Familie flieht aus der Lausitz - Polizei ermittelt nach mutmaßlichen rassistischen Anfeindungen in Lieberose

Sa 12.08.23 | 17:20 Uhr
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Wohnhäuser liegen an einer Straße in Lieerose. Eine Mutter aus Bosnien mit vier Kindern hat wenige Tage nach ihrem Umzug nach Lieberose aus Angst vor rassistischen Angriffen den Spreewald-Ort wieder verlassen. Angesichts der Vorwürfe ermittelt die Polizei und will klären, was passiert ist. (Quelle: Hammerschmidt/dpa)^
Hammerschmidt/dpa
Video: rbb24 Abendschau | 12.08.2023 | Norbert Siegmund | Bild: Hammerschmidt/dpa

Nur drei Tage nach ihrer Ankunft in Lieberose ist eine Familie aus Bosnien mutmaßlich aufgrund rassistischer Anfeindungen zurück nach Berlin geflohen. Jetzt ermittelt die Polizei gegen eine Gruppe Männer - und gegen zwei Familienmitglieder.

Nach Vorwürfen rassistischer Anfeindungen und Bedrohungen gegen eine Familie in der Brandenburger Gemeinde Lieberose (Dahme-Spreewald) hat die Polizei mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet.

"Wir müssen aufhellen, was sich zugetragen hat", sagte eine Sprecherin der Polizei am Samstag. Eine Mutter aus Bosnien mit vier Kindern verließ nach eigenen Angaben wenige Tage nach ihrem Umzug ins brandenburgische Lieberose aus Angst vor rassistischen Angriffen den kleinen Ort in der Lausitz, 30 Kilometer von Cottbus entfernt, wieder.

Die umfangreichen Ermittlungen mit der Vernehmung von Beteiligten und Zeugen dauerten an, sagte die Sprecherin. Ermittelt wird demnach gegen eine Gruppe junger Männer und einen 45-jährigen Mann, aber auch gegen zwei Mitglieder der Familie.

Naziparolen am Fenster

Die Frau, die im Juli von Berlin in den 1.300-Einwohner-Ort gezogen war, berichtete am Freitagabend in der rbb24 Abendschau von Bedrohungen: Ein Mann soll demnach am späten Abend des 28. Juli gegen die Fensterscheibe der Wohnung geschlagen haben, Naziparolen gegrölt und den Hitlergruß gezeigt haben. Sie sei aufgefordert worden, ihre "Sachen zu packen". Gegen einen 45-Jährigen ermittelt die Polizei wegen dieser Vorwürfe wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Zudem soll eine minderjährige Tochter der Frau von einer Gruppe junger Männer am Marktplatz von Lieberose rassistisch beleidigt worden sein, wie die Polizeisprecherin sagte. Es gebe auch den Vorwurf, dass es zu einem Angriff mit einer Kette oder Fahrradschloss gekommen sein soll. Die Polizei ermittele gegen sechs Personen wegen Bedrohung, Beleidigung und Verdachts der Körperverletzung. Beamte forderten die Männer auf, sich von Familie fernzuhalten.

Auseinandersetzung auf dem Marktplatz

Zu der Auseinandersetzung auf dem Marktplatz zwischen Angehörigen der Familie und der Gruppe gibt es laut Polizei unterschiedliche Aussagen, die überprüft werden. Die Polizei-Sprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur am Samstag, der Vater der Familie solle zu der Gruppe gelaufen und übergriffig geworden sein. Zuvor hatte es geheißen, es habe sich um einen Freund der Familie gehandelt. Gegen ihn und ein weiteres Familienmitglied werde wegen des Verdachts der Körperverletzung ermittelt.

Die Familie, die wieder zurück nach Berlin ging, wird angesichts der Rassismus-Vorwürfe vom Verein Opferperspektive [opferperspektive.de] begleitet. Die Mutter habe in Berlin keine bezahlbare Wohnung gefunden und sei daher nach Lieberose gezogen, hieß es.

