Steigende Mieten - Wohnsiegel soll Geringverdienern Orientierung auf Wohnungsmarkt bieten

Di 02.02.21 | 13:23 Uhr
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bezahlbarer wohnraum gesucht
Audio: Antenne Brandenburg | 02.02.2021 | Matthias Günther | Bild: Pestel-Institut/rbb

Wohnraum wird auch im Berliner Speckgürtel immer teurer. So sind nach Angaben des Pestel-Instituts Mieten für einfache Wohnungen im Barnim dreimal so stark gestiegen wie die Lebenshaltungskosten - das Institut hat deshalb ein Wohnsiegel entwickelt.

Für Geringverdiener wird es in der Region immer schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Das geht aus der am Montag vorgelegten Wohnungsraum-Analyse des Pestel-Instituts hervor.

Das private Pestel-Institut aus Hannover, das sich seit 40 Jahren im Auftrag von Kommunen und Verbänden unter anderem wissenschaftlich mit Fragen zum Klimaschutz und demografischer Entwicklungen auseinandersetzt, hat hierfür bundesweit die unterschiedlichen Wohnungsmärkte auf den Prüfstand gestellt und vor allem in Ballungsräumen ähnliche Entwicklungen von Preisanstiegen beobachtet. Das Pestel-Institut habe dazu das Wohnsiegel "MeinFairMieter" entwickelt. Es soll laut Leiter des Pestel-Instituts Matthias Günther zum "Kompass auf dem Wohnungsmarkt" werden.

Stetig steigende Quadratmeterpreise

Besonders betroffen seien Bezieher von Hartz-IV. Die vom Job-Center übernommenen Mieten für Single-Haushalte stiegen im Barnim innerhalb von sechs Jahren um fast 20 Prozent, während die Verbraucherpreise in diesem Zeitraum nur um 6,5 Prozent zulegten. In Frankfurt (Oder) zogen die Mietsteigerungen um 17,5 Prozent an, in Märkisch-Oderland waren es 16,5 Prozent und in der Uckermark 10,6 Prozent. Mit 2,3 Prozent fielen die Mietsteigerungen in Oder-Spree am geringsten aus.

Im Barnim werden aktuell im Schnitt 5,32 Euro den Quadratmeter aufgerufen. In Oder-Spree ist es einen Cent mehr. In Märkisch-Oderland sind es 5,08 Euro und in der Uckermark werden 5 Euro verlangt. 4,97 Euro und damit niedrigster Quadratmeterpreis in Ostbrandenburg ist in Frankfurt (Oder) verortet.

Berlin und Potsdam am teuersten

Absoluter Spitzenreiter beim Zuwachs in Brandenburg ist Dahme-Spreewald. Hier steigerte sich der Quadratmeterpreis innerhalb von sechs Jahren um 34,8 Prozent auf jetzt 6,39 Euro. In absoluten Zahlen gemessen führt Berlin mit einem Durchschnittspreis von 7,92 Euro pro Quadratmeter die Tabelle an. Dahinter kommt mit 6,92 Euro gleich Potsdam. Am Wenigsten wird in Berlin und Brandenburg mit 4,56 Euro pro Quadratmeter in der Prignitz verlangt.

Günstige Wohnungen immer rarer

"Bei den Mieten wird oft rausgeholt, was rauszuholen ist. Dabei bauen Vermieter auf die Job-Center als zuverlässige Zahlstelle", sagt Günther. Diese übernähmen die Kosten für Wohnungen 'einfachen Standards', aber auf genau diese Wohnungen seien auch viele andere Haushalte mit niedrigen Einkommen angewiesen. "Das Angebot an günstigen Wohnungen werde so rar. Gerade Neuvermietungen nutzten viele Vermieter, um Maximalmieten zu erzielen“, klagte Günther.

Zudem befürchtet Günther, dass nicht alle Job-Center auf Dauer diese Preisentwicklung mittrügen. Das könnte in der Folge bedeuten, dass Hartz-IV-Empfänger zum Auszug gezwungen wären. Die Suche nach neuem, günstigeren Wohnraum verschärfe sich so noch weiter, erklärte er.

