Ukraine-Krieg - Was beim Umgang mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen zu beachten ist

Mi 27.04.22 | 17:47 Uhr | Von Elke Bader
Frau aus der Ukraine mit ihren zwei Kindern, Bild: imago-images / Artyom Geodakyan
Audio: Antenne Brandenburg | 27.04.2022 | Elke Bader | Bild: imago-images

Tausende Mütter fliehen seit Wochen mit ihren Kindern vor dem Krieg in der Ukraine. Die medizinische Erstversorgung in Deutschland ist sichergestellt, doch was ist mit der psychischen Belastung der Kinder und Jugendlichen? Von Elke Bader

Seit mehr als zwei Monaten zerstört der Krieg in der Ukraine die Heimat tausender Ukrainer:innen. Die Folge: Vor allem Frauen fliehen mit ihren Kindern nach Deutschland. Allein in Berlin seien bislang mehr als 58.000 Menschen angekommen, sagte Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) am Dienstag. In Brandenburg sind mehr als 22.000 geflüchtete Ukrainer:innen gemeldet. Viele wollen langfristig bleiben und versuchen, sich ein Leben in Deutschland aufzubauen.

Nach der Registrierung in Deutschland erfolgt die medizinische Erstuntersuchung - die psychische Belastung der Kinder wird dabei aber nicht beachtet. Sind sie traumatisiert oder psychisch krank? Wie mit den vielen geflüchteten Kindern und Jugendlichen umgegangen werden soll, darüber hat am Mittwoch auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Leitenden Klinikärzte Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BAG) im Martin Gropius Krankenhaus in Eberswalde im Rahmen ihrer Jahrestagung beraten.

Arzt fordert gleiche Behandlung geflüchteter Kinder

Jedes Kind muss unterschiedliche Erlebnisse verarbeiten, sagt Hubertus Adam, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Martin Gropius Krankenhaus: "Man muss unterscheiden, was ist das Ereignis, was haben sie erlebt - im Krieg, auf der Flucht, bei der Ankunft, wie werden sie behandelt. Dann muss man sehen, ob sich psychische Folgen ergeben."

Wichtig sei es, dass die Kinder Sicherheit und Schutz erfahren und einen geregelten Alltag in der Kita und Schule erleben können. Die Behandlung seelisch belasteter Kinder wird von den Krankenkassen unterstützt, erklärt Chefarzt Adam: "Wir kriegen sofort Dolmetscherkosten finanziert. Das ist für die arabischen Flüchtlinge, aus Syrien zum Beispiel, immer ein Problem. Das schwächt die Strukturen der klinischen Versorgung."

Das müsse sich dringend ändern, so Adam weiter. Alle Kinder - egal welcher Herkunft - sollten die gleiche Behandlung bekommen.

Kurzbehandlungsprogramme für Geflüchtete

Für die Behandlung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen greifen Kinder- und Jugendpsychiater:innen aus Baden-Württemberg auf bereits bestehende Projekte zurück, berichtet Chefärztin Marianne Klein vom Zentrum für Psychiatrie in Winnenden: "Aus der Flüchtlingswelle 2015/16 haben wir abgeleitet, Kurzbehandlungsprogramme für Geflüchtete - viel mit Bildern oder in einer anderen Sprache."

Dadurch seien scheller Krankheitssymptome festgestellt und behandelt worden. Diese Programme seien jetzt auf ukrainisch übersetzt worden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.04.2022, 16:40 Uhr

Beitrag von Elke Bader

Nächster Artikel