Die Zahl politisch motivierter rechter Straftaten in Brandenburg stieg im ersten Halbjahr dieses Jahres nach vorläufigen Zahlen deutlich. Von Januar bis Juni sind laut Innenministerium 1.049 Fälle gezählt worden. Das ist ein Anstieg von einem Drittel im Vergleich zum Jahr zuvor, als 789 Fälle registriert wurden.

Sendung: rbb24 Abendschau, 12.08.2023, 19:30 Uhr

34 Kommentare

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  1. 33.

    Was ist eigentlich mit der Schulklasse bei kW am Ende herausgekommen? Hat man da noch etwas gehört? Ich nicht mehr.

  2. 32.

    @Brigitte
    „Wer aber Straftaten begeht, ist bei mir unten durch, egal woher er oder sie kommen“
    So der Anfang
    …. Ein Mann soll demnach am späten Abend des 28. Juli gegen die Fensterscheibe der Wohnung geschlagen haben, Naziparolen gegrölt und den Hitlergruß gezeigt haben. Sie sei aufgefordert worden, ihre "Sachen zu packen".….
    Brandenburg hat ein wirklich es Problem, wer wird hier noch gerne zum Arbeiten kommen. Besonders in den Bereichen, Dienstleistung, Pflege, Handtwerk. Und als Reiseland?
    Aufwachen, wer da wohnt und weiter leben will.

  3. 31.

    Es sind zum Glück nicht alle Ostdeutschen AfD-Wähler. Es gibt auch noch freundliche Nachbarn, die nicht fremdenfeindlich oder rassistisch sind.

  4. 30.

    "Und einfach strukturiert."

    Und das ausgerechnet von einen der sich "AfD-Wähler" nennt! Danke für den Lacher!

  5. 29.

    „Komischerweise sollen die Nachbarn aber sehr hilfsbereit gewesen sein. Alle mal eben über einen Kamm zu scheren, ist daher völlig an der Realität vorbei.“

    Und einfach strukturiert.

  6. 28.

    Ich wünsche mir das liebenswerte Brandenburg zurück wie ich es mal kannte, gastfreundlich, Ausrichterin liebevoll gestalteter Gartenschauen, tiefenentspannt usw, --was diese Truppe mit diesem Land veranstaltet ist unsäglich, ( ihr wisst wen ich meine ) Ihr habt buchstäblich die Wahl ob dieses Land weiter in diesem widerlichen Sumpf versinkt.

  7. 27.

    "Jede Stadt oder Region hat Ecken, wo sich rechtsextreme Idioten sammeln, auch Berlin. Hier braucht sich keiner über die Anderen erheben, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gibt es überall."

    Naja... es ist schon ein Unterschied ob die rechtsextreme AfD mit 9,1 oder in Brandenburg mit bis zu 50,6 % gewählt wird. Es gibt in Berlin auch keine No-go-Areas wie in weiten Teilen Brandenburgs und in Berlin gibt es auch keine rechtsextreme Szene die ganze Dörfer oder Städte beherrscht.

  8. 26.

    Noch mal zum Nachdenken: „…Brandenburg hat ein Riesenproblem. …“ ist keine pauschale Diffamierung! Was daran so schwer zu verstehen sein soll, ist mir rätselhaft.
    Und „… Für mich no-go-area …” kann doch wohl jede/r für sich selbst entscheiden. Oder müssen alle das Gleiche wie Sie empfinden?

  9. 25.

    Dass Brandenburg ein deutlich größeres Problem mit Rechtsextremismus hat als viele andere Bundesländer, können Sie ja wohl kaum leugnen...

  10. 24.

    Täter-Opfer-Umkehr und Tatrelativierung kommt immer aus welcher Ecke?
    Und dass wir in BE keine Rechtsradikalen haben, hat keiner behauptet. Aber hier geht es nun mal um Lieberose!

  11. 23.
    Antwort auf [Nun] vom 13.08.2023 um 12:50

    Sie sagen es: Nothilfe - und die ist nicht strafbar.

