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Audio: Antenne Brandenburg | 02.02.2021 | Matthias Günther | Quelle: Pestel-Institut/rbb

Steigende Mieten

Wohnsiegel soll Geringverdienern Orientierung auf Wohnungsmarkt bieten

Wohnraum wird auch im Berliner Speckgürtel immer teurer. So sind nach Angaben des Pestel-Instituts Mieten für einfache Wohnungen im Barnim dreimal so stark gestiegen wie die Lebenshaltungskosten - das Institut hat deshalb ein Wohnsiegel entwickelt.

Für Geringverdiener wird es in der Region immer schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Das geht aus der am Montag vorgelegten Wohnungsraum-Analyse des Pestel-Instituts hervor.

Das private Pestel-Institut aus Hannover, das sich seit 40 Jahren im Auftrag von Kommunen und Verbänden unter anderem wissenschaftlich mit Fragen zum Klimaschutz und demografischer Entwicklungen auseinandersetzt, hat hierfür bundesweit die unterschiedlichen Wohnungsmärkte auf den Prüfstand gestellt und vor allem in Ballungsräumen ähnliche Entwicklungen von Preisanstiegen beobachtet. Das Pestel-Institut habe dazu das Wohnsiegel "MeinFairMieter" entwickelt. Es soll laut Leiter des Pestel-Instituts Matthias Günther zum "Kompass auf dem Wohnungsmarkt" werden.

Stetig steigende Quadratmeterpreise

Besonders betroffen seien Bezieher von Hartz-IV. Die vom Job-Center übernommenen Mieten für Single-Haushalte stiegen im Barnim innerhalb von sechs Jahren um fast 20 Prozent, während die Verbraucherpreise in diesem Zeitraum nur um 6,5 Prozent zulegten. In Frankfurt (Oder) zogen die Mietsteigerungen um 17,5 Prozent an, in Märkisch-Oderland waren es 16,5 Prozent und in der Uckermark 10,6 Prozent. Mit 2,3 Prozent fielen die Mietsteigerungen in Oder-Spree am geringsten aus.

Im Barnim werden aktuell im Schnitt 5,32 Euro den Quadratmeter aufgerufen. In Oder-Spree ist es einen Cent mehr. In Märkisch-Oderland sind es 5,08 Euro und in der Uckermark werden 5 Euro verlangt. 4,97 Euro und damit niedrigster Quadratmeterpreis in Ostbrandenburg ist in Frankfurt (Oder) verortet.

Berlin und Potsdam am teuersten

Absoluter Spitzenreiter beim Zuwachs in Brandenburg ist Dahme-Spreewald. Hier steigerte sich der Quadratmeterpreis innerhalb von sechs Jahren um 34,8 Prozent auf jetzt 6,39 Euro. In absoluten Zahlen gemessen führt Berlin mit einem Durchschnittspreis von 7,92 Euro pro Quadratmeter die Tabelle an. Dahinter kommt mit 6,92 Euro gleich Potsdam. Am Wenigsten wird in Berlin und Brandenburg mit 4,56 Euro pro Quadratmeter in der Prignitz verlangt.

Günstige Wohnungen immer rarer

"Bei den Mieten wird oft rausgeholt, was rauszuholen ist. Dabei bauen Vermieter auf die Job-Center als zuverlässige Zahlstelle", sagt Günther. Diese übernähmen die Kosten für Wohnungen 'einfachen Standards', aber auf genau diese Wohnungen seien auch viele andere Haushalte mit niedrigen Einkommen angewiesen. "Das Angebot an günstigen Wohnungen werde so rar. Gerade Neuvermietungen nutzten viele Vermieter, um Maximalmieten zu erzielen“, klagte Günther.

Zudem befürchtet Günther, dass nicht alle Job-Center auf Dauer diese Preisentwicklung mittrügen. Das könnte in der Folge bedeuten, dass Hartz-IV-Empfänger zum Auszug gezwungen wären. Die Suche nach neuem, günstigeren Wohnraum verschärfe sich so noch weiter, erklärte er.

Neues Siegel soll Orientierung für Geringverdiener bieten

Das Label Mein FairMieter soll daher Geringverdienern Orientierun auf dem angespannten Wohnungsmarkt geben. Wohnungsunternehmen, die dieses Gütesiegel führten, böten auch Wohnraum für Geringverdiener an, so Günther. Das könnte vor allem für Wohnungsgesellschaften in öffentlichem Eigentum und Genossenschaften sein, die sich so von "gierigen Vermietern" abgrenzen könnten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.02.2021, 10.30 Uhr

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