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Audio: Antenne Brandenburg | 14.07.2022 | Roland Schleif | Quelle: dpa-Zentralbild

Produktion von grünem Kerosin und Wasserstoff

Wiesbadener Unternehmen will in der Lausitz 500 Millionen Euro investieren

In der Lausitz sollen bald grünes Kerosin und Wasserstoff produziert werden. Das Unternehmen Hy2Gen will dafür Millionen investieren - in einem Gewerbegebiet auf dem ehemaligen Flugplatz Drewitz, das vor allem mit Nachhaltigkeit wirbt.

Die Lausitz steht offenbar kurz vor einer Großinvestition. Das Wiesbadener Unternehmen Hy2Gen plant auf dem ehemaligen Flugplatz in Drewitz (Landkreis Spree-Neiße) den Aufbau einer Produktion für grünen Wasserstoff und für nachhaltige Flugzeugkraftstoffe, sogenanntes SAF (Sustainable Aviation Fuel). Entsprechende Berichte der Deutschen Presse-Agentur bestätigte das Unternehmen dem rbb am Donnerstag.

Hy2Gen will die Anlage gemeinsam mit dem Besitzer der Fläche, dem Unternehmen Euromovement, entwickeln und dabei 500 Millionen Euro investieren. Die Expertise zum Bau und zum Betrieb der Anlage komme dabei von Hy2Gen, um Infrastruktur und Logistik soll sich Euromovement kümmern. 34.000 Tonnen grünes Kerosin sollen in Drewitz jährlich produziert werden. Laut Hy2Gen-Geschäftsführer Matthias Lisson gibt es bislang keine vergleichbare Produktion in Europa. 300 Arbeitsplätze sollen dabei entstehen.

Strukturwandel in der Lausitz

"Green Areal Lausitz" erhält Millionenförderung für Bahnanschluss

Produktion soll 2027 beginnen

Euromovement will den ehemaligen Flugplatz zum sogenannten "Green Areal Lausitz" entwickeln und plant nach eigenen Angaben weitere Ansiedlungen im Bereich nachhaltiger Industrie.

Für die Kerosin- und Wasserstoffproduktion in Drewitz werde aktuell eine Vorstudie durchgeführt, heißt es in einer Mitteilung von Hy2Gen. Darin sollen die Beteiligten Erkenntnisse zu Machbarkeit, Risiken und Nutzen erarbeiten. Anschließend erfolge die sogenannte FEED-Phase, die Detailplanung für das Großprojekt. Die soll 2023 beginnen, ein Jahr später ist der Baustart geplant. Die Produktion soll dann 2027 starten.

Nach eigenen Angaben benötigt das Unternehmen am Standort Drewitz etwa 300.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr. Zum Vergleich: bei Tesla in Grünheide sind es etwa zwei Millionen Kubikmeter.

Jochem Schöppler, Geschäftsführer der Euromovement GmbH | Quelle: rbb/Fösch

Steinbach: "Wichtiger Impuls für die Lausitz"

"Zur Erreichung der Klimaschutzziele ist eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen in allen Sektoren und Industriezweigen notwendig", wird der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) in der Mitteilung zitiert, "klimaneutral erzeugter Wasserstoff und die Herstellung von grünem Kerosin können hierbei wichtige Elemente im Sektor Mobilität werden." Ein solch innovatives Projekt könne dabei wichtige Impulse für die Strukurentwicklung in der Lausitz setzen und das Energieland Brandenburg als Technologie- und Wirtschaftsstandort stärken, so Steinbach weiter.

"Grüner Wasserstoff und vor allem grünes Kerosin (SAF) sind zur Dekarbonisierung der Luftfahrt, insbesondere für Langstreckenfüge unverzichtbar", erklärte außerdem Hy2gen-Geschäftsführer Matthias Lisson.

Erst im Mai war bekannt geworden, dass das "Green Areal Lausitz" einen Güterbahnanschluss erhält. Das Gewerbegebiet wirbt vor allem mit CO2-Neutralität. So soll beispielsweise auf 30 Prozent der Gesamtfläche regenerative Energie erzeugt werden. Ein weiterer Investor will dort Kohlenstoff auf der Basis natürlicher Rohstoffe produzieren.

Weitere Forschungen in der Lausitz

Die Lausitz entwickelt sich grundsätzlich mehr und mehr zu einem zukünftigen Zentrum der nachhaltigen Luftfahrt. Seit Beginn des Jahres baut beispielsweise das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Cottbus ein Institut für Elektrifizierte Luftfahrtantriebe auf. Das Zentrum wird mit Mitteln aus dem Strukturstärkungsgesetz finanziert.

Außerdem gibt es mit dem Chesco (Center for hybrid electric systems Cottbus) auch eine Forschungseinrichtung der Fraunhofer Gesellschaft. Dort wird an hybridelektrischen Antrieben geforscht, die ebenfalls in der Luftfahrt eingesetzt werden sollen.

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Lausitz reloaded - Eine Region erfindet sich neu

Mit dem Kohleausstieg steht die Lausitz vor einem beispiellosen Strukturwandel. Das Ende der Kohle ist die Chance für einen grundlegenden Neustart. Im Podcast „Lausitz reloaded“ sprechen Akteure über ihre Ideen und Projekte. Es geht um Perspektiven einer Region, die vom Spreewald bis an die polnische Landesgrenze reicht.  

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.07.2022, 8:30 Uhr

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