Neues Siegel soll Orientierung für Geringverdiener bieten

Das Label Mein FairMieter soll daher Geringverdienern Orientierun auf dem angespannten Wohnungsmarkt geben. Wohnungsunternehmen, die dieses Gütesiegel führten, böten auch Wohnraum für Geringverdiener an, so Günther. Das könnte vor allem für Wohnungsgesellschaften in öffentlichem Eigentum und Genossenschaften sein, die sich so von "gierigen Vermietern" abgrenzen könnten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.02.2021, 10.30 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Diese ganzen Siegel und Klebchen haben leider seit Jahren Konjunktur. Es gibt für alles Mögliche so etwas. Der Haken ist bei den Siegeln, dass es auch Arbeit macht, die zu behalten und der Arbeitsaufwand wird immer größer. Irgendwann frisst die Arbeit dann den Nutzen auf und andere Sachen bleiben dafür auf der Strecke...
    Ganz nüchtern betrachtet : So ein Siegel dient in erster Linie dazu, Kunden (hier Mieter) anzulocken. Well, und genau daran mangelt es den Wohnungsgesellschaften wohl gerade nicht ...

  2. 8.

    Wohn-Siegel ? Und das Jobcenter MUSS dann bezahlen ? JEDEN Preis ?

  3. 7.

    Ich arbeite 2021 privat herrvorragend mit Office 2007. Im Job mit 365. Soviele Unterschiede gibt es da für den Normalanwender nicht. Kennste 2010 kannste auch mit 2018.
    Aber dennoch gebe ich Recht, dass viele Maßnahmen eine ABM Maßnahme für die Weiterbildungsmafia sind und die Statistik der Ämter schönt. Genau wie 13 Jahre ABI, 3 Jahre Berufsschule und Phantasiestudiengänge, die kein Mensch braucht. Da haste mit 23 ausgelernt oder mit 30 den Master... ohne große Umwege zur Rente.
    Wenn ich weiß, dass z.B. die HOWOGE ein tolles Siegel hat, hilft mir das kein bisschen weiter, als wenn sie kein Siegel hätte. Es gibt mit und ohne Siegel nix.
    Politisches Ablenkungsmanöver für Leute die glauben dass dadurch alles besser würde. Wir sind im Wahljahr.
    Erinnert mich an "Wenn ihr kein Brot habt, dann eßt doch Kuchen"

  4. 6.

    Ick verstehe den Sinn des Siegels nicht. Es gibt zu wenig Wohnungen / zuviele Menschen. Daran ändert ein Siegel auch nix. Oder bekommt ein Vermieter ein Siegel und plötzlich hat er für alle Bewerber eine günstige Wohnung? Vor allem die Formulierung "böten AUCH Wohnraum für Geringverdiener an" soso, was denn sonst noch? Aber irgendwer muss ja diese Wohnungen dann mitfinanzieren.
    Dass öffentliche Wohnungsgesellschaften politisch günstige Wohnungen mit unwirtschaftlichen Mieten haben, davon gehe ich (bei 10 Milliarden Schulden)aus und dafür brauche ich kein Siegel. Das diese nicht für alle reichen, weiß auch Jedermann ohne Siegel. Das "Siegel" ist doch für Jedermann sichtbar die Offerte des Unternehmens auf seiner Webseite oder Immoportalen.
    Was juckt "gierigen Vermietern" denn so ein Siegel ?
    Je mehr ich drüber nachdenke um so nutzloser wird das Ganze.

  5. 5.

    "Neuvermietungen nutzten viele Vermieter, um Maximalmieten zu erzielen" ja und es nervt!!! Danke an die wenigen Kleinvermieter, die nicht so sind!

  6. 4.

    E-ben. Aber nur in der Statistik. Im Bekanntenkreis sollte ein 53-jähriger eine Weiterbildung machen. 2018 an Office 2010! 2018! Das macht nat. Sinn für die Umschulungsmafia.

    Vorkenntnisse des Bekannten? Er wußte wie man einen Laptop einschaltet.

  7. 3.

    Die Umschulungen und Weiterbildungsmaßnahmen sind doch nicht nutzlos, sie senken die Arbeitslosenzahlen! Das ist nämlich der Sinn dieses ganzen Schwachsinns.

  8. 2.

    Das sagen sie mal einen Fünfzigjährigen, der von einer nutzlosen Umschulung und Weiterbildungsmaßnahme in die nächste gesteckt wird.

    Willkommen in der Lebenswirklichkeit.

  9. 1.

    "Die Jobcenter auf Dauer nicht mittragen". Hartz4 ist und soll auch nicht auf Dauer sein...

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