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Audio: Antenne Brandenburg | 12.09.2022 | Ronald Schleif | Quelle: dpa/Hammerschmidt

Kommentar | Oberbürgermeisterwahl in Cottbus

Bleibt das blaue Wunder aus?

Der AfD-Kandidat Lars Schieske landet bei der Oberbürgermeisterwahl in Cottbus vorerst auf Platz zwei. Ist der Traum von der ersten Rathaus-Übernahme damit erneut ausgeträumt? Ganz so einfach ist das nicht, kommentiert Andreas Rausch.

Cottbus hat gewählt, und die Frage schien bereits im Vorfeld zu sein: Wer wird neben dem AfD-Kandidaten Lars Schieske in die Stichwahl kommen?

Nun ist es der bisherige Sportfunktionär Tobias Schick für die SPD, auf dem jetzt die Hoffnungen all jener liegen, die Brandenburgs zweitgrößte Stadt nicht einer Partei anvertrauen wollen, die ein rechtsextremer Verdachtsfall ist.

Oberbürgermeisterwahl in Cottbus

Kandidaten von SPD und AfD müssen in die Stichwahl

Die Wahl in der zweitgrößten Brandenburger Stadt ist mit viel Spannung erwartet worden, denn die AfD lag dort bei der Kommunal- und Landtagswahl 2019 vorn. Der erste Wahlgang hat viele überrascht. Nun wird es in vier Wochen eine Stichwahl geben.

Das Potential der AfD in Cottbus, sagen Experten, liegt in normalen Zeiten bei bis zu 30 Prozent. Rein rechnerisch dürften die Linien damit abgesteckt sein, zumal der unterlegene Kandidat der CDU, Ordnungsdezernent Thomas Bergner, gegenüber dem rbb-Studio Cottbus schon vor der Wahl sagte, er werde im Fall einer Niederlage seine Anhänger zur Wahl des Nicht-AfD-Bewerbers aufrufen. Nur, ist darauf Verlass?

Grenzen in der konservativen Wählerschaft verschwimmen

Die Grenzen zwischen Blau und Schwarz verschwimmen in der konservativen Wählerschaft, das musste Bergner bei seinen Wahlkampfgesprächen schmerzlich spüren. Denn es sind eben keine normalen Zeiten. Die Mär von der Brandenburger Gewalthauptstadt, die sich AfD-Kandidat Schieske in seinem Angst-Wahlkampf auf die Fahnen geschrieben hatte, verfängt. Es war das bestimmende Thema vor der Wahl.

Selbst der Strukturwandel der einstigen Kohlestadt mit milliardenschweren Investitionsverheißungen konnte das nicht toppen. Dazu kommt eine wachsende Unzufriedenheit mit der Allgemeinsituation, die der AfD in die Hände spielt. Die allgegenwärtigen Preissteigerungen, das Geraune von einem heißen Herbst beziehungsweise Winter - schon jetzt dürfte der eine oder andere seine allgemeine Unzufriedenheit und auch Angst mit in die Wahlkabine genommen haben.

Entscheidung fällt am 9. Oktober

In den kommenden Wochen bis zur Stichwahl wird sich die Gesamtsituation wohl kaum entspannen. Klassisches AfD-Andockpotential, das die Partei in den nächsten Wochen sicher noch befeuern wird. Bei der letzten Bundestagswahl stahl die Cottbuser SPD der AfD die Show und gewann – nach einem klar auf AfD-Verhinderung setzenden Wahlkampf.

Man darf gespannt sein, wie die Sozialdemokraten es vor der Stichwahl am 9. Oktober angehen werden. Die AfD, soviel ist sicher, hat ihren Traum vom triumphalen Einzug in das erste bundesdeutsche Großstadtrathaus noch längst nicht ausgeträumt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.09.2022, 08:00 Uhr

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Beitrag von Andreas Rausch

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