisher habe der Kreis immer abgelehnt. Der Ort wäre zu kurvig und deshalb müsste man sowieso langsam fahren, so die Begründung. "Das kann man so schreiben, ja", so ein Anwohner, der direkt an der Straße wohnt, "aber hier wohnen Kinder und ältere Leute. Älteren Leuten kann man nicht einfach sagen 'Ihr müsst jetzt von der Straße springen, wenn ein Auto kommt, das euch umfahren will'".

Auch aus Sicht des Ortsvorsteher Frank Schätz ist es gerechfertigt, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Es gebe unübersichtliche Stellen in Schorbus. "Wir müssen nicht darauf warten, bis irgendjemand zu Schaden kommt." Die Schorbuser wollen deshalb notfalls ein Bürgerbegehren starten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.08.2022, 15:10 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Und durch die A100 und TVO, würde sich der Verkehr in den umliegenden Wohngebieten halbieren. Das ist der logische Umkehrschluss.

  2. 2.

    und dieselben Umstände.
    Wir hier an der Grenze zu Sachsen haben auch kein Gehweg bei uns im Ort, auch extremen Durchgangsverkehr und keinen interessiert es.
    Wir müssten auch mal beim RBB bitten, dass unser Ort erwähnt wird.

  3. 1.

    Im Grunde genommen ist es verkehrsrechtlich so und auch vom Praktischen her wäre es wichtig, das so zu tun, dass eine Fahrbahn ohne geschützte Bürgersteige zu einer verkehrsberuhigten Zone mit Schild 325/326 erklärt werden müsste.
    Der Schutz von Menschenleben hat aber nicht überall Gewicht und das Grundgesetz wusste schon Hermann Höcherl vor Jahrzehnten nicht unter´m Arm zu tragen.

    Dass zuallererst die Räder rollen müssten und dass da niemand so richtig "reinfunken" darf, scheint ungebrochen die gesellschaftliche Devise zu sein, politisch spektrenübergreifend wohlgemerkt.

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