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Video: Brandenburg aktuell | 08.10.2019 | Rico Herkner | Quelle: rbb/Brandenburg Aktuell

Betreiber der Spreewälder Hirsemühle

AfD-Politiker zeigt sich "überrascht" von Verkaufsstopp

Einige Biomärkte haben die Marke Spreewälder Hirsemühle aus dem Sortiment genommen, weil deren Eigentümer als AfD-Mitglied den Klimawandel leugne. Der gibt sich überrascht - obwohl die Entscheidung eine Vorgeschichte hat.

Der Betreiber der Spreewälder Hirsemühle in Krieschow (Spree-Neiße), Jan Plessow, hat sich "überrascht" über die Entscheidung einiger Biohändler gezeigt, seine Produkte aus dem Sortiment zu nehmen, weil er AfD-Mitglied ist. "Ich bin bisher davon ausgegangen, dass wir in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft leben, wir haben hier Gedanken- und Meinungsfreiheit", sagte er am Dienstag dem rbb. "Insofern war es ein Novum, dass aus politischen Gründen ein Produkt ausgelistet wurde."

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Spreewälder Hirsemühle

Biohändler nehmen Produkte von AfD-Politiker aus Sortiment

   

Mehrere Biomärkte bundesweit, darunter Alnatura und Biomare, hatten Produkte der Hirsemühle aus ihren Sortimenten genommen. Die Biomärkte begründeten ihre Entscheidung damit, dass die AfD, deren Kreisvorstand in Spree-Neiße Plessow angehört, den "menschengemachten Klimawandel" leugne. Biomare-Chef Malte Reupert veröffentlichte auf der Webseite seines Unternehmens [bio-mare.com] einen umfangreichen Mail-Wechsel mit Plessow aus den Monaten Juli und August 2019, in dem beide ihre Argumente austauschen. Die Echtheit dieses Mail-Wechsels bestätigte rbb|24 auch Hirsemühlen-Chef Plessow.

Direkt auf den Klimawandel und die Rolle des Menschen daran angesprochen, gab Plessow sich dem rbb gegenüber zurückhaltend. "Ich weiß es nicht, ich bin da sehr vorsichtig", sagte er Brandenburg aktuell. "Wenn man den Gedanken weiter denkt, ist es natürlich so, dass sämtliche Handlungen, die wir für den Klimaschutz durchführen müssen, in irgendeiner Form wirksam sein müssen. Die Handlungen, die bisher durchgeführt wurden, sind scheinbar nicht wirksam beziehungsweise reichen nicht aus." 

Plessow prüft nach eigener Aussage, gegen die Auslistung durch die Bioketten zu klagen.

AfD-Landesverband Brandenburg kritisiert Auslistung

Die ersten Märkte hatten bereits im Juli mit der Auslistung begonnen. Der AfD-Landesverband Brandenburg kritisierte das Vorgehen der Ketten. "Der Klimawahn zeigt mit Hirse-Boykott seine hässliche totalitäre Fratze", wurde die stellvertretende Landesvorsitzende Birgit Bessin in einer Pressemitteilung der AfD zitiert.

Biomare-Chef: "verfassungsmäßig garantierte Gewerbefreiheit"

Biomare-Chef Malte Reupert sieht in der Auslistung einen "ganz alltäglichen Vorgang im Handel". In seiner Antwort auf Fragen der rechtskonservativen "Jungen Freiheit", die Reupert selbst auf der Firmen-Webseite veröffentlicht hat [bio-mare.com], schreibt er weiter: "Das hat auch in diesem Falle nichts mit Boykott zu tun, weil ich nur für mein Unternehmen entscheide und dies ist meine verfassungsmäßig garantierte Gewerbefreiheit." 

Die Industrie- und Handelskammer Cottbus (IHK) sieht das offenbar ähnlich. Es handle sich um eine freie Entscheidung der Wirtschaft, mit welchen Partnern man zusammenarbeiten wolle, hieß es auf rbb|24-Nachfrage aus der IHK.

Dass Produkte von bestimmten Herstellern aus Protestzwecken ausgelistet werden, ist keine Seltenheit. Im vergangenen Jahr listeten etwa Edeka und andere Handelsunternehmen Produkte des weltgrößten Lebensmittelherstellers Nestlé aus, um bessere Konditionen zu erhalten, wobei die beteiligten Handelsunternehmen für ein jährliches Einkaufsvolumen von rund 145 Milliarden Euro stehen. Nestlé erlitt durch den Boykott nicht näher bezifferte Umsatzeinbußen. Der Streit konnte letztlich beigelegt werden.

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