  12. 22.

    Brandenburg ist aber bekannt dafür daß rechte Banden durch die Straßen ziehen, pöbeln und prügeln. Brauchen Sie Beispiele? Der britische Bauarbeiter in Mahlow, Amadeus Antonio in Eberswalde oder in jüngerer Zeit der Turnhallenbrand in Nauen und die Übergriffe auf die Schulklasse bei KW. Vergleichen Sie doch nur die Stimmen für die völkisch- nationale AfD.

  13. 21.

    Noch mal zum Nachdenken: „…Brandenburg hat ein Riesenproblem. …“ ist keine pauschale Diffamierung! Was daran so schwer zu verstehen sein soll, ist mir rätselhaft.
    Und „… Für mich no-go-area …” kann doch wohl jede/r für sich selbst entscheiden. Oder müssen alle das Gleiche wie Sie empfinden?

  14. 20.

    Komischerweise sollen die Nachbarn aber sehr hilfsbereit gewesen sein. Alle mal eben über einen Kamm zu scheren, ist daher völlig an der Realität vorbei. Jede Stadt oder Region hat Ecken, wo sich rechtsextreme Idioten sammeln, auch Berlin. Hier braucht sich keiner über die Anderen erheben, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gibt es überall. Auch in Berlin durfte ich das oft zur Kenntnis nehmen, auch von den angeblich so weltoffenen und toleranten Mitbürgern. Die behandeln Ausländer teils sehr unterschiedlich und keineswegs immer offen.
    Was hier in Brandenburg tatsächlich die Ursache war, warum die Situation derart eskaliert ist, werden hoffentlich die Ermittlungen zeigen. Ich habe ein wenig Zweifel, dass da einfach Neonazis durch die Straßen ziehen und Ausländer aus ihren Wohnungen vertreiben.

  15. 19.

    Sie haben aber schon gelesen, worauf geantwortet wurde, oder? Brandenburg als no-go-area zu bezeichnen ist auch in meinen Augen völlig überzogen. Weiß nicht, weshalb Sie so eine pauschale Diffamierung des ganzen Landes unterstützen.

  16. 18.

    Frau Kotré ist dafür bekannt, dass sie Rechtsextremismus klein redet und auf Presseveröffentlichungen zu solchen Vorfällen mit denkwürdigen Aussagen, wie bspw. "Hier sollen Deutsche mundtot gemacht werden." oder eben wie der von Ihnen zitierten Behauptung einer „Stimmungmache im Auftrag des Staates“, reagiert.

  17. 17.

    Ja, klar, zwei Bosnier legen sich mit ner Horde von sechs Jungnazis an! Das glauben Sie doch selber nich.
    Die viel gepriesene Unschuldsvermutung gilt nicht nur für einheimische braune Schlägertruppen.

  18. 16.

    Wat regen Sie sich eigentlich so auf? Brandenburg hat in der Tat ein Riesenproblem - Sachsen, nebenbei bemerkt, auch! Damit ist nichts pauschalisiert, nothing, niente, nada.
    Geben Sie sich nächstes Mal bitte bissel Mühe, einen Kommentar vollinhaltlich zu erfassen, und unterlassen Sie doch bitte Vorverurteilungen.
    Ob die Vorwürfe der Körperverletzung begründet sind, ist überhaupt noch nicht erwiesen. Oder ist Ihnen nicht bekannt, dass rechtsradikale Verdächtige immer sofort Gegenanzeigen erstatten, um von ihren eigenen Straftaten abzulenken?

  19. 15.

    Für gewöhnlich ist da nicht unwichtig, wer angegriffen wurde und wer sich (oder andere) "nur" verteidigt hatte.

    Aber ich kenne aus eigener Erfahrung "Rechte" (die aber nicht rechts sein wollen, sondern nur was gegen nicht Deutsche haben ;)) die erst die große Klappe haben und dann flennend zur Polizei rennen.

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