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Audio: Antenne Brandenburg | 20.07.2022 | Imker-Sprecher Holger Ackermann | Quelle: rbb

Hitzewelle in Deutschland

So sollten wir aktuell mit Bienen und Wespen umgehen

Das Wetter wird auch für Bienen zur Belastungsprobe. Aufgrund der Trockenheit ist die Nahrungsgrundlage knapp. Doch der Mensch kann helfen. Bei den vielen Wespen dagegen ist Vorsicht geboten. Von Tony Schönberg und Georg-Stefan Russew

Nicht nur der Mensch, sondern auch Bienen und Hummeln haben unter Hitze und Trockenheit aktuell stark zu kämpfen. Oft fänden sich unter großen Bäumen wie Linden abgestürzte Insekten, die aufgrund Energiemangels nicht mehr flugfähig seien, hieß es vom Brandenburgischen Imkerverband. Laut Sprecher Holger Ackermann aus Storkow (Oder-Spree) ist das Hauptproblem, "dass bei einer so großen Trockenheit die Bäume zwar Pollen produzieren, aber keinen Nektar haben. Wenn Bienen und Hummeln aber fliegen wollen, müssen sie Nektar zu sich nehmen, um den Flugmuskel zu versorgen."

Höhepunkt der Hitzewelle

39,1 Grad in Langenlipsdorf gemessen

Die Hitzeglocke über der Region führte am Mittwoch in Langenlipsdorf, Wiesenburg, Potsdam und Berlin-Buch zu Temperaturrekorden. 40 Grad und mehr wurden aber nicht erreicht. Am Donnerstag soll es weniger heiß werden.

Den Insekten ein Schlückchen gönnen

Wichtig sei für die Insekten auch, dass Menschen in Gärten und auf Balkonen gefüllte Wassernäpfe aufstellten, damit diese besser durch die Hitze kämen, sagte Ackermann weiter. "Wer hat, sollte ein bisschen Moos reinmachen, dass die Tiere nicht ertrinken." Bienen brächten das Wasser in ihre Stöcke und kühlten damit ihren Nachwuchs. Dort müsse die Temperatur konstant gehalten werden.

Generell seien die Bienen in Brandenburg aber trotz zum Teil wechselhaften Wetters bisher verhältnismäßig gut durch das Jahr gekommen, so Ackermann weiter. Da es im Frühjahr kaum Nachfröste gegeben habe, seien bis dato zumindest keine Blüten erfroren. "Leider hatten wir wieder so 20 Prozent Winterverluste. Aber es hat eben immer noch gereicht, um unsere Obst-Kulturen zu bestäuben." Das sei auch der Grund, warum die Obsternste, etwa bei Kirschen, Äpfeln oder Pflaumen vergleichsweise gut ausfalle.

Zur Qualität des Honigs sagte Ackermann, dass dieser in diesem Jahr sehr trocken sei. Der wenige Regen habe dort auch Vorteile. "Der Wasserhalt im Honig muss geringgehalten werden. Wenn wir feuchte Jahre haben, kann es sein, dass der Imker den Honig zu feucht erntet und er verdirbt." Aktuell hätten aber die Frühjahr- und auch die ersten Sommerhonige nur geringe Wasser-Anteile. Der Geschmack sei dadurch kräftiger.

Temperaturen bis 40 Grad möglich

Fürstenwalder Tiergarten ist für Hitzeglocke gewappnet

Nur wenige Wespen aggressiv, aber Vorsicht ist geboten

Vermehrte Vorsicht ist derzeit beim Eisessen geboten: Der Naturschutzbund (Nabu) spricht von einem "Wespenjahr". So wurden beim Regionalverband Berlin bisher 370 Beratungsanfragen gestellt - und damit drei Mal so viele wie 2021.

Auch in Brandenburg werden in diesem Sommer laut Nabu vermehrt Wespen gesichtet. So trete das Phänomen etwa an der Oder auf. Allerdings müssten sich die Menschen keine größeren Sorgen machen, da es sich dabei um die Sächsische Wespe handele, sagte Imker-Sprecher Ackermann. Diese habe ein sehr viel friedfertigeres Wesen als andere Artgenossen.

"Wir haben in Brandenburg elf Wespen-Arten. Von denen sind eigentlich nur zwei nervig. Das sind die Deutsche und die Gemeine Wespe", so Ackermann weiter. Die sächsischen Vertreter seien eher selten auf der Kaffee-Tafel zu finden, da diese Blattläuse an Nahrung bevorzugen. "Das sind Räuber und haben auch nicht eine solch hohe Verteidigungsbereitschaft wie die Deutsche Wespe."

Tipps für den richtigen Umgang

Um trotzdem Ärger und Stiche im Freien zu vermeiden, rät der Nabu auf seiner Internetseite [nabu.de] dazu, Nahrungsmittel abzudecken. Stattdessen könne eine sogenannte Ablenkungsfütterung aufgestellt werden. "Überreife Weintrauben sind dazu am besten geeignet. Fünf bis zehn Meter vom Ort des eigentlichen Geschehens entfernt aufgestellt, halten die Früchte die Wespen in Schach." Auch Parfums, Cremes und bunte Kleidung können Wespen anlocken.

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Auf keinen Fall sollte nach den Tieren geschlagen oder sich hektisch bewegt werden. Sie zu töten, ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten. Die Naturschutzbehörden können bei Verstößen empfindliche Geldbußen verhängen. Am besten ist es laut Nabu, ruhig zu bleiben, da die Tischgäste den Angstschweiß riechen könnten. "Auch das Wegpusten der Tiere ist nicht ratsam. Das im Atem enthaltene Kohlendioxid gilt im Wespennest als Alarmsignal." Sollten die Wespen trotz aller Vorsicht doch mal zustechen, helfe es, eine halbierte Zwiebel auf die Stelle zu pressen oder zu kühlen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.07.2022, 07:30 Uhr

Beitrag von Tony Schönberg und Georg-Stefan Russew

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