Finanzielle Schwierigkeiten - Noch kein Plan für das Kloster Chorin

Do 06.04.23 | 17:32 Uhr
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Die historische Kosteranlage Chorin, umgeben vom Waldgebiet (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 06.04.2023 | Tobias Hausdorf | Bild: dpa/Patrick Pleul

Die Zukunft des Klosters Chorin ist ungewiss: Der Eigenbetrieb schreibt rote Zahlen, die Gemeinde will sich zurückziehen - auch weil sie sich überfordert sieht. Das Land Brandenburg soll übernehmen, das aber will die Gemeinde überzeugen weiterzumachen.

Am Donnerstag beginnt das Oster-Klosterfest in Chorin (Barnim), doch dieses Jahr wird das Fest überschattet: Nachdem sich das Land Brandenburg auf die Suche nach einem neuen Betreiber gemacht hatte, ringen nun Land, Gemeinde und Eigenbetrieb im Hintergrund um eine Lösung für das Kloster, das rote Zahlen schreibt. Der laufende Vertrag mit dem Eigenbetrieb der Gemeinde läuft bis zum Ende des Jahres, danach will die Gemeinde nicht weitermachen.

Ein Minus von 173.000 Euro

"Wir haben ja der Gemeinde ein Angebot gemacht, was sehr robust war, wir haben alle Forderungen erfüllt", sagte Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange (SPD) dem rbb. Ihr Ministerium habe einen Ausgleich des Defizits angeboten, außerdem höhere Zuschüsse, ab 2024 150.000 Euro pro Jahr. Bisher bekommt das Kloster jährlich einen Zuschuss von 90.000 Euro.

Doch damit konnte sie die Gemeinde nicht überzeugen. Diese kennt die finanzielle Probleme des Eigenbetriebs sehr gut: In den vergangenen Jahren hat sich ein Minus von 173.000 Euro angehäuft. Grund seien die ausbleibenden Veranstaltungen und sinkende Besucherzahlen in der Corona-Pandemie. "Wichtig ist, dass jetzt alle Beteiligten an den Tisch kommen und dann nach konstruktiven Lösungen suchen“, sagte Lange weiter.

Doch damit fangen die Probleme an, denn die Trägerstruktur ist kompliziert: Das Kloster, ein Baudenkmal, gehört dem Land Brandenburg. Betreiber aber ist das Amt Britz-Chorin-Oderberg mit dem Eigenbetrieb Kloster Chorin. Dieser hat nun mit dem Defizit zu kämpfen. Anfang Mai soll eine neue Trägerstruktur in Chorin besprochen werden, so Lange. Die 1258 gegründete ehemalige Zisterzienserabtei ist eines der kulturellen Aushängeschilder Brandenburgs.

Amt schlägt landeseigenes Unternehmen vor

Dabei gehe es nicht nur ums Geld: Die Verwaltung des Amts Britz-Chorin-Oderberg sei inzwischen überfordert, sagte Amtsdirektor Jörg Matthes dem rbb. "Der Aufwand ist mittlerweile so, dass man sagen kann, wir betreuen nicht acht Kommunen, sondern praktisch eine neunte Kommune vom Aufwand nebenbei, nämlich den Eigenbetrieb Chorin." Die Amtsgemeinde habe daher die Vertragsverhandlungen über den Weiterbetrieb Ende Februar beendet.

Das Kloster zu betreiben, das wolle Matthes ans Land Brandenburg abgeben. Dafür hat eine Lösungsidee: Ein landeseigenes Unternehmen. "Wir selber gründen ja auch gemeindliche Unternehmen in den verschiedensten Rechtsformen", sagte Matthes. Man brauche nur ein Startsignal und das Unternehmen könne binnen eines halben Jahres abgewickelt sein, so der Amtsdirektor. "Wir wollen das Land nicht im Regen stehen lassen, wir bringen uns da mit ein."

Betreiber wünscht sich Planungssicherheit

Zusammenarbeit – die betonen alle Beteiligten. Doch es gibt weiterhin keinen konkreten Plan für das Kloster. "Für uns ist es ganz wichtig, dass es eine langfristige Lösung ist, bei der wir langfristig auch planen können", sagte Franziska Siedler, Leiterin des Eigenbetriebs Kloster Chorin. Es gelten Absprachen und Vereinbarungen mit Veranstaltern, die über das Jahr 2023 hinausführen. Man möchte weiter verlässlich Auskunft geben und Vereinbarungen langfristig eingehen, so Siedler.

"Wir haben hier eine ganz wunderbare Dauerausstellung auf 800 Quadratmetern [..] und es ist natürlich wichtig, dass die Anlage nach wie vor für alle Gäste zugänglich bleibt", sagte Siedler. Sie hoffe, die Klosteranlage mit Unterstützung des Landes weiterhin zu entwickeln und zu betreiben.

Ihr Vertrag und der der zehn Mitarbeitenden endet am 31. Dezember dieses Jahres. Auch wenn das Kulturprogramm davon bisher nicht berührt ist: Für das Kloster wird es ein Jahr der Entscheidung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.04.2023, 15:10 Uhr

Mit Material von Tobias Hausdorf.

