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Audio: Antenne Brandenburg | 07.10.2019 | Michel Nowak | Quelle: imago images-Symbolbild/Jens Koehler

Alternative Einheitsfeier

Ostalgiker feiern 70. Jahrestag der DDR-Gründung

Mit einer "Alternativen Einheitsfeier" hat ein Zusammenschluss von ehemaligen DDR-Vereinigungen am Montag des 70. Jahrestages der DDR-Gründung gedacht. Die Feier bedient ordentlich Ostalgie und auch Kritik an der aktuellen Politik. Von Michel Nowak   

Der 70. Jahrestag der DDR-Gründung am 7. Oktober 1949 ist für das sogenannte Ostdeutsche Kuratorium von Verbänden nach wie vor ein feierlicher Anlass. Der Zusammenschluss von ehemaligen DDR-Vereinigungen hatte jedenfalls zur "Alternativen Einheitsfeier" eingeladen. Die Feier in Neuenhagen (Märkisch-Oderland) bei Berlin sollte dabei auch ein Protest gegen die aktuelle Politik sein.  

Quelle: rbb/Michel Nowak

Stargast Hans Modrow stellt die Friedensfrage

Im vollbesetzten Festsaal des Neuenhagener Bürgerhauses warten 500 Gäste - nahezu ausschließlich im fortgeschrittenen Alter - auf den Beginn der alternativen Einheitsfeier: Sie beginnt tatsächlich mit der DDR-Nationalhymne. So etwas wie der Stargast ist Hans Modrow, letzter Vorsitzender des DDR-Ministerrats. Der inzwischen 91-Jährige spricht über vertraute Themen: Frieden und Antifaschismus.

Die Friedensfrage sei bis heute die wichtigste, so sieht es Modrow, mittlerweile Vorsitzender des Ältestenrats der Linken: Deutschland werde nur "als antifaschistisches demokratisches Deutschland" in Europa einen geachteten Platz haben.

Sehnsucht nach Geborgenheit und Gemeinschaft

Deutlich drastischere Sätze fallen danach bei Anja Mewes von der Berliner Friedensglockengesellschaft. "Mit dieser feindlichen Übernahme der DDR durch die BRD hat man mir meine Heimat genommen", sagt sie. "Aber eines hat man mir nicht nehmen können: die Sehnsucht nach dem Gefühl von Geborgenheit und Gemeinschaft."

Die ehemalige DDR sei heute so etwas wie eine Kolonie Westdeutschlands, heißt es in einer Erklärung. Gegen diese Ungerechtigkeit müsse protestiert werden, so Joachim Bonatz vom Präsidium des Ostdeutschen Kuratoriums. "Es geht darum: Tu etwas, dass soziale Gerechtigkeit und die Versprechungen eingelöst werden."

Quelle: rbb/Michel Nowak

Wohlfühlprogramm zwischen Jähn und Ulbricht

Diese Botschaft - eingepackt in ein Wohlfühlprogramm mit Konzert und Foto-Präsentationen mit Kosmonaut Sigmund Jähn oder DDR-Staatschef Walter Ulbricht - kommt bei den Gästen an. Sie finden hier die eigene Vergangenheit.

Mit Friedenslied und Willkommenserklärung endet die Alternative Einheitsfeier nach zweieinhalb Stunden. Wie oft es sie noch geben wird, ist angesichts des Alters vieler Teilnehmer ungewiss. Die sehen sich übrigens nicht als ewig Gestrige. Mit dem Deutschland des Jahres 2019 sind sie aber alles andere als einverstanden.

Beitrag von Michel Nowak

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