Erstuntersuchungen für Geflüchtete - Wie ukrainische Geflüchtete in Brandenburg medizinisch untersucht werden

Fr 22.04.22 | 15:34 Uhr
Medizinische Erstuntersuchung für Geflüchtete (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 21.04.2022 | Jakub Paczkowski | Bild: rbb

Wer flieht, der denkt zuerst ans Überleben. Um mögliche Krankheiten nach der Ankunft in Deutschland behandeln zu können, nehmen Kliniken wie das in Frankfurt (Oder) Erstuntersuchungen von Geflüchteten vor. Freiwillige helfen dabei mit.

In mehr als der Hälfte aller Krankenhäuser in Brandenburg werden aktuell Erstuntersuchungen für Geflüchtete gemacht. Blutdruck messen, Oberkörper anhören, Lunge röntgen oder Impfpass checken: Es geht um einen allgemeinen Gesundheitscheck. Vor fast einem Monat begann die Terminvergabe. Laut Sozialämtern sind in Brandenburg aktuell circa 22.500 Geflüchtete aus der Ukraine gemeldet.

Frankfurt (Oder) an der polnischen Grenze ist für viele Geflüchtete der erste Halt in Deutschland. Im dortigen Krankenhaus Markendorf werden täglich etwa 50 geflüchtete Menschen aus der Ukraine untersucht. Die meisten von ihnen sind zwischen 30 und 50 Jahre alt und im Prinzip gesund. Allerdings haben viele von ihnen erhöhten Blutdruck, ein Anzeichen für erhöhten Stress, sagt der Arzt Farokhzad Baharestani. "Es ist traurig, dass Menschen aus ihrem Leben ausgerissen sind. Es ist belastend", so der Arzt.

Dolmetscher bei den Untersuchungen notwendig

Auch Kinder werden im Frankfurter Krankenhaus untersucht. Denn ohne einen ärztlichen Check dürfen sie sonst nicht in eine Schule gehen. Pro Patient muss mit einer Stunde Untersuchungsdauer gerechnet werden. Neben der Röntgenuntersuchung sowie Blutdruck- und Pulsmessung werden die Geflüchteten auf übertragbare Krankheiten wie Tuberkulose oder Polio untersucht.

Dolmetscherhilfe sei bei den Erstuntersuchungen dringend erforderlich, sagt die Ärztin Margret Seewald. Man habe eine Erhebung gemacht und herausgefunden, welche Mitarbeiter Russisch oder Ukrainisch sprechen können. "So dass wir hier einen eigenen Personalpool haben, die eben hier sprachlich kompetent Auskunft geben können", sagt Seewald.

Freiwillige helfen mit

Die langen Untersuchungen seien für die Mitarbeiter eine große Belastung, denn aktuell habe man im Klinikum auch mit vielen Personalausfällen durch Corona zu kämpfen, sagt Frank Hoffmann, ärztlicher Direktor des Klinikums. "Ich bin sehr froh, dass es relativ problemlos war, hier Freiwillige aus dem ärztlichen Bereich, aus dem Pflegebereich und aus der Administration zu finden", so Hoffmann.

Im Land Brandenburg beteiligen sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums aktuell 34 Krankenhäuser an den Erstuntersuchungen. Das Angebot richtet sich an alle Geflüchtete, egal ob sie in Massenunterkünften wohnen oder auch privat untergebracht sind.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 21.04.2022, 19:30 Uhr

Mit Material von Jakub Paczkowski

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