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Audio: Antenne Brandenburg | 04.03.2021 | Georg-Stefan Russew | Quelle: dpa/Soeren Stache

Wege fehlen oder enden abrupt

Brandenburg steigt aufs Rad, aber die Infrastruktur hinkt hinterher

In der Corona-Krise haben viele Menschen auch auf dem Land das Rad als Fortbewegungsmittel wiederentdeckt. In Sachen Infrastruktur besteht in Brandenburg aber noch Optimierungsbedarf. Zu oft enden Radwege im Nichts.

Das Fahrrad als Fortbewegungsmittel wird auch in Ostbrandenburg immer beliebter. Gerade in der Corona-Krise seien viele Menschen von den öffentlichen Verkehrsmitteln auf das Rad umgestiegen, erklärt Magdalena Westkemper, Geschäftsführerin des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Brandenburg. Auch die technischen Innovationen der letzten Jahre - wie E-Bike oder Pedelec - haben für Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) mit der Zunahme des Fahrradverkehrs zu tun.

Zählstationen können das Plus belegen

Diesen Trend kann auch Ronald Benke von der Stadtverwaltung Frankfurt (Oder) bestätigen: "Wir haben zwei Zählstellen im Stadtgebiet." Die eine befinde sich im Norden an der Bundesstraße 112 in Richtung Lebus (Märkisch-Oderland). Hier sei vor allem zunehmender touristischer Radverkehr zu verzeichnen. "Dort sind die Zählwerte im vergangenen Jahr um 25 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren nach oben gegangen." Die Zweite befinde sich an der Autobahn-Überführung Müllroser Chaussee. "Dort ist es vor allem der Arbeitsverkehr. Hier ist ein 20-prozentiger Anstieg zu verzeichnen", erklärt Benke.

Generell fänden Radler gute Bedingungen in der Oderstadt vor, sagt Benke. Seit 2019 ist kein Radler bei Unfällen in der Stadt ums Leben gekommen. Aber: Landesweit wurden 2020 laut Brandenburger Infrastrukturministerium 25 Radfahrer bei Unfällen getötet - ein Plus von 13,6 Prozent. Auch die Zahl der Verletzten schnellte um fast sieben Prozent auf rund 3.100 nach oben.

Gutes Fernradnetz, aber Anschlüsse für Querverbindungen

Auch wenn Radler in mehr als der Hälfte der Fälle selbst schuld an ihren Unfällen seien, macht die Brandenburger ADFC-Geschäftsführerin Westkemper auch die zum Teil holprigen und auch fehlenden Radwege als eine Ursache aus. Mit 21 Radfernwegen im Land sei man in Brandenburg zwar gut dabei. Was aber fehle, sind die Querverbindungen auf dem flachen Land und von der Straße getrennte Radwege.

Bessere Abstimmung der Kommunen beim Radwegbau

"Von knapp 6.000 Kilometer Landestraßen verfügen nur 1.000 Kilometer über Radwege", beklagte sich die ADFC-Landeschefin. Es sei oftmals nicht möglich, von dem einen Dorf in den vier Kilometer Nachbarort zu gelangen, weil an der Kreisgrenze der Radweg einfach aufhöre, sagt Westkemper. Diese Lücken im Netz schränkten die Sicherheit ein und mindern auch die Freude am Radfahren. "Das weiß jeder, der schon einmal mit einem Fahrrad auf einer Landesstraße fahren musste und von einem Auto mit 100 Sachen und kaum Abstand überholt wurde". In Sachen Sicherheit und Struktur müsse Brandenburg mehr machen, verlangte sie.

Infrastrukturminister Beermann zeigte Verständnis und erklärte in diesem Zusammenhang, dass er in diesem Jahr 30 Millionen Euro für den Radverkehr zur Verfügung stellen werde. "Das ist so viel wie nie", betonte der Minister. Damit verfolge er das Ziel, neue und sichere Radwege zu errichten. Er möchte aber auch die Kommunen unterstütze: bei der Planung und sicheren Umsetzung von Infrastrukturen.

Thema: Mobilität

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Radwege müssen von Straßen separiert werden

Letzteres sei für Magdalena Westkemper sehr wichtig. Nur wenn sich Kommunen untereinander abstimmten, komme es beim Radwegebau nicht zu "toten Enden". Wenn das Ministerium diesen Prozess mitsteuern könnte, wäre viel gewonnen. Anett Hoppe, Geschäftsführerin der Tourismus Uckermark wünscht sich, "dass zumindest zukünftig neue Radwege beziehungsweise Modernisierungsprojekte strikt von der Straße getrennt werden." Das habe nicht nur etwas mit Sicherheit zu tun, sondern auch mit der Attraktivität eines Weges. Dann könne man mal in Ruhe absteigen und eine Karte lesen.

Beermann will bei Radwegen neue Wege gehen

Beermann erklärte, dass man gerade die Mobilitäts- und Radfahrstrategie Brandenburgs überarbeiten wolle. Außerdem erarbeite sein Haus eine Potenzial-Analyse von Radschnellwegen. Bis Ende Juni dieses Jahres sollen die Ergebnisse vorgestellt werden. Das seien alles wichtige Grundlagen um dann weiter Bauen und Planen zu können. Allerdings verfüge Brandenburg als fünftgrößtes Bundesland schon jetzt über ein Radwegenetz an Bundes- und Landstraßen von 2.000 Kilometern.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.03.2021, 14:10 Uhr

Beitrag von Georg-Stefan Russew

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