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Audio: Antenne Brandenburg | 05.08.2022 | Michael Lietz | Quelle: dpa/Thomas Trutschel

Grundsteuer bei Landwirten

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Weil die Grundsteuer neu berechnet wird, müssen seit Juli Grundstückbesitzer den Finanzämtern ihre Daten online übermitteln. Landwirte mit vielen Flurstücken beklagen den bürokratischen Aufwand und bekommen nun Hilfe.

Im Büro von Martin Schultze stapeln sich die Akten. Dazwischen liegen Flurkarten, Bauunterlagen aus DDR-Zeiten und Schreiben von zwei Finanzämtern: Cottbus und Calau sind zuständig für die Ländereien des Landwirtschaftsbetriebes Ressen-Lindchen GmbH. Die Ackerflächen verteilen sich auf exakt 1.339 Flurstücke. Und genau das sei das Problem, sagt Geschäftsführer Martin Schultze, nachdem er sich online im Finanzamt-Portal eingeloggt hat.

Bis Ende Oktober müssen Millionen Menschen in Deutschland eine Grundsteuererklärung beim Finanzamt abgeben, weil die Werte für die Grundsteuern veraltet sind. Landwirte, die wie Martin Schultze mehrere Flurstücke besitzen, stehen vor einer großen Herausforderung: "Man muss jedes einzelne Flurstück für sich behandeln", sagt er. Jedes Mal anklicken, bearbeiten, Angaben machen. "Das dauert mehrere Minuten und wenn man das mit Tausend multiplizieren muss, dann kommen Arbeitsstunden, -tage und -wochen zusammen."

Stichtag 31. Oktober

Wie die Neuberechnung der Grundsteuer die Digitalisierung beschleunigen soll - und Nerven kostet

Grundstücksbesitzer werden derzeit zum Formular gebeten. Im Steuerportal Elster müssen sie eine Erklärung abgeben, mit der die Grundsteuer neu berechnet wird. Hunderttausende trifft das in Berlin - nicht jeder kommt mit dem System zurecht. Von Iris Völlnagel

Ein "bürokratischer Kraftakt"

Die Neuberechnung der Grundsteuer wird nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2018 notwendig. Das Gericht hatte die bisherigen Regelungen für die Berechnung der Steuer für verfassungswidrig erklärt. Erst im Juli 2022 wurden Wohnungs-, Haus und Grundstücksbesitzer dazu aufgerufen, im Online-Portal des Finanzamtes ihre Daten einzutragen. Aufgrund der Angaben soll die Grundsteuer bis Ende 2024 neu berechnet werden. In Brandenburg werden nach Angaben der Landes etwa 1,3 Millionen Hektar – fast die Hälfte der Landesfläche – von 5.300 landwirtschaftlichen Betrieben benutzt.

"Hier wird relativ viel Arbeit abgewälzt", beschwert sich Borjana Dinewa-Zelt, Sprecherin beim Bauernverband Südbrandenburg. Sie spricht von einem "bürokratischen Kraftakt". Es gebe viel Unverständnis für das Prozedere, da die Daten bereits bei den Finanzämtern vorliegen würden. "Warum müssen wir jedes Mal jedes einzelne Flurstück anfassen und die Daten einpflegen?", sagt Dinewa-Zelt dem rbb. Für Landwirte auf dem Land sei dazu die wackelige Internetverbindung ein Problem, so die Sprecherin.

Finanzämter arbeiten an Lösung für Landwirte

Derzeit leisten die Bauernverbände Nachhilfe und bieten Schulungen an, wie Diwana-Zelt dem rbb sagt. Bei Bedarf gebe es auch Einzelfallhilfe. Der Landwirt Schultze hat auch Hilfe bekommen – allerdings vom Finanzamt selbst. "Die Beamten vom Finanzamt haben mir zugesagt, dass sie sich um meine Probleme kümmern wollen", sagt Schultze. "Die Bauern neigen ja immer dazu zu meckern, aber jetzt muss ich mal loben", so der Landwirt.

Er müsse jetzt die vielen Flurstücke nicht einzeln eintippen, es werde an einer Lösung gearbeitet. Er freue sich, dass das Problem beim Finanzamt endlich angekommen sei. Er empfiehlt anderen Landwirten, beim Finanzamt anzurufen. Drei Monate Zeit haben sie noch.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.08.2022, 14:20 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

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