13 Kommentare

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  1. 13.

    Das Geld hätte doch locker bezahlt werden können.
    Dem alten Betreiber sollte man weiterhin vertrauen. Denn die Besucherzahlen gingen ja wirklich zurück.Jetzt wo sich alles normalisiert. Mehr Werbung könnte man auch für das Kloster Chorin machen. Nicht nur mit ernster Musik. Theatervorstellungen komödianter Art und alles was Freude und Anregung bietet sollte stattfinden.

  2. 12.

    Es geht doch garnicht um die Trägerschaft oder die Erhaltung des Klosters, sondern um die Bewirtschaftung und die daraus resultierenden Kosten. Die Kommune hatte eine eigene Vermarktung mit einer eigenen Gesellschaft gegründet. Und die hat jetzt eine Defizit erwirtschaftet und keinen Gewinn. Sowas nennt man unternehmerisches Risiko oder einfach verzockt. Das Land trägt ja schon die Kosten für die Unterhaltung des Klosters und bezuschusst den kommunalen Betrieb. Vielleicht sollte die Kommune mal ihr Konzept überdenken, ehe sie Geld vom Land fordert. Die Vermarktung des Klosters ist nämlich grausam. 14 Euro Eintritt, meist unfreundliche Öffnungszeiten des Cafés und außer den Konzerten im Sommer nichts, was das kloster attraktiv macht, leider.

  3. 11.

    Ach, erst enteignen und dann fast 500 Jahre später soll der Enteignete die Kosten tragen? Das Ding gehört dem Staat, weil er es der Kirche weggenommen hat.

    Eine kleine Kommune ist damit überfordert. Hier muss das Land handeln, wenn nicht gar eine bundesstaatliche Lösung her soll. Brandenburg steht in der Pflicht.

  4. 10.

    Und wieder höre ich Corona.

  5. 9.

    Leider ein weiteres Beispiel wie staatliches Unternehmertum scheitert. Warum gibt man dieses wundervolle Baudenkmal, unter klarer Gestaltungsabsprache, nicht in private Hände? Meist funktioniert so was dann besser und bringt Steuern.

  6. 8.

    Angesichts der Bedeutung des Denkmals für die sehr frühe Entwicklung Europas, für die kirchliche Entwicklung etc. muss die Anlage in staatl. Händen sein. Eine kleine Kommune ist wie damals ein Fortsbetrieb(!)- völlig überfordert. Es braucht einen sog. Vermarktungsbetrieb u. es müssen sich Wissenschaft/Forschung, die Kirchen u. der Tourismus beteiligen.Viell. eine Stiftung? Denn es ist Kultur-/Siedlungs-geschichte in Mitteleuropa u. die kann weder Bbg noch die BRD am Garderobenhaken von heute wie einen Mantel abgeben. Man stelle sich vor, dass der namensgebende Ort sogar mit dem Bahnnetz verbunden ist. Was sollen denn Denkmale "sagen", die sich irgendwo "in der Prärie" befinden u. evtl. ausschließl. mit dem Auto zu erreichen sind? Klar, man muss mit(!)dem Denkmal leben können. Gerade dieser Ort bietet an sich doch viel:Backen, altes Handwerk, Kräuterkunde/Gemüsegarten/Blumenzucht - aber man muss es wollen u.die Leute im Ort müssen es als Einnahmequelle/Broterwerb anerkennen (wollen).

  7. 7.

    Bitte? Dann schau mal nach, wann die Säkularisation war. Dein Kommentar ist peinlich.

  8. 6.

    Dafür gibts jetzt kein Geld. Basta. Vielleicht mal die Hauptpositionen der Brandenburger Ausgaben im Landeshaushalt abspecken.

  9. 5.

    Kloster Chorin ist kein aktives Kloster. Daher müssen Land und Bund für den Unterhalt sorgen.

    Und genau dafür werden Steuermittel eingesetzt. Letztlich muss dieses Baudenkmal erhalten und unterhalten werden.

  10. 4.

    Reich an Bauwerken und zu arm, sie als Kulturerbe nachhaltig zu erhalten.

  11. 3.

    .. fragt doch mal unsere reichen Kirchen nach der Kohle und nicht mit Steuermitteln..

  12. 1.

    Die Lösung mit dem Land läge tatsächlich nahe. Schließlich steht Chorin mit Lehnin und Himmelpfort in Verbindung, mit Lehnin als seinerzeitiges Mutterkloster, mit Himmelpfort in als ehemaliges Schwesterkloster. Die (weltliche) Gemeinde sehe ich bei der Dimension dieses überlieferten Kulturerbes überfordert.

    (Übrigens spielte Chorin seinerzeit im Film Vaya con dios eine Rolle. Der fiktive Orden der Cantorianer, der sich ausschließlich dem Singen, keinesfalls aber dem Wirtschaften hingegeben hat, hatte im Film das Kloster (fiktiv: Kloster Auerbach) finanziell an die Wand gefahren, die Glaubensbrüder mussten sich darum zu ihren Mitbrüdern nach Italien aufmachen.

    Jetzt ist es seit Jahrhunderten "weltlich" - und doch oder gerade deswegen von höchstem kulturellen Wert.

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